Küchenkräuter und Kräuterküche

p1000878Am Sonntag ist Markttag in Hikkaduwa. Die sonst verwaiste Straße neben den Gleisen gegenüber dem Bahnhof verwandelt sich in ein Meer aus Gemüse, Obst und vor allem Kräutern. Ein sehr authentischer Markt, der kaum touristisch beeinflusst zu sein scheint.

p1000733Andreas und ich schwingen uns am frühen Morgen in ein Tuktuk und fahren mit Srilal, dem Gästebetreuer aus unserem Hotel, das kurze Stück bis zum Markt. Der Fahrer lässt uns kurz hinter den Gleisen raus und wir tauchen ein in das Lebensmittelparadies. Für die ersten 50 Meter brauchen wir fast p1000761eine halbe Stunde – an jedem Stand gibt es etwas zu erzählen, zu bestaunen oder zu probieren. Viele der Obstsorten habe ich noch nie gesehen – Wood Apples, die frisch nicht sonderlich gut schmecken, als Saft mit Zucker, Milch und Limette allerdings köstlich. Kleine gelbe Beeren, die ein wenig wie Stachelbeeren aussehen und laut Srilal während des Kauens ihren Geschmack mehrmals ändern, von sauer zu bitter über süß. Bei mir bleiben sie allerdings im Anfangsstadium stecken. Jedes Kraut, jedes p1000739Gemüse, jede Frucht hat eine Wirkung und Srilal kennt sie alle. Der Wood-Apple-Saft macht schlank, die kleinen kleeartigen Blätter schlau und die grüne Wurzel stärkt die Manneskraft. Das Sträßlein mit den Ständen macht einen Knick nach rechts und es wird laut: wir stehen vor der eigentlichen Markthalle, eigentlich eher eine Ansammlung blauer Betonpfeiler, über die bunte Planen gespannt sind. Zwischen Bergen von Zwiebeln sitzen die Verkäufer und überbieten sich gegenseitig mit Sonderangeboten. Es wird gebrülltp1000828 was das Zeug hält, aber die Käufer scheinen sich trotzdem recht gleichmäßig über die vielen Stände zu verteilen. Weiter drinnen wird es immer grüner: Berge frischer Kräuter! An einer Ecke scharen sich die Bananenverkäufer, an einer anderen wird getrockneter Fisch angeboten, neben einem Riesenhaufen länglicher Ananas türmen sich die Papayas. Was für eine Pracht! Und was für Menschen! Ich kann mich kaum losreißen, aber die Massagen rufen und ich beschließe, am nächsten Sonntag nochmals etwas früher wiederzukommen.

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Amp1000771 Nachmittag bekommen wir dann einen Eindruck, was mit den vielen unterschiedlichen Kräutern und Wurzeln passieren kann – unsere ayurvedische Ärztin gibt uns einen Einblick in die hoteleigene Kräuterküche. Hier wird alles selber gemacht – in zwei eingemauerten Kesseln werden die Öle für die Massagen gekocht, in einem großen p1000770Apothekerschrank lagern die unterschiedlichen Zutaten in getrockneter Form, auf dem Feuer brodeln verschiedene Kräutersude und daneben werden Pillen gedreht. So gut wie alles, was wir zu den Mahlzeiten an Tabletten und Säften schlucken und was bei den Massagen über uns ausgegossen wird, produzieren die Medizinmänner in dieser Küche. Ab sofort genieße ich die Massagen noch ein bisschen mehr und selbst die bittere Abkochung, die ich nachmittags und morgens trinke, verliert etwas von ihrem Schrecken.

Da köchelt mein Frühstücksdrink
Da köchelt mein Frühstücksdrink

p1000809Aber der Markt hat mich noch nicht losgelassen und so starte ich am folgenden Sonntag schon früh allein und zu Fuß. Die Händler sind noch am Aufbauen, hagere Gestalten schleppen riesige Säcke mit Gemüse durch die Gassen der Markthalle, noch wird nicht gebrüllt, obwohl die ersten Käuferinnen schon mit prall gefüllten Einkaufstaschen von dannen ziehen. Schade, dass es hier keinen Teestand oder ähnliches gibt, ich p1000824würde mich am liebsten ein Stündchen mitten auf den Markt setzen und die Menschen beobachten. Ich drehe ein paar Runden und mache mich dann auf den Rückweg. Kurz hinter den Schienen kommen mir Srilal und Andreas entgegen. Sie winken und Srilal ruft „Warst Du schon auf dem Fischmarkt?“. Nein, war ich nicht, und obwohl sie beide gerade von dort p1000868kommen, drehen sie um und wir gehen gemeinsam zu dem kleinen Hafen nur ein paar Meter weiter. Am Kai vor den bunten Booten präsentieren die Fischer ihre Beute: Barrakudas, von denen einer später in Andreas‘ Einkaufstüte landet, Haie, die noch ihre Beute im Maul tragen, ein großer Haufen Oktopusse, Fische mit wie empört aufgerissenen Augen, die gleich an Ort und Stelle ausgenommen und in Stücke gehackt werden. Ein ziemlich blutiges und eindrückliches Erlebnis, dieser kleine Fischmarkt.

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Was vom Fische übrig blieb

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Essen und Lebensmittel bedeuten in Sri Lanka p1000749nicht nur Nahrungsaufnahme, alles hat eine Wirkung und die will gut ausbalanciert sein. Insofern ist Ayurveda hier besonders gut angesiedelt und scheint einen festen Platz im Alltagsleben zu haben. Srilal erzählt ganz selbstverständlich, dass die großen Ferien für die Kinder erstmal mit einer guten Darmreinigung beginnen. Als wir uns darüber unterhalten, welche Tiere in Sri Lanka gegessen werden und ich ängstlich frage, ob denn auch Affen darunter seien, beruhigt er mich „Nein, aber sie sind gut für die Augen.“ Uuuh….

Langsam geht meine Zeit hier zu Ende. Tiefenentspannt, grundgereinigt und um einige Kilos leichter werde ich Sri Lanka vermissen. Doch die Aussicht auf das phantastische Essen im malayischen Penang, das ein oder andere Shopping Center und den ersten Kaffee nach drei Wochen wird mir den Abschied ein bisschen versüßen…

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