Big Island

Unser Cottage im Dschungel
Unser Cottage im Dschungel

Nach den vielen Wüsten, die wir auf unserer bisherigen USA-Reise durchquerten, bekommen wir auf Hawaii nun einen kräftigen Kontrast dazu geboten.
Anders als ich es mir vorstellte, ist es nicht so, dass wir hier jeden Tag bei 40 Grad am Strand liegen. Dass es nicht so ist, das hat zum Teil mit unserer Wahl zu tun, uns für sechs Tage ein Cottage an der Ostküste von Big Island zu nehmen, etwa 20 Kilometer südlich von Hilo gelegen. Tja, und Hilo, so haben wir nun gelernt, gehört zu den regenreichsten Städten der Welt… Zudem kamen in den letzten beiden Tagen auch noch Warnmeldungen vor den Ausläufern eines tropischen Sturms im Radio, der vor der Küste Hawaiis tobte -es sei mit starkem Regen und Wind zu rechnen, man möge auf weitere Meldungen lauschen.
Sehr starke Regenfälle gab es denn auch tatsächlich. Es prasselte heftig auf das Dach unseres Hozhäuschen, was uns auf unserer riesigen Veranda aber gerade mal gar nicht juckte.

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Irgendwoher muss der tropische Garten mit den Avocado, Limetten, Guaven und Orchideen um uns herum ja schließlich kommen 😉20150922-Hawaii-Lumix-61

Das ist dann auch schon der zweite Grund, warum das Strandleben bislang noch nicht stattfand: Unser Häuschen liegt nicht am Strand. Es liegt im Dschungel!
Fährt man vom Highway auf die Orchidroad ab, so ist es fast noch ein Kilometer auf unbefestigter und unbenamter Straße zu fahren, im Schneckentempo durch wassergefüllte Schlaglochkaskaden.
Es war ein idealer Ort, um von den vielen zurückgelegten Kilometern zu entspannen und einfach mal fast nichts zu tun, außer ab und an einen der wunderschönen 20150921-Hawaii-Lumix-24Goldstaubtag-Geckos zu beobachten oder in der Dunkelheit den Fröschen zuzuhören, die hier wie Vögel singen können.
Wer sich das mal ansehen mag, der kann die Homepage der beiden sehr netten Betreiber besuchen: Cottage-Homepage
Ab und an haben wir aber durchaus etwas unternommen. So fuhren wir zu einem Abendmarkt nahe dem Meer. Eigentlich war es so etwas wie ein Hippietreffen auf dem Lande. Menschen allen Alters liefen dort in Hawaiihemden oder Batikklamotten herum. Ca. 60 Prozent waren teils heftig tätowiert und alle lachten einen freundlich an -ok, ab und an lag auch ein süßlicher Geruch in der Luft…
Neben Essen wurde dort vor allem selbstgebastelter Schmuck feilgeboten, aber auch waffenfähige Bumerangs. Auf einer Bühne spielte eine Band hawaiianischer Wonnebrocken 20150924-Hawaii-Lumix-96Hula-Musik und immer wieder kamen einzelne Gäste hinzu, die sich grazil im sanften Rhythmus der Musik bewegten. Es herrschte eine sehr gute Stimmung.
An einem anderen Tag besuchten wir den Vulkan Nationalpark. Big Island ist, wie der Name schon sagt, die größte der hawaiianischen Inseln und sie wächst stetig weiter. Dies kommt von den vulkanischen Aktivitäten, deren Spuren man allenthalben beobachten kann: Immer wieder gibt es die natürlich länger schon abgekühlten Lavaströme zu sehen, die alles niederwalzten, was ihnen im Wege stand. Steht man in solch einem Lavastrom, dann sieht es eigentlich aus, als hätte ein gigantischer Pflug einen Acker mehrere Meter tief komplett auf den Kopf gestellt. 20150924-Hawaii-Lumix-133Aber das, was wie Erde ausschaut, das ist dann doch Gestein, wenn auch sehr poröses. Nach und nach setzt sich die Pflanzenwelt auch dort wieder durch und aus dem teils tiefschwarzen Grund, stechen grün leuchtende Blätter hervor.
Wir durchwanderten einen ausgekühlten Krater, der zuletzt 1959 ausgebrochen war und aus dem auch noch heute immer wieder Rauchschwaden aufsteigen. Am Abend dann, konnte man von einem Aussichtspunkt aus einen Blick auf einen noch immer aktiven Krater erhaschen.20150924-Hawaii-Nikon-58 In der Dunkelheit wurde er von der tief unten wabernden, glühenden Lava tief rot erleuchtet.
Aber wir haben auch ein wenig vom Leben in einer kleinen hawaiianischen Stadt mitbekommen, denn an unserem letzten Abend gab es in Hilo eine lange (tatsächlich für alle alkoholfreie) Nacht mit diversen Bands auf verschiedenen Bühnen. Es wurde teilweise heftig wild getanzt und man konnte so manch interessante Type beobachten, die bei uns vermutlich gleich nach Berlin entschwinden würde. Hier tut es Hilo 🙂
Hilo hat was, nicht nur Regen!

