Der Buddha von Nara

Eine kurze Bahnfahrt von Kyoto entfernt liegt Nara, im siebten Jahrhundert errichtet, Japans erste auf Dauer angelegte Hauptstadt und mit acht Unesco Welterbestätten ein touristisches Highlight. Dazu aber recht übersichtlich und mit einer gemütlichen Altstadt, ein perfekter Ort für einen weiteren Stop. Wir wohnen in einem sehr günstigen Guesthouse, diesmal ist es mehr ein Hostel, im Zentrum der Stadt. Als wir mittags hier ankamen, war unser Zimmer noch nicht frei, also ließen wir das Gepäck da und machten uns gleich auf, die Stadt und die Tempel zu erkunden.
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Wir fanden viele großartige Tempelanlagen 20151011-Nara-Nikon-26und Schreine, aber der absolut beeindruckendste ist der Todai-ji mit einem der größten Bronze-buddhas der Welt im größten Holzgebäude der Welt. Aber diese Superlative braucht es eigentlich gar nicht, der Ort ist auch so magisch. Im Inneren einer wunderbaren Pagode sitzt ein großer Buddha, erhaben, geheimnisvoll lächelnd, ein Ruhepol im Strom der Massen, die ihn täglich 20151011-Nara-Nikon-74besuchen. Um ihn herum ist ziemlich was los, kleine Verkaufsstände, weitere, deutlich kleinere Figuren, alle unglaublich filigran gearbeitet, und den größten Wirbel verursacht eine Holzsäule, die unten ein Loch aufweist. Eines, das angeblich so groß ist wie ein Nasenloch der Buddhafigur und wer sich da hindurchwinden kann, auf den wartet die Erleuchtung. Das ist vor allem ein Riesenspaß für Kinder, die locker durchrobben und am Ende für einen Schnappschuss ihrer Eltern posieren. 20151011-Nara-Nikon-70Aber auch der ein oder andere Erwachsene probiert es, nicht einfach, aber sie schaffen es. Mit unseren Maßen würden wir das Loch für alle Zeit verstopfen…

An einer etwas ruhigeren Seite der Buddhastatue ist ein kaum frequentierter Stand aufgebaut, dahinter ein paar Dachziegel und auf japanisch und englisch die Erklärung: für 1000 Yen kann man einen Ziegel mit seinem Namen und einem Wunsch beschriften, der Ziegel wird dann bei der nächsten Renovierung ins Dach über dem Buddha eingebaut und für die Wunscherfüllung sorgen. Was für eine schöne Vorstellung, an diesem ergreifenden Ort etwas zurückzulassen, das weiter besteht. Aber was soll ich mir wünschen? Gesundheit, Zufriedenheit, Weltfrieden oder so? Ich drehe eine weitere Runde um den Buddha und dann ist mir klar, dass es gerade keine Zeit für Wünsche ist, sondern vielmehr für etwas ganz anderes. Also gehe ich zurück zu dem Stand, überreiche meine 1000 Yen, der Mann legt mir einen Ziegel hin, reicht mir einen Pinsel und Tinte und ich schreiben in etwas wackligen Buchstaben „Danke“.

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Morgens halb 10 im Guesthouse

In Kyoto wohnen wir im Shirakawa Guesthouse, bestens gelegen zwischen Tempeln, Einkaufsstraßen, Altstadt und U-Bahn in einem idyllischen Gassengewirr. Nicht ganz günstig, wir zahlen ein Drittel mehr als in Tokio, aber Kyoto ist insgesamt hochpreisiger.

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Our house
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Ganz wichtig: Schuhe aus!

 

 

 

 

 

Unser Zimmer ist für japanische VerhältnisseGH9 groß und für deutsche Verhältnisse minimalistisch: zwei Futons ein niedriges Tischchen, das war’s. Die sanitären Anlagen werden geteilt: drei Toiletten, die Dusche und eine kleine Küche im Erdgeschoss, zwei Waschbecken hier oben bei uns auf dem Flur im ersten Stock. War erst mal eine komische Vorstellung, aber alles ist so blitzesauber, dass wir keinerlei Probleme damit haben.

