Von bunten Wüsten und steinigen Bäumen

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Santa Fe

Jetzt haben wir auch New Mexico hinter uns gelassen. Santa Fe hat eine freundliche Atmosphäre und eine gemütliche Innenstadt, wirkt aber mit seiner durchgängig mexikanisch inspirierten Architektur fast ein bisschen wie der Südamerika-Teil des Europa-Parks. Albuquerque, wo wir dann übernachteten, weil in Santa Fe wegen des Labour-Day-Weekends alles ausgebucht war, begeistert nur dann, wenn man auf tiefergelegte, hochgetunte Vehikel mit wummernden Bässen steht. Und dann hatte ich auch noch meinen Personalausweis im Hotel gelassen, da kommt man eh in keine Kneipe rein. Also, Zeit für einen Ausflug in die Natur!

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Gemütlich dank Tempomat

Eric wollte Nationalparks und so nahmen wir gleich den ersten an der Route 66, den „Painted Desert and Petrified Forest“ Nationalpark in Arizona.

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Sind wir nicht alle ein bisschen Retro?

Doch schon die Autofahrt war absolut beeindruckend, die Weite der Landschaft und des Himmels ist großartig!20150906-Patrified Forest-54

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20150906-Patrified Forest-53Dank weiterer Zeitumstellung kamen wir recht früh an. Wir wollten ja das Naturerlebnis, also fragten wir im Visitor Center nach Camping. Ja, das sei möglich, an zwei Stellen im Park könne man das Auto parken und müsste mindestens eine halbe Meile in die Landschaft laufen, dort könne man dann sein Zelt aufschlagen, wo man wolle.
Meine Frage nach Toiletten wurde lächelnd mit „You’ve got to dig a hole“ beantwortet. Ein wenig mussten wir schon überlegen, dann entschieden wir uns aber für das volle Natur-Erlebnis.

Die Parkbesichtigung selber war schon sehr beeindruckend, Petrified Forest bedeutet
versteinerter Wald und der Park ist voll von versteinerten Baumstämmen, 215 Millionen Jahre alt. Umgestürzte Urzeitbäume, die Millionen Jahre lang im Schlamm lagen, und durch eindringende Kieselsäuren langsam zu Stein wurden.

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Unter Painted Desert konnten wir uns wenig vorstellen, wenn man es aber sieht, wird es einem klar.

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Und dann war es schon später Nachmittag, also auf zum „Milestone 24“, wo wir campen durften. Wir parkten das Auto, packten das nötigste in die kleinen Rucksäcke, griffen uns die 3,75-Liter-Plastikbehälter mit Wasser und dann auf in die Wüstenlandschaft.

20150906-Patrified Forest-112So ganz langsam ging die Sonne unter und Eric’s Superarmband zeigte immer noch keine halbe Meile Abstand an. Bei 600 Meter ließen wir es dann gut sein, wir waren außer Sichtweite der Straße und am Rande eines kleinen Canyons, viel weiter wären wir also ohne eine größere Kletteraktion gar nicht gekommen. Die Sonne war schon untergegangen, als das Zelt endlich stand

20150906-Patrified Forest-113…und da fiel es mir ein: ich hatte zwar eine ganze Menge nützlicher Gegenstände eingepackt (zwei Flaschen Bier, die Yogamatte, usw.), leider aber meinen Schlafsack im Auto vergessen. Ich wäre ja noch mal zurück gegangen, aber Eric ließ mich nicht (gut, es war tatsächlich schon recht dunkel) und kostete den vermeintlichen Beweis für meine angebliche Unorganisiertheit aus. Das dürft Ihr gerne kommentieren, liebe Freunde!

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Jedenfalls teilte er später seine Schlafsäcke mit mir (er hatte nämlich derer zwei mitgenommen), was eine etwas unbequeme und kühle Nacht für beide zur Folge hatte.
Aber vorher gab es einen tollen Sonnenuntergang und einen gigantischen Sternenhimmel. Die nächtliche Stille war extrem ungewohnt und wohltuend, nur unterbrochen durch ein Tier, das hinter unserem Zelt ein wenig schnüffelte, aber groß kann es nicht gewesen sein. Am nächsten Morgen gab es einen unglaublichen Ausblick aus dem Zelt und kaum war die Sonne wieder da, konnte ich mir gar nicht vorstellen, in der Nacht so gefroren zu haben.