I’m afraid of Americans

Das ist der Titel eines David Bowie Songs und um es vorwegzuschicken: Nein, ich habe die Phalanx der Ami-Skeptiker nicht verlassen. Denn wie vorbildlich kann eine Nation schon sein, bei der am Eingang zu öffentlichen Bibliotheken ein Schild prangen muss, auf dem eine Pistole mit durchgezogenem roten Diagonalbalken zu sehen ist?
Oder noch schlimmer: Die den deutschen Erfindergeist unterschätzt und uns nicht die eine oder andere Dreistigkeit bei der Vermarktung unserer Produkte und der Einhaltung ihrer läppischen Abgasnormen zutraut ;-)?
Ob jetzt Fracking, NSA-Spionage, Guantamo oder VW-Beschiss -wen von den Entscheidungsträgern kümmert es denn wirklich? Und was die können, das können wir schon lange -also, böse Buben sein.
Aber um zum Positiven überzugehen, möchte ich doch auf meine Läuterung in zumindest einem Punkt hinweisen.
Hatte ich schon in der Schule gelernt, dass der Ami oberflächlich sei und nichts anderes als Smalltalk pflege, was selbstredend als minderwertig zu betrachten wäre, so durfte ich auf unserer Reise erfahren, wie gut diese Art doch sein kann.
Allenthalben wird man freundlich angesprochen, wird einem das Interesse am Anderen signalisiert. Man wird zu einem Gespräch eingeladen und kann dies annehmen, ohne die Befürchtung im Hinterkopf zu haben: Oh ne, was quatscht der mich an? Ich will mich jetzt nicht die nächsten sechs Stunden im Flieger mit dem unterhalten.
Denn das Gespräch ist zunächst einmal eine Freundlichkeit, bei der auch jederzeit klar ist, dass man nach ein paar Minuten wieder seiner Wege gehen kann. Die zwanghafte Verbindlichkeit, diese digitale 0 oder 1 Option der Beziehungspflege bei uns zuhause, die ist hier tatsächlich ausgehebelt. Man tritt sich hier mit einer oft auch erfrischenden Unverbindlichkeit gegenüber und hat so im Laufe eines Tages immer wieder erfreuliche Kurzkontakte, die bei uns gar nicht erst zugelassen werden.
Ist das nicht eigentlich schade?

Neun Gerüchte über Hawaii, die wir widerlegen

Nummer 1: Es gibt kein Bier auf Hawaii

Ha, gibt es doch! Sie haben ihr eigenes und – falls das nicht reicht – auch noch unseres!
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Nummer 2: Hawaii ist Tag und Nacht von tropischer Wärme geküsst

Das dachte sich auch Eric, als er meinen Rat in den Wind schlug und keine Jacke mitnahm zum abendlichen Vulkangucken. Total durchgefroren setzten wir uns danach ins Auto und fuhren mit voll aufgedrehter Autoheizung durch den tropischen Urwald zurück.