 

GH8Vielleicht bis auf die steile Treppe, die hinunterführt und unseren steifen Gelenken nach einem Tag langer Stadtwanderungen und nächtlicher harter Unterlagen einiges abverlangt.

 

 

 

Die Wände sind dünn und vom kleinen BalkonGH2 trennt uns nur ein Fliegengitter und ein Bambusrollo.

Wir schlafen eigentlich gut auf dem ungewohnt harten Untergrund. Aber irgendwann am Morgen, wenn unsere emsigen Mitbewohner schon auf Städtetour sind, ist die Nacht endgültig zu Ende. Denn dann wird geputzt!

 

Da sitzt er eifrig vor seinem LaptopGH10

und draußen wirbelt und schrubbt es!

GH11Sechs Zimmer hat es hier, die erwähnten Sanitäranlagen und jeden Morgen eine Grundreinigung, die unserem Frühjahrsputz in nichts nachsteht.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen

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Die Schuhe gehören zur Standardausstattung
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Ich hab mich noch nicht getraut….

Arigato

Arigato ist so ziemlich das einzige japanische Wort, das ich mir merken kann und ich verwende es häufig und am allermeisten, wenn ich glücklich aus einem japanischen Restaurant komme. Und das passiert zur Zeit jeden Tag.

Mein Vorsatz war, viel zu probieren, auch wenn ich beim Bestellen nicht genau weiß,, was es ist. Vom Tier oder vegetarisch, das muss jetzt erst mal zurückstehen. Wenn ich verstehe, was sie mir bringen werden, versuche ich auf Tofu auszuweichen, aber ich will eigentlich alles probieren.

Reis oder Nudeln, das ist erst mal die Hauptfrage. Und wird wohl auch dafür sorgen, dass wir die japanische Küche nicht so schnell über kriegen werden. Nudeln gibt es in vielen Variationen, dicke Udonnudeln, Ramen oder Soba, kalt oder warm, in der Brühe oder nicht, mit Fisch, Fleisch, Tofu oder Gemüse, unzählige Variationen.

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Kalte Soba-Nudeln für Eric
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Warme Udon-Nudeln für Julia

 

 

 

 

 

 

Auch nicht zu verachten: Ramen in Essen14Brühe mit gebratenen Maultäschle (Gyoza)

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Und ganz häufig als Baukasten, mit vielen kleinen
Würzzutaten zum Dazutun oder Weglassen.

 

 

Wir bestellen meistens nach Bildern, selten gibt es mal eine englische Speisekarte, aber bisher lagen wir immer richtig. Gerne stellen die Restaurants ja bereits im Schaufenster Nachbildungen ihrer Speisen aus. Ohne sich den Bauch voll zu schlagen, kann man so eine kleine kulinarische Reise unternehmen.

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Riesenschnitzel und Bier?
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Oder doch lieber Wurstplatte?

 

 

 

 

 

Das Essen ist nicht nur unfassbar lecker, sondern auch ein Genuss für die Augen und nach der Zucker-Fett-Kartoffel-Weißbrotorgie in den USA insgesamt eine Wohltat.

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Am Straßenrand gibt es kleine Schweinereien,

wie hier gebratene Bällchen mit Tintenfischfüllung,

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in den Supermärkten gibt es merkwürdig

anmutende Kombinationen, die allerdings sehr lecker sind: Kitkat mit Grüntee!

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Sushi hatten wir natürlich auch schon,20151005-Tokyo-Nikon-86
am frischesten auf dem Fischmarkt von Tokio

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Und noch viiiiiele weitere kulinarische Entdeckungen warten auf uns!

Fotoalben

Heureka!
Die Fotoalben sind nun Tatsächlich alle gesammelt auf der Seite „GloboPics“ zu finden.