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Um 9 waren die Temperaturen dann so hoch, dass wir beschlossen, unsere Zelte abzubrechen (höhö) und noch ein wenig durch den Park zu streifen. Die aufziehende Regenfront machte dem dann irgendwann ein Ende und so ging’s wieder ab auf die Interstate. Flagstaff in 2000 m Höhe hieß das Ziel und hier machen wir es uns jetzt bei kühlen Temperaturen und Regen noch mal so richtig gemütlich, um morgen dann den Grand Canyon zu erobern!

Our Car

Heute auch mal ein paar Worte zu unserem Auto, das uns brav durch die Prärie reitet.

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Es darf immer ganz nah bei uns schlafen

Und damit es auch so schön bleibt, pflegen wir es als wär’s unser eigenes:

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Super Vac für einen Dollar

Damit es nie so weit kommt wie neulich in der Prärie

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Da hat doch einer die Reifen geklaut!
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So wirst Du nie aussehen!

Palo Duro

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Nur wenige Kilometer von Amarillo entfernt liegt der zweitgrößte Canyon der USA. Er war heute Mittag unser Ausflugsziel und wir setzten darauf, endlich auch unser Bewegungsdefizit auszugleichen, das wir seit unserer Abfahrt aus Chicago haben. Die langen Distanzen die wir regelmäßig mit dem Auto zurücklegen, führen dazu, dass wir nur noch wenig Zeit dafür haben, auch nur annähernd auf unsere Schrittanzahl zu kommen, die wir in den ersten zweieinhalb Wochen vorgelegt haben.
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Also ab in den Graben und der ist für uns, die den großen Bruder bei Las Vegas noch nicht gesehen haben, doch wirklich beeindruckend.
Das Thermometer zeigte 99 Grad, also um die 37 Grad Celsius, als wir das Auto verließen um einen ersten kurzen Trail als Einstieg zu nehmen. Und der war schon sehr ergiebig was Landschaft und die Tierwelt anbelangt.
20150904-Amarillo-5320150904-Amarillo-62Dann ging es mit dem Auto die gewundene Straße weiter und zum Startpunkt für den nächsten Trail, der uns an lehmroten Hügeln vorbei führte und uns hitzemäßig gegen Ende dann doch zu schaffen machte.
Der Abstecher zum Canyon lohnt sich sehr und besonders toll ist, dass man ihn fast für sich alleine hat.

Nach einem kühlenden Getränk in einem indianisch betriebenen Café, geht es dann weiter auf den Highway und wieder Richtung Westen, der Sonne entgegen…

Und hier noch ein paar Bewohner und Pflanzen des Parks:20150904-Amarillo-50
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Wilder Westen

Hände hoch! Das ist eine Bankräuberei!„,
möchte man rufen, wenn man hier am einen oder anderen historischen Bankgebäude vorbeiläuft. Und davon gibt es einige, sowohl in Eureka Springs, als auch in Guthrie, den beiden noch sehr historisch anmutenden Orten auf unserer bisherigen Route.

Eureka Springs
Eureka Springs
Eureka Springs
Eureka Springs

Während Eureka Springs allerdings sehr lebendig und mit all seinen kleinen Boutiquen auch ein wenig hippimäßig erscheint
und außerdem der eine oder andere Durchgeknallte dort herumläuft oder fährt,

Eureka Springs
Eureka Springs
Eureka Springs
Eureka Springs
Eureka Springs
Eureka Springs
Eureka Springs

bleibt in Guthrie, immerhin der ehemaligen Hauptstadt des Staates Oklahoma, nur wenig übrig, als ein tolles Ensemble der Wildwestepoche mit lauter leeren Geschäften zu besuchen.

Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie
Guthrie Saloon

Die Räume sind sehr hoch und scheinen noch sehr gut im Original erhalten zu sein. Die meisten haben eine etwas seltsam anmutende Kassettendecke aus Metall, die aber durchaus Wirkung erzielt und eine ganz besondere Atmosphäre entstehen lässt.

Leider ist der auch sehr gut erhaltene Saloon ebenfalls geschlossen –zu gerne hätten wir hier einen Drink zu uns genommen.

Eureka Springs wiederum liegt an einem einigermaßen steilen Hang und führt nicht ohne Grund die Quellen im Namen. Hier gab und gibt es nach wie vor, viele Badehäuser. Dort konnten sich die durch die Steppe gerittenen Cowboys, den Staub der letzten Monate vom Leib schrubben lassen und im Anschluss dann ihr hart verdientes Geld in der „Großstadt“ verprassen.

Oder aber halt die Bank überfallen…

Guthrie
Guthrie

PLASTIK!

Jetzt bin ich ja eigentlich der amerikanischen Lebenskultur nicht ganz abgeneigt und belächele das in Deutschland durchaus verbreitete teilweise reflexartige Verdammen von allem, was aus den USA kommt. Auch sind wir bestimmt keine Umweltengelchen mit unserer Fliegerei und den vielen gefahrenen Meilen gerade hier in Amerika. Aber dieser unfassbare Verpackungswahn geht mir doch langsam ziemlich auf den Geist. Das geht schon mit der morgendlichen Tasse Kaffee im Hotelzimmer los, den aufgeschäumten Plastikbecher von der Plastikfolie befreien, Tüte aufreißen und Plastikeinmalfilter entnehmen, Tüte aufreißen und Kaffeepad entnehmen, Tüte aufreißen und Creamertüte entnehmen, Rest (Zucker, Süßstoff, Serviette, Plastikumrührer) wegschmeißen und dann schmeckt der Kaffee grad nicht, weil das Wasser eine heftige Chlornote hat. In Motels wird häufig ein „Continental Breakfast“ angeboten, das heißt, man kann sich neben der Rezeption in Plastikschüsseln zuckrige Cereals und Milch holen und vielleicht noch ein eingeschweißtes süßes Stückchen. Na ja, gut, um nicht ganz hungrig nach einem weiteren Frühstück Ausschau zu halten. Heute – dachten wir – wird alles anderes, haben wir doch in einem Best Western übernachtet und die Rezeptionslady gestern noch geschwärmt, sie hätten ein „Super Breakfast“. Also, extra den Wecker gestellt und voller Vorfreude den Frühstücksraum betreten. Und dann eine Plastikorgie, die einem fast den Appetit verdirbt. Die Rühreier und der Bacon sind alles, was unverhüllt dargeboten wird, aber der ganze Rest ruht unter Lagen von Kunststoff begraben. Marmeladen, Peanutbutter, Sirup, Joghurt, die Cereals in aufreißbaren Plastikschälchen, das „Obst“ als eingelegte Früchte in Plastikbechern, der Fruchtsaft genauso und als Krönung ist jede Toastscheibe einzeln in Frischhaltefolie eingepackt. Die „Butter“ ist irgendein Öl-Soja-Produkt mit „real Butter taste“ und als wir fragen, wie das denn mit dem Waffeleisen auf dem Buffet funktioniert, kommt die freundliche Dame mit einem Plastikbecher voller Teig und einer Sprühflasche aus der Küche zurück, nebelt den Waffelbäcker mit Sprühfett ein, gießt den Teig hinein (Becher in den Müll) und liefert uns danach eine Waffel nebst mehrerer Plastikportionen Sirup und Pseudobutter. Wir essen rasch und verschwinden schnell. Ich will jetzt nur noch in einen Supermarkt und einen großen Sack Äpfel kaufen. Der natürlich aus Plastik ist. Und an der Kasse werde ich großes Unverständnis ernten, wenn ich die Plastiktüte für die Plastiktüte Äpfel verweigere….