Nummer 3: Hula lebt maximal noch als Hula Hoop Reifen

Unseren Vermietern sei Dank konnten wir Original Hula in Uncle Robert’s Kava Bar erleben. Wahnsinn! So möchte ich auch tanzen können…

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Nummer 4: Rohen Fisch mit Reis gibt’s nur als Sushi und Sashimi
Poke!!!! Ich könnte mich reinlegen! Und den frischesten, wahrscheinlich auch besten gibt es im Suisan Fish Market, bestimmt 10 verschiedene Sorten, zwei davon angerichtet auf warmem Reis – genial!
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Nummer 5: Hawaii glänzt durch steten Sonnenschein

Tja, stimmt wohl für den größten Teil. Aber nicht für Hilo, eine der regenreichsten Städte der Welt. Unser Haus liegt im Bezirk Hilo… Gerade trommelt wieder ein heftiger Guss auf das Dach unserer Veranda. Die Frösche freut’s, sie quaken noch lauter. Aber egal, wir sind nicht zum Braunwerden hier.

Nummer 6: Milch wird ja wohl billiger sein als Benzin

Pah, hier kriegt man locker zwei Gallonen Benzin für eine Gallone Milch. Die kommt nämlich gekühlt vom Festland und das ist 6000 km weg. Also gehen wir sparsam mit dem weißen Gold um genauso wie mit Brot, eine Packung Toast für fünf Dollar… Dafür gab’s zwei frische Papaya vorhin auf dem Markt für einen Dollar, gleicht sich also wieder aus.

Nummer 7: Die weißen Traumstrände Hawaiis warten eine Ewigkeit auf Dich
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Eine ganze Menge sind auch schwarz und darüber freuen sich vor allem die Schildkröten, die sich im warmen Sand gerne mal von ihrer Schwimmerei ausruhen. Wenn die Vulkane spucken, kann ein Strand aber schnell auch von Lava überrollt werden und wo heute noch Meer ist, kann bald schon ein neuer Strand gewachsen sein.

 

Nummer 8: Geckos ernähren sich nur von Insekten

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Der da nicht! Die anderen hier sind aber auch so schön grün, obwohl sie keine Marmelade kriegen…

 

 

Nummer 9: Eric hat auf Hawaii die Weißfleckenkrankheit ereilt!

Nein, er lief nur zu wenig barfuß und viel zu lange mit seinen Sandalen rum… 20150921-Hawaii-Lumix-39

22 Stunden L.A.

Ein kurzer Abstecher nach Los Angeles vor unserem Weiterflug nach Hawaii, das war der Plan. Vielleicht ein gemütliches Abendessen mit Michael und seiner Freundin Tara, früh ins Bett und nach einem opulenten Frühstück auf zum Flughafen. Hatten wir gedacht…

Michael ist der Bruder von Erics Freund Johannes, und lebt seit über 20 Jahren in Los Angeles. Von ihm kam ein paar Tage vorher die Ankündigung, in die Hollywood Bowl zu einer Abba-Show gehen zu wollen. Wir können uns um halb 8 vor der dem Einlass treffen. Ja, warum nicht? Wir hatten zeitlich großzügig geplant, sogar noch einen kurzen Abstecher ins Outlet-Center eingeschoben und es sah alles entspannt aus, doch dann kamen wir ins Verkehrschaos von LA. 60 km vor der Hollywood Bowl fing das Schritttempo an und so kamen
wir erst kurz vor halb 8 an. Um von Michael sofort je ein Schild „20150919-Los-Angeles-Lumix-03We need 1-5 tix“ in die Hand gedrückt zu bekommen. Eine halbe Stunde später hatten wir 11 Gratis-Tickets und einem schönen Abend mit Abba stand nichts mehr im Wege. Die Plätze waren klasse, die Temperaturen sehr mild, das letzte Bier aus unserem Kofferraum schmeckte auch lauwarm, die Leute um uns rum waren gut drauf. Zunächst trat – quasi als Vorgruppe – der Schwulenchor von Los Angeles an und präsentierte die größten Elton-John-Hits – sehr witzig!