Viel Spaß

Wir kämpfen ja seit einiger Zeit damit, Fotoalben vernünftig in unsere WEB-Seite einzubinden. Und da es uns leider bisher nicht gelungen ist, dies ganz normal unter einem eigenen Reiter zu tun, hier nun eine Gebrauchsanweisung, um unsere Fotos zu finden:

Blättert einfach auf irgendeiner der Seiten bis ans Ende und betrachtet dort die Fußzeile. Dort findet Ihr in der rechten Spalte unterhalb von „Meta“ die „Foto Alben“, die Ihr dann einfach anklicken könnt. Das sieht dann in etwa so aus:

Alben

 

どうも有難う

20151005-Tokyo-Nikon-80Vier Tage Japan, genauer gesagt Tokyo, liegen nun hinter uns und im Moment sitzen wir in einem der „langsameren“ Shinkansen auf dem Weg nach Kyoto. Für die 513 km wird er zwei Stunden und vierzig Minuten brauchen.
Der Zug fährt zunächst in normalem Tempo durch die Großstadt, beschleunigt aber bald und donnert dann durch hügelige bis bergige Landschaften, bald am Meer entlang, rechts den in Wolken liegenden Fuji passierend.
Von Tokyo nach Kyoto fährt alle zehn Minuten ein anderer Zug und die sind superpünktlich. Dank unseres Japan Railway Passes nehmen wir von unserem Hotel einfach zu irgendeinem Zeitpunkt ein Taxi nach Tokyo Station, betreten den Schalterraum und lassen uns sagen, 20151007-Tokyo-Lumix-10wann der nächste für uns zugelassene Zug fährt. In 25 Minuten, wird uns mitgeteilt und sofort erhalten wir eine Sitzplatzreservierung. Wir hätten aber auch einfach so zum Bahnsteig gehen und einsteigen können, Plätze gibt es genug.
Der Zug steht schon bereit, doch die Türen sind noch verschlossen. Geduldig warten die Reisenden darauf, dass sich die Türen öffnen, doch im Moment ist noch das Reinigungsteam zugange. Erst vier, fünf Minuten vor der Abfahrt werden die Türen geöffnet. Pünktlich auf die Minute starten wir.

Unsere ersten Eindrücke und Erfahrungen in Tokyo sind sehr positiv. 20151003-Tokyo-Lumix-01Wir fühlen uns hier wohl und sind sehr angenehm überrascht, dass es sich hier deutlich günstiger leben lässt als in den USA. Die durch die 80er und 90er Jahre geprägte Vorstellung, man könne sich Japan nicht leisten, hat sich offenbar schon seit langem überlebt.
Es gibt hier aber noch einige andere Vorteile gegenüber den USA. Am besten finde ich, dass der Unfug mit der „Tiperei“ endlich ein Ende hat. Welch ein Quatsch, der dort mittlerweile bis ins Absurde betrieben wird. Hatte man früher ja immer die Richtschnur von 10% für die Serviceleistung gezogen, ist es heute so, dass einem oft bereits auf der Rechnung oder beim 20151006-Tokyo-Lumix-06elektronischen Bezahlen ein Trinkgeld in Höhe von 15, 20 oder 25 Prozent nahegelegt wird. Und nicht nur das lässt einen die wahren Kosten, zum Beispiel eines Restaurantbesuches nur erahnen, sind doch die ausgezeichneten Preise immer exklusive Steuern, die noch dazu von Staat zu Staat variieren. So wird dann für ein Netto-Essen um die 40 Dollar, mit Tip und Steuern am Ende schnell einmal ein Betrag von 53 bis 55 Dollar fällig. Was spricht dagegen, dass die Wirte die Servicekräfte gleich anständig bezahlen und was dagegen, die Steuern auszuweisen? Nix! Und genau darum gibt es dieses Problem in Japan überhauptgargarnicht: Hier wird exakt das bezahlt, was auf der Speisekarte angekündigt wurde und sonst nichts –auch kein Trinkgeld. Ebenso funktioniert das Taxifahren oder was auch immer: Transparent und ehrlich.

20151005-Tokyo-Lumix-05Und überhaupt Essen: das ist natürlich eine Offenbarung. Klar ist das nicht jedermanns Sache, uns aber schmeckte bisher alles was wir hatten wunderbar. Julia wird dazu noch ihre fachkundige Feder schwingen. Aber ich muss gestehen: Ich wurde schwach! Als ich in der Lebensmittelabteilung eines Kaufhauses in Tokyo eine echte Laugenbrezel sah (bei einem offenbar schwäbischen Bäcker), da musste ich zugreifen 🙂

P1060763Wir haben in den Tagen viele Kilometer zurückgelegt und haben vieles gesehen und natürlich reichte die Zeit dennoch nicht, um mehr als einen Eindruck von Tokyo zu bekommen. Zum Glück hat uns unser (halb-)virtueller Reiseleiter Günter doch viele hilfreiche Tipps über das Internet zukommen lassen, zuletzt sogar per Videotelefonie. Vielen Dank!!
Wir sind gespannt auf Kyoto, wo wir nun in wenigen Augenblicken ankommen werden.