Ouachita

Was sich anhört wie der Name einer mexikanischen Schönheit ist tatsächlich der Name des Parks, den wir uns als unser nächstes Naturerlebnis ausgesucht haben. Wir wollten endlich einmal unser eigens mitgeschlepptes Zelt zum Einsatz bringen, das wir Jahre zuvor immerhin aus Australien mit zurück nach Deutschland gebracht hatten.Eureka Springs-18
Was uns hier in den USA noch fehlte, das war eine Matratze. Wir hatten früher schon einsmal die Erfahrung gemacht, dass diese großen aufblasbaren Matratzen, die man auch zuhause als Gästebetten einsetzen kann, sich wunderbar dafür eignen, auch im Zelt bequem zu schlafen. Und weil wir hier in den USA sind, machen wir es uns auch besonders leicht und nehmen eine, die schon eine kleine Elektropumpe mitbringt -mal sehen, ob das was taugt.

Eureka Springs-16Aber zunächst einmal führt uns der Weg von Little Rock über plötzlich doch sehr gewundene Straßen in immer höhere und entlegenere Gegenden, bis wir endlich und kurz bevor das Forestry Office schließt, am Ziel ankommen.
Wir werden schnell versorgt und da das Wochenende gerade vorüber ist, können wir uns den Platz für das Zelt praktisch frei aussuchen. Das ist gar nicht so einfach, denn alle liegen auf einer kleinen Landzunge direkt am Wasser und scheinen optimal zu sein. Als wir endlich so weit sind, zahlen wir dafür gerade einmal etwas mehr als 13 Dollar und fahren dann mit dem Auto vor.

Eureka Springs-7Das Zelt nach vielen Jahren wieder aufzubauen dauerte dann doch erst einmal etwas länger als gedacht und eigentlich erst im zweiten Anlauf und mit freundlicher Unterstützung durch einen Hammer aus der Nachbarschaft, gelingt es uns dann schließlich doch. Und auch die sich praktisch selbst aufblasende Luftmatratze erweist sich als gelungene Investition und schon bald können wir unser Zelt beziehen. Vor allem reicht es aber, noch vor Einbruch der Dunkelheit in das Nass zu springen, das eine wunderbare Temperatur hat und angenehm weich ist. Den großen See haben wir für uns ganz alleine.

Eureka Springs-9Nach dem Schwimmen kam natürlich der Hunger und die Zeitnot. Die Amerikaner, komplett anders als die Iren, gehen offenbar zeitig zu Tisch, denn außerhalb der Städte bekommt man in vielen Restaurants ab 20:30 Uhr nichts mehr serviert. Also starten wir schnell in den nächstgelegenen Ort und als wir dort zwei, drei Supermärkte sehen, wollen wir schnell noch für Bier im Zelt sorgen. Also schnell rein in den ersten und hin zum Bierregal. Doch irgend ein Spaßvogel hat einen riesigen Ventilator direkt vor der entsprechende Türe des Tiefkühlschranks gestellt. Mist, also erst mal so hinter dem Ventilator durchquetschen, dass ein Spalt der Türe zu öffnen ist und dann so ein Sixpack herauspfriemeln. Als wir es endlich geschafft haben, da eilt eine Verkäuferin herbei und mahnt uns:
We don’t sell beer on sundays!
Aha? Da macht sich die starke religiöse Seite des Mittleren Westens dann doch auch für uns bemerkbar… Dann stellen wir es halt wieder zurück.
Um auszuschließen, dass es sich hier nur um die Regeln dieses einen Supermarktes handelt, unternehmen wir nicht einen zweiten Versuch. Doch auch hier der selbe Hinweis…

Also besuchen wir ein mexikanisches Restaurant, in dem wir recht gut essen und, das ist dann doch auch erstaunlich, kennen lernen, wie es als selbstverständlich gilt, dass man den einmal bestellten Softdrink immer wieder gratis nachgefüllt bekommt. Als der Kellner nach dem Essen dann auch nicht zu uns kommt und wissen möchte, ob wir die Getränke noch einmal nachgefüllt haben wollten, dieses Mal, um sie mit uns zu nehmen, da waren wir dann doch baff. Die Softdrinks kosten gerade mal $2,50 pro Kopf.