Und dann kam Abba, 20150919-Los-Angeles-Lumix-18nicht ganz die echten, aber wenigstens aus Schweden und dem Original sowohl stimmlich als auch äußerlich verblüffend ähnlich. Die Stimmung stieg, alles tanzte und sang mit.

Als Elfjährige hatte ich in Hamburg leider viel zu spät erfahren, dass Abba ein Konzert geben, daraufhin meine Eltern angefleht, sie mögen etwas tun, damit ich an Karten für die längst ausverkaufte Show komme. Daraufhin gaben sie tatsächlich ein Inserat im Hamburger Abendblatt auf „Bieten Höchstpreise für Abba-Karten“, aber diejenigen, die sich dann meldeten, hatten so unverschämt Preisvorstellungen, dass ich nie an Tickets kam. Aber jetzt, in der legendären 20150919-Los-Angeles-Lumix-07
Hollywood Bowl, in der schon die anderen Idole 20150919-Los-Angeles-Lumix-15meiner Jugend, die Beatles, aufgetreten waren, da konnte ich endlich Dancing Queen und Thank you für the music mitsingen, fast textsicherer als alle native singer um mich drum rum.

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Berauscht von einem knallbunten und fröhlichen Abend liefen wir durch die Straßen zu unseren Autos. Michael wollte uns noch einen kurzen Eindruck von der Stadt geben, ließ am Rande unseres Spaziergangs kurz durchblicken, dass er sich zu seinem 50. einen Porsche20150920-Los-Angeles-Lumix-37 gekauft hätte und bot mir an, ich könne mit ihm fahren. Und so fand ich mich in einem offenen Porsche-Cabriolet wieder und donnerte zu den dröhnenden Bässen von U2 durch die kalifornische Nacht, erntete neidische Blicke, als wir den Hollywood Boulevard vorbei an den Nachtclubs und mondänen Hotels  brausten. Jetzt bin ich ja eigentlich nicht leicht zu kriegen mit diesen flotten Flitzern, aber das war schon – sorry – geil!

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Erst ging es hinauf auf einen der vielen Hügel, um einen phantastischen Blick über die nächtliche Stadt zu ergattern, beschallt von der Dachterrasse eines sicherlich millionenschweren Häuschens hinter uns, auf der offensichtlich eine Poolparty mit Topblick über LA stattfand. Dann weiter durch die Stadt. Meine anfänglich vielleicht sogar etwas mitleidige Feststellung „Den kannst Du doch hier gar nicht richtig ausfahren“ erwies sich als Trugschluss – man kann… In schneller Folge gab es den Hollywood Boulevard, den Walk of Fame, das Chinese Theatre, die Location der Oscar-Verleihung, die Tophotels Hollywoods („Los, lauft da mal durch“. Haben wir natürlich gemacht), den Sunset Strip, den Rodeo Drive. Michael und ich im Porsche voran, Eric mit unserem treuen Jetta immer hinterher.

Es war schon nach 3 als wir im Büro von Michael ankamen, Airbnb-bedingt war sein Gästezimmer belegt, aber die ziemlich coole Kreativwerkstatt war ein sehr guter Ersatz. Airbed aufgepumpt und nur noch ins Bett fallen.