Tokio!

Ha! Sie haben uns reingelassen! Und sie tun sowieso nur Dinge, die uns gut tun. Diese Japaner sind schon sehr erstaunlich.

Bye-bye Hawaii
Bye-bye Hawaii

Zuerst gab es einen angenehmen Flug über den Pazifik, bei dem wir auch die Datumsgrenze überquerten. Seither habe ich keine Ahnung mehr, wie spät an welchem Tag es in Deutschland ist. Mit meiner neuen Handykarte kann ich wieder so schön whatsappen, weiß aber nie, wie hoch die Chancen auf eine baldige Antwort sind.

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In Tokio angekommen, klappte alles wunderbar, die Metro 20151006-Tokyo-Lumix-09trug uns in die Nähe unseres Hotels, ein Taxi brachte uns die letzten zwei Kilometer (die Taxifahrer tragen in ihren funkelnden, blitz-sauberen Wagen Anzug und Krawatte), der Portier begrüßte uns freundlich und das Zimmer erfüllte alle Erwartungen: ein kleiner Eingangsbereich, in dem man die Schuhe abstellt, ein Vorräumchen mit Holzfußboden, von dem Bad, Toilette und das eigentliche Zimmer abgehen. Dieses ist mit Tatamimatten ausgelegt, darauf ein Futon mit blütenweiß bezogener Decke und zwei recht harten Kissen, die Bettwäsche wird täglich gewechselt.

Geduscht habe ich in unserem Miniapartment noch nicht, denn direkt über uns, im sechsten Stock des Hotels, befindet sich der klassische japanische Badebereich, ein großer gekachelter Raum, an einer Wand der „Säuberungsbereich“ mit Duschen, kleinen Plastikschemeln und Spendern mit duftender Seife, Shampoo und Conditioner (von Shiseido, hmmm). Auf der anderen Seite eine gemauerte Wanne randvoll mit heißem Wasser, in das man nach der Reinigung genüsslich eintauchen kann. Oh, es ist herrlich! Wobei das Ganze wohl eher für abends gedacht ist, das Bad ist die ganze Nacht über geöffnet und morgens war ich bisher immer die Einzige dort.

Über den Dächern von Tokio
Über den Dächern von Tokio

Und die Stadt. Wie groß sie eigentlich ist, haben wir gestern Abend erfasst, als wir in den obersten Stock des Rathauses fuhren und einen Wahnsinnsrundumblick auf das abendliche Tokio hatten. Die Stadt dehnt sich in alle Richtungen bis zum Horizont aus, futuristische Architektur und dichte Wohnbebauung, aber auch viele Tempel und Schreine. Jeder Stadtteil hat seinen ganz eigenen Charakter. Wir wohnen in einer total ruhigen Gegend, die doch sehr zentral und gut angebunden ist, um uns rum vier Metrostationen, die uns in alle Himmelsrichtungen bringen.