Eureka Springs-12Gesättigt und sitt fahren wir zurück zum Zelt.
Der Mond spiegelt sich im Wasser des Sees, der absolut ruhig vor uns liegt. Wir haben eine wunderbar ruhige und angenehm bequeme Nacht -dank der Queen-Size-Matratze.

Am nächsten Morgen geht es dann noch einmal in das Wasser und wieder ist kein anderer im See. P1060539Eigentlich schade, dass wir schon weiterreisen, aber wir müssen zurück auf unsere Route, von der wir doch erheblich abgekommen sind.

Ask Dr. Ric

Beware! This is not for the faint-hearted!

While you are driving through the hot asphalt jungle of mid-west USA you might right away got smashed by a terrifying COLD!!!

It makes you suffer and feel like crazy! Augh!

It may go right into your NASENNEBENHÖHLEN! Iiiiiiih!!!

And then? What are you going to do then, hum?

YOU BETTER ASK ME!!!

Ask Dr. RIC!!

(Mr Apotheker: don’t read any further!)
For the rest of you out there:
Just go straight ahead into the next supermarket and buy a bottle of water. But not just any kind of bottle!
Take care, you get one for those people, who are not used to drink like a real man does. You know -take one that reminds you on the feeding bottle of your childhood.
And don’t forget to  take some salt with you.

Go back into your hotel room, close the door of the bathroom tightly not to disturb anyone and then the magic begins…

Go -get the bottle!
Go -get the bottle!

Open the bottle and pour some salt into it. Shake it up!
Put the teat right into your nose and then have all the fun by simply squeezing the bottle.
Success is guaranteed!!!

and don't forget something for the taste
and don’t forget something for the taste

Walking in Memphis – update

Das hat man davon, wenn man von seinen Plänen abweicht. Die Route 66 sollte es ja eigentlich sein, aber die erste Etappe nach St Louis klang im Reiseführer nicht so spannend. Also einfach mal selber drauf los.

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Es ließ sich zuerst gut an, etwa drei Stunden südöstlich von Chicago ist „Amish-Country“ und verzückt vom Film „Der einzige Zeuge“ fuhren wir nach Arthur, Illinois. Schon kurz hinter der Ausfahrt von der Interstate begegneten uns die ersten schwarzen Pferdekutschen. Unglaublich, dass diese Menschen es geschafft haben, ihren Lebensstil über die Jahrhunderte zu retten. Arthur ist eine typisch amerikanische ländlicheP1060487 Kleinstadt rechts und links einer Durchgangsstraße, nichts auffälliges, wären da nicht die Pferdemisthaufen auf den Seitenstreifen. Und man muss nicht lange warten, bis Pferdegetrappel zu hören ist und sich Kutschen nähern. Schwarz und so verschlossen, dass man zunächst keine Menschen darin entdecken kann, aber bei näherem Hinsehen erkennt man Männer mit langen Kinnbärten oder Frauen mit weißen Hauben darin, die einem freundlich, aber etwas verschämt zuwinken.

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Wir unternehmen eine kleine Fahrt durch die Maisfelder und kommen an Amish-Häusern vorbei, strahlend weiße Holzhäuser und -scheunen, auf dem grünen Rasen davor spielen Kinder, kleine Mädchen in langen Kleidern, Jungs mit Hosenträgern, es ist eine absolute Idylle. Wir trauen uns nicht, Bilder zu machen, sondern winken nur freundlich zurück. Alles wirkt wie die perfekte heile Welt, ein bisschen wie eine Kreuzung von „Unsere kleine Farm“ und den Waltons. Später lesen wir aber, dass die Gemeinschaft nur auf Grund strenger Regeln die Jahrhunderte überdauert hat, die die Idylle etwas trüben. Trotzdem ein wirklich tolles Erlebnis!

Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Memphis. Jetzt sind wir endgültig von unserer Route abgewichen. Auf den Straßenschildern stand irgendwas mit 300 km, das dürfte ja nicht so weit sein und wenn man schon mal in der Nähe ist… Meilen standen da, und offensichtlich eher 390, das macht uns unser neues Navi rasch klar. Über 600 km, hätten wir nicht schon ein Motel gebucht, hätten wir uns vielleicht noch umentschieden. Aber egal, durch Mais- und Baumwollfelder geht es Richtung Süden, irgendwann überqueren wir den Mississippi, der auch die Grenze zwischen Arkansas und Tennessee darstellt und sind in Memphis. Das Hotel ist dank Navi schnell gefunden und nach kurzem Ankommen beschließen wir, in die Stadt zu laufen (was hier niemand, wirklich niemand macht). Menschenleere Straßen, auch wenig Autos, sind wir so weit außerhalb? Und wo ist die Innenstadt? Wir kommen an einem kleinen Häuschen vorbei, Sun Studio steht drauf, erst vermuten wir ein Sonnenstudio, aber das muss was wichtiges sein. Später erst lesen wir, dass es ein ganz berühmtes Aufnahmestudio war, in dem Elvis und viele anderen ihre Platten eingespielt haben. Erics Handy weist uns den Weg, wir müssen eigentlich so gut wie da sein. Immer noch nur wir die leere Stadt. Aber dann sehen wir Menschen, Lichter, hören Musik. Die Beale Street, wir sind ja keine Blues-Kenner, aber hier muss es wohl alles passiert sein, B.B. King und viele andere. Die Straße gleicht einem leeren Rummelplatz, von rechts und links dringt laute Musik aus leeren Kneipen auf den Bürgersteig, fast ein bisschen traurig das Ganze. P1020381Ein paar kitschig illuminierte Pferdekutschen, in den man sich für 25 Dollar durch die leere Stadt fahren lassen kann. Wir laufen die Beale Street hoch, immer noch auf der Suche nach der wahren Innenstadt, geben dann aber auf und setzen uns in eine nette Kneipe (nachdem der Türsteher allen Ernstes unsere Ausweise sehen wollte, um zu prüfen, ob wir über 21 sind). Sie haben über 100 Biersorten und ich entscheide mich für ein Chicagoer Bier, weil ich dort keins hatte. Gerade dieses ist aus und ich bin auf die Schnelle etwas ratlos, was ich nehmen soll. Die Kellnerin ist da pragmatisch: ob ich eins mit wenig, mittelviel oder viel Alkohol wolle, sie würde mir dann eins aussuchen. So bestelle ich ein Bier mit mittelviel Alkohol und bekomme später eines, das nach Zitrus- und tropischen Früchten riecht, aber sehr herb schmeckt. Also kein Mixgetränk und wohl auch nicht aromatisiert, sondern mit irgendeinem fruchtigen Hopfen gebraut. Hm, als alte Brauereienkelin kann man mich davon nicht ganz überzeugen. Dann derselbe einsame Spaziergang zurück und das war’s mit Memphis. Tagesaufgabe heute ist, einen anständigen Reiseführer zu kaufen…

Update 02.09.: Liest der Spiegel unseren Blog? Das fruchtige Bier gibt’s auch in Hamburg!

Stuttgart!

Und dann ist es passiert. Ein Stück Heimat leuchtet uns in der Hitze Arkansas‘ entgegen. 28 Meilen nach Stuttgart! Es wäre ja fast eine Sünde, den kleinen Umweg nicht zu machen.

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Also hin da. Zwischendrin ein bisschen was gelesen über diesen Schwabenableger, Rice and Duck Capital of the world, ja Wahnsinn.

Was uns dann erwartet, ist ziemlich leer:Stuttgart-3

Trotzdem gut für ein paar Schnappschüsse:

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Aber noch nicht mal ein gescheites Restaurant haben sie, also vertilgen wir zwei Burger und verlassen das Stuttgärtle wieder.

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