Um neun wachte ich auf, einigermaßen gerädert und nach dem Blick auf die Uhr mit der Überzeugung, dass es wohl zu spät sei für den Gospelgottesdienst, den Michael uns wärmstens empfohlen hatte. Schade… Da klingelt das Telefon, Anziehen, er ist in 5 Minuten mit Frühstück da und hat ein Auto für uns aufgetrieben, damit wir unseren Mietwagen rechtzeitig abgeben und trotzdem für den Rest des Tages mobil sein können. Also doch Gospelkirche! Kurz nach 10 kommen wir an, werden superfreundlich begrüßt, recht weit vorne in eine der Bankreihen gewunken, der Chor beginnt, dann Kirchen-TV über die beiden großen Monitore, der Pfarrer verkündet Neuigkeiten aus der Geme20150920-Los-Angeles-Lumix-47inde und bittet alle, die zum ersten Mal da sind, aufzustehen. Tun wir natürlich, zusammen mit einigen anderen, und die Gemeinde begrüßt uns – gesanglich und körperlich, meine Nachbarin umarmt mich, von allen Seiten werden uns Hände entgegen-gestreckt. Und dann ist es fast wie bei Sister Act, der Chor legt eine Meisterleistung nach der anderen hin, die Kirchenältesten, die vor dem Altar sitzen, hält es nicht mehr auf ihren Stühlen, ein alter Mann tanzt wie in Trance, verzückte bis entrückte Blicke der anderen, der Pfarrer swingt mit, Bauch und Herz sind berührt. Der Pfarrer stellt eine Polizistin vor, die als erste schwarze Frau eine Führungsposition in der Polizei von Los Angeles bekleidet, sie findet sehr versöhnliche Worte zu den Übergriffen auf Schwarze durch Polizeibeamte, bezeichnet diese als Chance für einen notwendigen Wandel. 20150920-Los-Angeles-Lumix-48
Und dann die Hauptpredigt, der Pfarrer wird immer lauter, redet sich in Rage und wird zum verzückten Rapper, begleitet von Beifallskundgebungen der Gemeinde und des Chors. Zum Ende nehmen sich alle bei der Hand und swingen gemeinsam zum letzten Song des Chors. Eine Umarmung zum Abschied – please com again – und dann ist es vorbei. Ein tolles Erlebnis!
Aber wir müssen weiter, denn Michael hat den nächsten Zeitmarker gesetzt – spätestens um 10 nach 12 bei ihm um das Auto abzugeben. Knapp vorher kommen wir bei ihm an, ich schon in leichter Panik wegen des knappen Zeitfensters und der Aussicht, mit einem fremden Auto allein hinter Eric her Richtung Flughafen fahren zu müssen. Wahrscheinlich habe ich zu viele Nervositätswellen ausgesendet, als wir bei Michael ankommen, hat er den Plan geändert: er fährt mit Eric zum Flughafen, ich darf duschen, im schönen Garten sitzen bleiben und die Beine hochlegen. Ja! Ich beobachte einen Kolibri, der von Blüte zu Blüte fliegt, ein Hörnchen, das über die Stromleitung läuft und genieße eine Stunde Ruhe. Aber dann geht’s zügig weiter, Eric und Michael haben noch eingekauft, wir machen schnell einen Salat und dann fix zurück in unsere Schlafunterkunft, 20 Minuten Packen, dann zurück zu Michael, der wartet schon mit fertigem Cappuccino, dann ab ins Auto Richtung Flughafen. Dort fix eingecheckt, Richtung Gate und schon geht’s los. Puh, LA in 22 Stunden, wir haben mehr gesehen und erlebt als manch Tourist in einer Woche. Danke Michael!

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Angekommen!

25 Tage, 4300 Meilen, 10 Bundesstaaten und gefühlte 750.000 Kalorien – wir haben es geschafft! Der Pazifik!

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Weitere Bilder findet Ihr unter Fotoalben (s. unten in der Fußzeile)

Outlaws!

