Absoluter Last Minute Flug

Freitag, 02. Oktober, Tag der Abreise aus den USA.
Alles ist schon lange geplant, den Flug von Honolulu haben wir bereits vor mehr als sechs Wochen noch in Irland gebucht, weil die Amerikaner einen ohne Ausreiseticket ja gar nicht erst einreisen lasen.
Auch das Ticket für den Shuttleservice zum Flughafen haben wir bereits in der Tasche. Um 10:50 sollen wir am Hotel abgeholt werden, um 14:00 Uhr geht der Flieger.
Bis der Chauffeur dann tatsächlich auftaucht, vergehen dann aber doch bereits 20 Minuten, aber es ist ja genug Zeit und um kurz nach 12:00 Uhr stehen wir in der Check-In-Schlange. Es geht eigentlich ganz gut voran.
Dann sind wir an der Reihe und der freundliche Mann von China Airlines gibt unsere Daten ein. Alles ist gut und soweit geklärt. -Bis er wissen möchte, wann und wohin unser Flug denn dann später weg von Japan gehen wird, wir hätten bislang ja nur ein einfaches Ticket nach Japan gebucht.
Wir erklären ihm, dass wir etwa dreieinhalb Wochen bleiben wollen und es dann vielleicht, nur damit er was zum festhalten hat, auf die Philippinen gehen soll.
Sie haben noch kein Ticket für die Weiterreise?, meint er.
Nö, haben wir nicht. Wir sind auf einer Weltreise und die Seiten des Auswärtigen Amtes haben dies, im Gegensatz zu den Reiseinformationen zu den USA, nicht als nötig aufgeführt.
Der freundliche Mann schaut noch einmal in seinen Systemen nach, kommt aber zu der selben Erkenntnis wie zuvor. Er zitiert uns die entsprechenden Passagen und wir fragen ihn, was wir denn da nun tun können…
Tja, da gibt es genau eine Möglichkeit und die lautet: Innerhalb der nächsten 30 bis 40 Minuten ein Ticket raus aus Japan buchen.
Ähm -wie?
Also: Wie denn?
Zum Glück ist der freundliche Mann sehr freundlich und sagt ganz lässig, dass sie ja ein Internet-Office hätten und wir ihm folgen sollen.
Er geht los, wir hinterher, auch als er in den Bereich geht, der eigentlich China Airlines Mitarbeiter vorbehalten ist. Wir landen im Büro der Airline hinter den Kulissen und bekommen einen Platz an deren Arbeitsrechnern zugewiesen. Hier dürfen wir nun kurzfristig den Fortgang unserer Reise planen…
Hey, genau das, dachten wir, würden wir mit dem Verlassen der USA, auch hinter uns lassen und endlich noch spontaner entscheiden dürfen, wo wir wie lange bleiben wollen.
Aber nein, immer mehr Staaten führen diese schwachsinnige Reisebeschränkungen ein! Als ob irgend jemand, der unbedingt in ein Land einreisen möchte, nicht auch notfalls ein billiges Weiterflugticket opfern würde.
Also dann, auf die Plätze, fertig, los!
Wir starten die Suche nach Möglichkeiten. Lediglich als morgendliche Bemerkung Julias: „Oh, die Philippinen sind ja gar nicht weit von Japan entfernt“, war der Inselstaat in unsere Köpfe gekommen. Jetzt musste er plötzlich als potentielles Reiseziel herhalten.
Ungeübt in solchen Nöten, steckten wir zunächst viel Zeit in die Suche nach erstattungsfähigen Flügen, so dass wir zwar den Japanern etwas vorzuweisen, uns die Freiheit aber mittels Storno des Flugs zurückgeholt hätten. Bei Kosten von über 1.000,- € pro Ticket und ohne echte Infos zum Verfahren, erschien uns dies aber zu risikoreich. Aber: In diesem Metier müssen wir uns wohl notgedrungen noch schlau machen…
Der freundliche Mann tauchte das erste mal wieder auf und fragte nach dem Fortschritt. Wir vertrösteten ihn. Er verließ uns wieder.
Oh, oh! Was tun??
Und wie so oft in den USA, so ist auch dieses Netzwerk furchtbar langsam, die Antwortzeiten der Seiten ewig.
Was ist mit Taiwan? Aber wollen wir dort hin?
Dann doch die Philippinen. Julia wollte da eigentlich lieber niemals hin. So viele Naturkatastrophen, so viel Gewalt.
Aber jetzt ist alles anders und die Not diktiert den Takt. So wird unser nächstes Ziel nach Japan geboren: per günstiges Ticket aus Japan heraus.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Wir wählen ein Reiseunternehmen aus München, bei dem ich schon vor fast 30 Jahren einen meiner ersten Flüge buchte.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Wir geben die abgefragten Informationen ein. Namen, Geburtstage, Adresse, u.s.w.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Dann, endlich, die Möglichkeit zu bezahlen.
Aber, was ist das für’n Quatsch??
Drei Zahlungsweisen und keine davon mit der Kreditkarte??
Julia wählt die Option, die ohne Zusatzkosten und mit „Online Banking“ beschrieben ist.
Schnell die Bankleitzahl eingegeben und auf „Weiter“ geklickt.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Dann: Neiiiiin! Die wollen eine TAN-Nummer! Wo ist der TAN-Generator? Bei uns? In den zurückgelassenen Rucksäcken?
Puh! Julia findet ihn.
Auf dem Bildschirm flackern wie wild Barcodestriche. Man wird aufgefordert, den Generator auf den Bildschirm zu richten.
Der freundliche Mann kommt wieder.
Wir haben’s gleich! Nur noch bezahlen!!!
Er staunt und schaut gebannt dem Flimmern auf dem Monitor zu. Das habe er ja noch nie gesehen -tolle Technik! Wir auch nicht.
Doofe Technik, denn nichts tut sich! Die Seite ist wie tot.
Wieder warten.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Dann, endlich, eine neue Möglichkeit. Dieses mal ganz konventionell mit Eingabe einer TAN aus dem Generator.
Geschafft!!!
Nur noch an meinem E-Mail-Konto anmelden und die Buchung ausdrucken.
Ewig dauern die Aufrufe der Seiten.
Da ist es! Ausgedruckt! (Hoffentlich wird sich keiner daran stören, dass da -auf deutsch- steht, dass unsere Buchungsanfrage innerhalb der kommenden 72 Stunden überprüft wird -das ist noch gar keine bestätigte Buchung…).
Schnell zurück in die Schalterhalle. Keine Warteschlangen mehr weit und breit. Nur, einsam, unsere beiden Rucksäcke.
Wir werden umgehend eingecheckt und bekommen sogar einen Stempel „Golden Line“ aufs Ticket gedrückt, der uns erlaubt an der Schlange vor der Sicherheitskontrolle vorbei zu gehen, damit wir noch pünktlich zum Gate kommen.
Wir eilen und sind pünktlich am Flieger.
Und gespannt, was die Japaner zu unserem „Weiterflugticket“ sagen werden.
In wenigen Stunden sind wir schlauer 🙂

2 Kommentare

  1. Hi Ihr Zwei, ich versuche mir gerade vorzustellen wie, bildlich vorzustellen, wie das alles so an diesem Internetschalter ablief.

    😅

    1. Hallo Janni-das ist unvorstellbar, glaub mir 😉
      Das war Hektik und Stress pur.
      Aber auch eine bleibende Erinnerung, über die wir ja schon während der Buchung lachen konnten.
      Aber: Das passiert uns nicht noch einmal.
      Grüße
      Eric

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