Am wilden Südatlantik

Wer Badeurlaub sucht, der ist in Namibia nicht gut aufgehoben. Trotz einer mehr als 1700 Kilometern langen Küstenlinie am Südatlantik. Aber das Meer ist hier wild und vor allem eisekalt. Mehr als 17 Grad Wassertemperatur kann man selbst im Hochsommer nicht erwarten, denn der Benguelastrom sorgt für unterkühlten Nachschub direkt aus der Antarktis. Dazu kommen hohe Wellen und starke Strömungen. Das heißt selbst für den Touristenort Swakopmund mit hübschen Stränden: besser nur auf’s Meer schauen. Aber das kann trotzdem ein durchaus spektakuläres Erlebnis sein.

Der Atlantik bei Swakopmund – Achtung brrrrr

Erst mal muss man allerdings überhaupt in die Nähe des Atlantiks kommen. Im Norden Namibias lässt schon der Name der weitgehend unzugänglichen Skelettküste nichts einladendes erwarten. Im Süden macht das Sperrgebiet immer noch seinem Namen alle Ehre – da kommt keiner rein, weder Diamantendiebe noch unschuldige Touristen. Bleibt eigentlich nur ein schmaler Zugang bei Lüderitz und die Gegend um Swakopmund und Walvis Bay.

Abendstimmung in Swakopmund

Wir stoßen auf dem Weg vom Landesinneren nach Swakopmund das erste Mal bei Henties Bay auf die Küste, biegen hier jedoch zunächst in entgegengesetzter Richtung nach Norden ab. Unser Ziel ist das „Cape Cross Seal Reserve“. An der brandungsumtosten Felsküste tummeln sich zehntausende von Pelzrobben und weil wir endlich mal die richtige Jahreszeit gewählt haben, besteht ein gr0ßer Teil von ihnen aus hinreißenden Robben-Babies. Als wir die Autotüren öffnen, schlägt uns Lärm und vor allem Gestank entgegen. So spektakulär diese Masse von wunderschönen Tieren ist – es ist eine Herausforderung für die Sinne. Wir laufen über Stege zum Ufer, links, rechts und unter uns liegen Robben, die den Schatten der Holzkonstruktion suchen, es fiept und brüllt und stinkt, aber es ist phantastisch. Im Meer sind tausende von Elternrobben auf Fischfang, sie gleiten elegant durch die Wellen. Zurück an Land folgen sie dem Gebrüll ihres Nachwuchses, um ihre Beute in die hungrigen Münder zu verstauen. Doch nicht allen gelingt das – an vielen Stellen muss man dann leider auch den Anblick toter Robbenbabies ertragen. Trotzdem: ein wildes, ein tolles Erlebnis!

Swakopmund haben wir gleich zweimal angesteuert – ein erfrischendes Städtchen mit gutem Essen und interessanter Geschichte, sehr geeignet, um nach vielen Kilometern auf staubigen Straßen ein bisschen Seeluft zu schnuppern.

Der Nachbarort Walvis Bay gewinnt keinen Schönheitspreis, viel Hafen, viel Industrie. Da wundert es doch sehr, dass sich ausgerechnet hier Flamingos angesiedelt haben. Bis zu 50.000 sollen es sein, die das mittelschöne Meer mit rosa Tupfen dekorieren.

Ein letztes Mal sehen wir das Meer in Lüderitz. Ein nettes Städtchen, sehr abgelegen am Rande des Sperrgebiets und wieder mit einer deutschen Vergangenheit, die man hier nicht erwartet.

In Lüderitz legen die Kreuzfahrtschiffe an, eine kleine AIDA dümpelt im Hafen und für ein paar Stunden scheint sich die Bevölkerungszahl des Ortes zu verdoppeln. Im Restaurant werden wir gefragt, wann denn unser Schiff ablegt, damit das Essen rechtzeitig auf den Tisch kommt. No ship, we have a car, antworten wir und als wir gemütlich aufgegessen haben, ist der Spuk auch schon vorbei. Weg ist sie, die AIDA. Welchen Eindruck von Namibia kann man kriegen, in den paar Stunden und in der Masse? Ich bin einfach nicht für Gruppenreisen gemacht, das wird mir mal wieder klar. Aber, muss ich ja auch nicht. Und die Kreuzfahrer müssen nicht mit einem Small car über staubige Straßen rattern und im Zelt schlafen. Also, alles gut. Dann tschüß, schöne Küste, für die einen geht’s weiter in den nächsten Hafen, für uns zurück in die Wüste.

 

 

 

 

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