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Wir kamen aus dem Tal des Todes, in dem, verließ man den das Valley querenden Highway, auch tatsächlich Totenstille herrschte.
Und genau das hatten wir getan -wir hatten den Highway verlassen, um über eine in der Parkbroschüre empfohlene, landschaftlich besonders reizvolle Strecke, in Richtung Pazifikküste zu gelangen. Und ab da fuhren wir alleine.20150917-Death-Valley-Nikon-72
D. h., nicht ganz alleine, denn just an einer Weggabelung, an der wir zunächst falsch abgefahren waren, hatten wir plötzlich ein anderes Auto an unserer Seite, das genau in den selben Weg stach, der auch für uns der richtige war.20150917-Death-Valley-Lumix-57
Wir ließen ihm den Vorrang, da wir ungern mit Verfolgern im Nacken auf engen Straßen unterwegs sind. Das war wohl auch gut so, denn obwohl es nun über dreißig Meilen keine Abzweigung mehr gab, sahen wir den anderen Wagen kein einziges mal wieder.
Seltsam nur, dass genau dort, wo das andere Auto auf uns stieß, also an der Weggabelung, ein Schild auf unserem Pfad angebracht war: „Road Closed“.
Seltsam auch, dass die durchaus an selber Stelle vorhandene Schranke, dennoch nicht verschlossen war, um die Straße dann auch wirklich zu sperren.
Da es den anderen Fahrer aber keine Sekunde des Zögerns gekostet hatte, war für uns beschlossene Sache, dass da die Bauarbeiter mal wieder nicht aufgeräumt hatten. Das Hinweisschild musste veraltet sein.
Also nichts wie rein und die Straße hinunter, die innerhalb von drei Minuten zur Piste wurde, auf der wir denn auch gleich erst einmal eine kleinere Überflutung passieren mussten.
Fahrerin Julia meisterte diese Hürde bravourös und wir kamen überein, dass wir, sollte dies das größte Hindernis gewesen sein, die Fahrt fortsetzen würden.
Die Piste war zwar staubig, holprig und eher Four-Wheel-tauglich, aber wir kamen gut voran.
20150917-Death-Valley-Lumix-47Kein einziges Lebewesen kam uns unter, bis wir plötzlich eine Wildeselfamilie, Vater, Mutter und Kind, am Straßenrand beobachteten. Bei unserem Anblick stoppten sie ihren langsamen Schrittes vollzogenen Ausflug und wendeten sich aufmerksam uns zu.
Schöne Tiere und für diese extremen Lebensbedingungen, zumindest für uns überraschend.20150917-Death-Valley-Lumix-50
Als wir uns gegenseitig lange genug beäugt hatten, zogen wir jeweils unserer Wege.
Nach einiger Strecke, die eine Umkehr sehr unattraktiv gemacht hatte, erfuhren wir dann, dass das Schild „Road closed“ ganz offensichtlich doch von niemanden vergessen worden war, denn ein Teil der Straße war zunächst unter- und dann weggespült worden.
Somit hatten wir auch noch die Bestätigung für die Existenzberechtigung eines weiteren Schildes, das uns in diesem so extrem wasserarmen Gebiet in etwa so glaubhaft erschien, wie eine Glatteiswarnung in Saudi Arabien, nämlich jenes, das vor Springfluten warnte.
20150917-Death-Valley-Lumix-60Freundlicherweise hatten die Wassermassen die Straße nicht horizontal, sondern vertikal zerstört, so dass zumindest Teile einer Fahrspur erhalten waren. Julia meisterte auch diese Herausforderung und so setzten wir unsere einsame Fahrt fort.
Kurz darauf sahen wir am Horizont den Highway unsere Piste kreuzen und wähnten uns bereits auf der sicheren Seite und gerettet, als aber tatsächlich an der Auffahrt zur Schnellstraße, eine Sperre errichtet war.20150917-Death-Valley-Lumix-61
Wir näherten uns ihr vorsichtig und sahen uns schon die schöne aber schwierige Strecke wieder eineinhalb Stunden zurückfahren.
Aber dann eröffnete sich uns die Chance auf ein illegales Durchbrechen der  Straßensperre.  Kurzentschlossen vollendeten wir unser gesetzwidriges Treiben. Ich stieg aus, entfernte eigenmächtig das schwächste Glied der Abwehrkette, ein orangenes Verkehrshütchen (eigentlich ein ausgewachsener Hut) und gerettet waren wir!
Pazifik, wir kommen!!