20151005-Tokyo-Lumix-04Aber alles geht seltsam ruhig und entspannt für so viele Menschen vonstatten. Wir kamen an einem Sonntag an und dachten, dass sei die beschauliche Wochenendruhe, aber auch gestern und heute war es kaum anders. Die Autos fahren fast lautlos, gehupt wird gar nicht, die Menschen laufen zielstrebig, aber nicht hektisch, die Metro funktioniert perfekt und transportiert Millionen Menschen täglich. Die Stadt dehnt sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal aus, nach oben durch endlose Stockwerke, aber auch nach unten. Gerade in den den Bürovierteln gibt es mindestens zwei unterirdische Stockwerke, in denen sich kilometerlang Geschäfte und Restaurants aneinanderreihen. Eine zweite Stadt unter der Stadt mit allem, was man so braucht. Einen Friseur zum Beispiel, den Eric gestern freudig testete. Ein ganz eigenes System: Man betritt durch eine Glasschiebetür einen kleinen Container, zahlt an einem Automaten 1065 Yen (etwa acht Euro), erhält dafür ein Ticket, setzt sich auf ein Bänklein, auf dem schon andere Herren einer Behandlung durch einen der drei Figaros harren, die an drei identisch ausgestatteten Frisierplätzen im Akkord Haare schneiden. Wird einer der Plätze frei, 20151004-Tokyo-Nikon-74leert sich die Bank, man gibt dem Meister das Ticket, stellt seine Tasche in ein Schränkchen, nimmt Platz und schildert kurz sein Anliegen. Der Friseur schneidet, rasiert und kämmt stumm, vollendet dann sein Werk und saugt den Kopf des Beschnittenen mit einer Art Staubsauger ab. Der Aufsatz, der den Kopf berührt hat, kommt dann sofort in eine Desinfektionsanlage, der Anzug wird noch abgebürstet, der Schrank geöffnet, damit der Kunde seine Tasche wieder rausnehmen kann, eine kurze Verabschiedung (Trinkgeld kennt man hier nicht), dann wird kurz gefegt, die abgeschnittenen Haare in eine Sauganlage gekehrt, das letzte verirrte Haar mit einem Staubwedel aufgespürt, die Instrumente geordnet und dann der Nächste bitte. Immer und immer wieder das selbe Ritual. Im Zweifel ein Leben lang. Schon anders hier.

Aber die Menschen sind sehr angenehm, sehr freundlich und sehr hilfsbereit. Leider fällt die Verständigung nicht leicht, Englisch können die wenigsten, aber irgendwie kommt man durch und mit nicken und lächeln versteht man sich dann schon.

Traditionelles findet sich nur noch selten, aber immer mal wieder sieht man eine Frau im Kimono, seltener auch mal einen Mann in entsprechender Robe.

Kaffee bei Starbucks20151003-Tokyo-Nikon-01

Das echte Japan-Feeling bekommt man in den wunderschönen Tempeln. Gleich am ersten Tag hatten wir das Glück, in eine Hochzeitszeremonie zu geraten, der Tempel ist nach vorne offen und es scheint ganz normal zu sein, die Trauung von außen zu beobachten. Eric hat viele schöne Bilder gemacht, aber die müssen wir nachreichen, er kämpft mit der Internetverbindung.

Vieles vieles gäbe es noch zu berichten, aber wir haben ja noch viele Tage vor uns. Morgen beginnt unser Japan-Interrail-Abenteuer, für drei Wochen können wir kreuz und quer mit der Bahn durchs Land fahren. Unser nächstes Ziel ist Kyoto. Von dort aus mehr!

Absoluter Last Minute Flug

Freitag, 02. Oktober, Tag der Abreise aus den USA.
Alles ist schon lange geplant, den Flug von Honolulu haben wir bereits vor mehr als sechs Wochen noch in Irland gebucht, weil die Amerikaner einen ohne Ausreiseticket ja gar nicht erst einreisen lasen.
Auch das Ticket für den Shuttleservice zum Flughafen haben wir bereits in der Tasche. Um 10:50 sollen wir am Hotel abgeholt werden, um 14:00 Uhr geht der Flieger.
Bis der Chauffeur dann tatsächlich auftaucht, vergehen dann aber doch bereits 20 Minuten, aber es ist ja genug Zeit und um kurz nach 12:00 Uhr stehen wir in der Check-In-Schlange. Es geht eigentlich ganz gut voran.
Dann sind wir an der Reihe und der freundliche Mann von China Airlines gibt unsere Daten ein. Alles ist gut und soweit geklärt. -Bis er wissen möchte, wann und wohin unser Flug denn dann später weg von Japan gehen wird, wir hätten bislang ja nur ein einfaches Ticket nach Japan gebucht.
Wir erklären ihm, dass wir etwa dreieinhalb Wochen bleiben wollen und es dann vielleicht, nur damit er was zum festhalten hat, auf die Philippinen gehen soll.
Sie haben noch kein Ticket für die Weiterreise?, meint er.
Nö, haben wir nicht. Wir sind auf einer Weltreise und die Seiten des Auswärtigen Amtes haben dies, im Gegensatz zu den Reiseinformationen zu den USA, nicht als nötig aufgeführt.
Der freundliche Mann schaut noch einmal in seinen Systemen nach, kommt aber zu der selben Erkenntnis wie zuvor. Er zitiert uns die entsprechenden Passagen und wir fragen ihn, was wir denn da nun tun können…
Tja, da gibt es genau eine Möglichkeit und die lautet: Innerhalb der nächsten 30 bis 40 Minuten ein Ticket raus aus Japan buchen.
Ähm -wie?
Also: Wie denn?
Zum Glück ist der freundliche Mann sehr freundlich und sagt ganz lässig, dass sie ja ein Internet-Office hätten und wir ihm folgen sollen.
Er geht los, wir hinterher, auch als er in den Bereich geht, der eigentlich China Airlines Mitarbeiter vorbehalten ist. Wir landen im Büro der Airline hinter den Kulissen und bekommen einen Platz an deren Arbeitsrechnern zugewiesen. Hier dürfen wir nun kurzfristig den Fortgang unserer Reise planen…
Hey, genau das, dachten wir, würden wir mit dem Verlassen der USA, auch hinter uns lassen und endlich noch spontaner entscheiden dürfen, wo wir wie lange bleiben wollen.
Aber nein, immer mehr Staaten führen diese schwachsinnige Reisebeschränkungen ein! Als ob irgend jemand, der unbedingt in ein Land einreisen möchte, nicht auch notfalls ein billiges Weiterflugticket opfern würde.
Also dann, auf die Plätze, fertig, los!
Wir starten die Suche nach Möglichkeiten. Lediglich als morgendliche Bemerkung Julias: „Oh, die Philippinen sind ja gar nicht weit von Japan entfernt“, war der Inselstaat in unsere Köpfe gekommen. Jetzt musste er plötzlich als potentielles Reiseziel herhalten.
Ungeübt in solchen Nöten, steckten wir zunächst viel Zeit in die Suche nach erstattungsfähigen Flügen, so dass wir zwar den Japanern etwas vorzuweisen, uns die Freiheit aber mittels Storno des Flugs zurückgeholt hätten. Bei Kosten von über 1.000,- € pro Ticket und ohne echte Infos zum Verfahren, erschien uns dies aber zu risikoreich. Aber: In diesem Metier müssen wir uns wohl notgedrungen noch schlau machen…
Der freundliche Mann tauchte das erste mal wieder auf und fragte nach dem Fortschritt. Wir vertrösteten ihn. Er verließ uns wieder.
Oh, oh! Was tun??
Und wie so oft in den USA, so ist auch dieses Netzwerk furchtbar langsam, die Antwortzeiten der Seiten ewig.
Was ist mit Taiwan? Aber wollen wir dort hin?
Dann doch die Philippinen. Julia wollte da eigentlich lieber niemals hin. So viele Naturkatastrophen, so viel Gewalt.
Aber jetzt ist alles anders und die Not diktiert den Takt. So wird unser nächstes Ziel nach Japan geboren: per günstiges Ticket aus Japan heraus.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Wir wählen ein Reiseunternehmen aus München, bei dem ich schon vor fast 30 Jahren einen meiner ersten Flüge buchte.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Wir geben die abgefragten Informationen ein. Namen, Geburtstage, Adresse, u.s.w.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Dann, endlich, die Möglichkeit zu bezahlen.
Aber, was ist das für’n Quatsch??
Drei Zahlungsweisen und keine davon mit der Kreditkarte??
Julia wählt die Option, die ohne Zusatzkosten und mit „Online Banking“ beschrieben ist.
Schnell die Bankleitzahl eingegeben und auf „Weiter“ geklickt.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Dann: Neiiiiin! Die wollen eine TAN-Nummer! Wo ist der TAN-Generator? Bei uns? In den zurückgelassenen Rucksäcken?
Puh! Julia findet ihn.
Auf dem Bildschirm flackern wie wild Barcodestriche. Man wird aufgefordert, den Generator auf den Bildschirm zu richten.
Der freundliche Mann kommt wieder.
Wir haben’s gleich! Nur noch bezahlen!!!
Er staunt und schaut gebannt dem Flimmern auf dem Monitor zu. Das habe er ja noch nie gesehen -tolle Technik! Wir auch nicht.
Doofe Technik, denn nichts tut sich! Die Seite ist wie tot.
Wieder warten.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Dann, endlich, eine neue Möglichkeit. Dieses mal ganz konventionell mit Eingabe einer TAN aus dem Generator.
Geschafft!!!
Nur noch an meinem E-Mail-Konto anmelden und die Buchung ausdrucken.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Da ist es! Ausgedruckt! (Hoffentlich wird sich keiner daran stören, dass da -auf deutsch- steht, dass unsere Buchungsanfrage innerhalb der kommenden 72 Stunden überprüft wird -das ist noch gar keine bestätigte Buchung…).
Schnell zurück in die Schalterhalle. Keine Warteschlangen mehr weit und breit. Nur, einsam, unsere beiden Rucksäcke.
Wir werden umgehend eingecheckt und bekommen sogar einen Stempel „Golden Line“ aufs Ticket gedrückt, der uns erlaubt an der Schlange vor der Sicherheitskontrolle vorbei zu gehen, damit wir noch pünktlich zum Gate kommen.
Wir eilen und sind pünktlich am Flieger.
Und gespannt, was die Japaner zu unserem „Weiterflugticket“ sagen werden.
In wenigen Stunden sind wir schlauer 🙂