Around the world in Las Vegas

Vor etwa 35 Jahren war ich das erste Mal in Las Vegas. Damals gab es das, was es heute natürlich auch gibt: riesige Spielcasinos, in fensterlosen Räumen, die einen die Zeit am Spielautomaten vergessen lassen. Davor nervöse bis gelangweilte Leute, meist einen Aschenbecher neben sich, die den einarmigen Banditen mit Quarter über Quarter füllten und sich ab und an leise über drei gleiche Zahlen freuten. Bis auf die Quarter ist es heute immer noch so, sogar geraucht werden darf noch. Aber das Drumherum, das hat sich komplett verändert. Irgendwie muss man die Leute halt in die Spielhöllen ziehen.
Früher passierte das maximal mit billigen All-You-Can-Eat-Buffets, heute muss es schon ein trällernder Gondoliere auf einer Nachbildung des Canale Grande sein, Rialtobrücke inklusive. 20150913-Las_Vegas-Nikon-07Aber: gut gemacht ist es durchaus. Disneyland kann man sich durchaus sparen. Und so schlendern wir in der Hitze der Wüste von Venedig nach Paris, kommen in Rom vorbei, machen einen kurzen Abstecher nach Luxor und kühlen uns dann in New York ab.

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Aber: uns haben sie nicht gekriegt! Keinen einzigen Cent haben wir verspielt. Wir wollen unser Glück ja nicht überstrapazieren…

Linguistik I

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Wie Ihr daran merkt, dass wir nun schon seit einiger Zeit keinen längeren Beitrag veröffentlicht haben, sind wir vollauf damit beschäftigt, all die Dinge zu erleben, die wir eigentlich auch aufschreiben wollen.
Also hinken wir ein wenig hinterher und fassen nun etwas zusammen, was eigentlich gar nicht zusammenfassbar ist, da eigentlich sowieso unfassbar. Das sind all die Naturwunder, die wir hier erleben, der Grand Canyon, der Nationalpark Zion in Utah und der Weg von einem zum anderen.

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Wir tasteten uns zunächst etwas zaghaft an den Canyon heran. Wir machten Station in Flagstaff, einem Ort im Gebirge, der schon auf über 2.000 m Höhe liegt und im Winter dann auch Ziel von Wintersportlern ist. Jetzt merkt man davon aber nichts, denn es ist hier so heiß, wie im Rest des Landes, den wir bereisten.
Beide sind wir mittlerweile angenervt vom Essen, das hier im Allgemeinen geboten wird, ganz konkret auch was das Frühstück anbelangt. Wir wollen nicht jeden Tag Eier mit Speck oder Pancakes mit Sirup und Speck. Wir wollen mal wieder ein Frühstück, wie wir es uns selber zuhause zubereitet hätten. Und tatsächlich werden wir hier in dieser Studentenstadt fündig. Ein kleines Café hat selbst gemachtes Granola, also Körnermüsli. Dazu Obst und Joghurt oder Milch und einen leckeren Cappuccino. Es hat sehr gut geschmeckt und der Tag ist so gut wie gerettet. Auf zum Großen Graben!

20150909-Grand_Canyon_Nikon-5120150909-Grand_Canyon_Nikon-107Auf der Fahrt zum National Park durchquert man auch Gebiete, die den Indianern als Reservate zugewiesen wurden, vor allem den Navajos. Es sind weite und fast menschenleere Landschaften, in denen die Navajos immer wieder am Straßenrand mit Ständen versuchen die Touristen als Käufer ihres Indianerschmucks zu gewinnen, wie es scheint eher mit geringem Erfolg.
Schon vor den Toren des Parks wirkt die Erde stellenweise wie aufgerissen, sind immer wieder kleinere Grabenbrüche zu sehen.
Am Parkeingang bezahlen wir die 30 Dollar für uns und das Auto und dürfen dann passieren. Der von uns ausgesuchte Campingplatz Desert View, liegt in unmittelbarer Nähe zu diesem Parkeingang und so steuern wir diesen sofort an, um uns einen Platz zu sichern, denn hier gilt: Reservierung nicht möglich. Obwohl wir schon nach Mittag haben, haben wir noch fast die volle Auswahl und können das Zelt an einem klasse Ort zwischen Pinien aufschlagen. Als wir später, so gegen 16:00 Uhr noch einmal kurz auf den Campingplatz kommen, sind plötzlich alle Plätze belegt.
Lediglich zehn Minuten benötigt man zu Fuß von unserem Zelt zu einem der Aussichtspunkte. Wir sind schon veramerikanisiert (und wissen es auch noch nicht nicht) und fahren die Strecke mit dem Auto.