Waikiki

Es gibt drei Orte auf unserer bisherigen Reise, an denen ich früher schon mal war und Honolulu gehört dazu (Las Vegas und Los Angeles sind die anderen beiden). Ich war dreizehn, als ich mit meinem Vater am Strand von Waikiki war und in meiner Erinnerung war er sehr groß. Wahrscheinlich hat ein Sturm den Sand davon getragen, an meinem blendenden Gedächtnis kann’s natürlich nicht liegen 🙂 20150930-Hawaii-Lumix-226Also, der Strand ist lang, aber nicht sonderlich breit, dafür hat das Wasser eine wunderbar türkise Farbe und Tag und Nacht lauern die Surfer auf Wellen. Die Wogen sind nicht so spektakulär wie zum Beispiel an der Atlantikküste, aber lange auslaufend, so dass die Wellenreiter ein beachtliches Stück zurücklegen können. Der Strand ist voll, das Wasser auch, aber die Stimmung ist relaxed und es macht wirklich Spaß, in den Wellen zu dümpeln. Die Sonne brennt und wir schwäbischen Schlaumeier haben keine Sonnencreme dabei und kaufen uns für zwei Tage auch keine (eh alles teuer hier), also sind unsere Strandzeiten begrenzt. Aber mir reicht es sowieso, im Pazifik zu planschen.

Unser Hotel ist um die Ecke vom Strand, P1060738von unserem Balkon haben wir tatsächlich Meerblick und dafür war es fast ein Schnäppchen. Nach den tropisch-feuchten Unterkünften auf Big Island tut so ein gediegenes Hotelzimmer richtig gut, die Klamotten sind wieder trocken und heute Abend wird uns der DVD-Spieler den zweiten Teil des „Best Exotic Marigold Hotel“ zeigen, in der Lobby kann man sich alle möglichen DVD’s ausleihen. Das Haus ist voll in koreanischer Hand und die Touristen in Waikiki sind sowieso überwiegend Japaner, das wird den Kulturschock in Tokio vielleicht etwas dämpfen.

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Als ich heute im blauen Pazifik dümpelte und etwas weiter nach links abgetrieben wurde, sah ich auf einmal das Hotel, in dem wir vor über 35 Jahren gewohnt haben. Prächtig renoviert ist es heute die „Grand Old Lady“ unter den Herbergen in Waikiki. Jetzt wäre eine Zeitmaschine toll, um der Teenie-Julia zuzurufen: Hey Kleine, don’t worry, wird alles zwar nicht ganz leicht, aber Du wirst es hinkriegen, Dir Deinen großen Traum zu erfüllen (von dem Du jetzt noch nicht weißt, dass Du ihn haben wirst). Ich denke mal ganz fest daran und vielleicht hat sie es gehört…

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