Es eröffnet sich uns ein fantastischer Blick auf einen Grand Canyon, den wir uns so grand gar nicht vorgestellt hatten. Wir können im ersten Moment gar nicht ganz glauben, dass der Anblick real ist, vielmehr kommen wir uns vor, als stünden wir vor einer Fototapete.
Auch wenn im Laufe unserer Befahrung und Bewanderung im Laufe des darauffolgenden Tages der Anblick immer realer wurde, so bleibt doch eine fortwährende Faszination erhalten.
Zurecht gehört der Grand Canyon zu den Naturweltwundern.

20150909-Grand_Canyon_Nikon-111Nach zwei Nächten, in denen wir unser Zelt direkt unter der Milchstraße geparkt hatten, verließen wir diesen schönen Ort, um uns zum nächsten Nationalpark aufzumachen, dem Zion Park. Den Großteil der Strecke legt man auf dem Highway 89 zurück, der einen ebenfalls von einer faszinierenden Ansicht zur nächsten führt.20150911-Zion-Lumix-21 Die Musik aus dem Autoradio, die wir auf unserer bisherigen USA-Reise fast fortwährend an hatten, die haben wir schon längst abgestellt -die Sinne brauchen keine musikalische Untermalung.

Schließlich gelangen wir dann gegen 17:00 Uhr ganz unvermittelt an den Eingang zum Zion. Da wir uns jetzt sicher sind, dass wir noch weitere Nationalparks besuchen werden, ist auch klar, dass sich für uns das Jahresticket lohnt, das für alle NP gilt. Wir lösen ein solches für 80 Dollar und tauchen in das nächste Wunder ein.
Beschreiben geht nicht wirklich und so überlassen wir das doch besser den Fotos, die natürlich auch nicht das wiedergeben, was man dort tatsächlich an Eindrücken erhält.20150911-Zion-Lumix-6220150911-Zion-Lumix-82

 

 

 

 

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Jedenfalls habe ich als ja doch mal ausgebildeter Sprachwissenschaftler 😉 eine neue Theorie entwickelt.
Ihr alle kennt doch diese Indianergesänge, wie wir sie in Winnetou-Filmen oder dergleichen zu Ohren bekamen. Die gehen dann ja immer in etwa 20150911-Zion-Lumix-48so:
Heija, heija, heija,
heija, heija, heija, usw.
Mir ist mittlerweile vollkommen klar, wie es zu dieser Lautbildung gekommen ist!
Wie Schuppen fiel es mir von den Ohren, als aus meinem eigenen Munde in Anbetracht der Szenerie ganz ähnliche Töne kamen:
Heieiei, heieiei, heieiei.
Es handelt sich eindeutig um fassungsloses Staunen mit fast offenem Mund!

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Oh je! Ein kleines Hörnchen in Gefahr! Keck P1020928hat es über den Canyonrand gelinst und jetzt droht es hinabzustürzen!

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Das ist ein Fall für

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Eben noch sitzt sie mit baumelnden Beinen am Canyon und grinst in die Kamera

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dann hat sie sich schon aufgeschwungen in die Canyonlüfte, das Hörnchen zu retten

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Nicht mal Brücken können sie stoppen!

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Uff, das Hörnchen ist gerettet!!P1020994

Dann zurück ins Zelt. Nur das Landen klappt noch nicht ganz sauber…

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