Wir machen Urlaub

20160128-Bangkok-Nikon-06Wir machen Urlaub voneinander.
Liebe Freunde und andere Leser unseres Blogs.
Wir sind nun nach Thailand gereist, wo wir beide uns mal für ein paar Tage verselbständigen werden, auch weil das hier so wunderbar geht.
Julia sucht nach einem Kurs, in dem sie endlich mal wieder dem Yoga Raum einräumen kann.
Und Eric wird sich ein ruhiges Plätzchen finden, an dem er mal länger dem Nichtstun frönen kann -bis es ihn wieder weiter treibt.
Mal sehen, was wir beide erleben.
So werden wir denn auch jeweils eine Doppelrolle einnehmen und neben Autoren, auch zu neugierigen Lesern unseres Blogs werden.
Lassen wir uns überraschen!

20160127-Bangkok-Nikon-03 20160128-Bangkok-Nikon-07 20160128-Bangkok-Nikon-08 20160128-Bangkok-Nikon-09 20160128-Bangkok-Nikon-17 20160128-Bangkok-Nikon-20 20160128-Bangkok-Nikon-1420160128-Bangkok-Nikon-12

Die Drei von der Post

Wir sind ja nur kurz in Bali, aber der Stopover war eine gute Idee. Erstmal der recht kurze Flug und dann sind sie schon ziemlich Wellness-Weltmeisterinnen, die Balinesinnen. So verbringen wir unsere fünf Tage mit Ausschlafen, Massagen, Friseurbesuchen und einem Besuch bei der indonesischen Post.20160125-Ubud-Nikon-30

Die Massagen sind unglaublich. Zwar durchaus schmerzhaft, aber himmlisch. In schönstem Ambiente gibt es erst ein kühles Getränk mit kurzem Fußbad, dann anderthalb Stunden Durchkneten und Einölen, bis auch wirklich alle Gelenke und Muskeln frisch geschmiert sind. Nicht aufhören, wollen wir Ihnen zurufen. Nach einer kurzen Dusche noch ein Ingwertee und eine große Wohlichkeit breitet sich in uns aus. Ich finde zum Glück eine echte Friseurin und die mittlerweile doch recht lang gewachsene Mähne wird gekürzt und aufgelockert, nach einer Viertelstunde bin ich fertig und sehe keinen Unterschied zu meinem Hairstylisten zuhause.

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Das ist die geplante Kulisse

Aber wir wollen uns ja auch kulturell bilden und so kaufen wir zwei Tickets für eine Openair-Tanzaufführung um halb acht abends. Um sechs fängt es an zu regnen, nix kurzer Wolkenbruch, ein schöner gleichmäßiger und sehr ausdauernder Landregen. Die Veranstaltung wird nach drinnen verlegt, was der Schönheit des Tanzes keinen Abbruch tut, aber die Atmosphäre leidet doch etwas.

 

20160125-Ubud-Nikon-35Und dann schleppen wir ja immer noch viel zu viel Gepäck mit uns rum. Wir konnten uns einfach nicht von unserem neuseeländischen Zelt und der sehr bequemen Luftmatratze trennen, dazu noch zwei Navis (Karten neu kaufen ist teurer als ein komplett neues Navi…) und eine ganze Menge Reiseführer. In Neuseeland hatten wir mal bei der Post angefragt, was sie für ein Paket verlangen, dafür hätten wir uns alles in Deutschland neu kaufen können. Auf Bali kostet es für indonesische Verhältnisse zwar ein kleines Vermögen, aber für uns ist es noch erträglich. Zudem es mit einem optimalen Servicepaket verbunden ist.

Wir betreten das Post Office, Filiale Monkey Forest, das aus einem etwa 15 qm großen Raum besteht mit einem Schreibtisch, einer Vitrine mit verstaubten Postkarten und drei Stühlen. Drei Männer begrüßen uns freundlich und fragen uns, wie sie uns helfen können. We would like to send a parcel to Germany. Ah, Deutschland, sagt daraufhin einer und berichtet, dass er dort vor etwa zwanzig Jahren eine neunmonatige Ausbildung gemacht habe, mit Deutschkurs und Praktika in Bremen, Mönchengladbach und Radolfzell. Was wir denn verschicken möchten. Wir haben alles dabei und wissen, dass es in der Post 20160125-Ubud-Nikon-43verpackt wird. Also suchen die drei einen Karton, der wird noch zugeschnitten, sorgfältig verklebt und in eine Hülle gepackt. Beim Wiegen sind wir doch erstaunt: fast fünf Kilo mehr als gedacht, das wird etwas teurer als geplant, da müssen wir noch mal Geld holen. Ich sage, ich würde kurz gehen, während Eric die Zollerklärung ausfüllt. Nix da, ich bin noch dabei, mir die Schuhe anzuziehen, da kommt einer der drei Herren nach draußen, hält mir einen Helm hin und besteht darauf, mich mit dem Motorrad zum Geldautomaten zu fahren. Kaum fünf Minuten später sind wir wieder zurück, das Paket ist fertig und erweckt jetzt durchaus den Eindruck, einer langen Seereise standzuhalten. Wir zahlen und kriegen eine Quittung mit Tracking Code, um das Schicksal unserer Campingausrüstung bei ihrem Trip um die halbe Welt live mitverfolgen zu können. Mit Handschlag werden wir verabschiedet, die drei scheinen mit uns fast genauso viel Spaß gehabt zu haben wie wir mit ihnen. Mit dem Service sollten sie nach Deutschland kommen und ein Postamt eröffnen, sagen wir noch, und sie erwidern, in Deutschland sei doch alles viel besser. Na, wenn die wüssten…

Balinese Birthday

23.01.2016: Der liebe Eric ist heute 51 P1070605geworden, aber weil für ihn Geburtstage keinen besonderen Stellenwert haben und hier weder eine Torte aufzutreiben war noch uns der Sinn nach Sekt stand, verbrachten wir unseren ersten Tag in Ubud ganz unspektakulär. Bali und mittlerweile P1070597leider auch Ubud ist zwar touristenüberlaufen und erstickt im Verkehr, aber nur einige Meter neben der Straße ist es noch da: Bali mit seinem ganzen Charme, seiner wunderbaren Architektur, den Reisfeldern und P1070598Tempeln. Der Taxifahrer setzte uns gestern Abend  an einer belebten Straße vor einem engen Durchgang ab, der zwischen den Häusern nach hinten führte. Mit jedem Schritt wurde der Straßenlärm leiser und plötzlich standen wir in fast so etwas wie einem balinesischen Dorf. Kleine Häuschen, jedes mit einer Terrasse, überall Steinfiguren, Blumentröge, Sitzgelegenheiten – das schien unser Hotel zu sein, das Teja Home Stay. Ein bisschen was einfacheres, dachten wir bei der Buchung, für 26 Euro die Nacht kann man ja auch nicht allzu viel verlangen. Was wir jetzt haben, ist fast eine kleine Villa, großes Zimmer P1070601und Badezimmer und die Terrasse als Wohnzimmer mit Tisch und großem Sofa, eingerahmt von zwei Käfig-Beos, von denen uns einer mit „Good morning, how are you?“ begrüßt. P1070594Ein kleines Paradies im Herzen von Ubud. Nach dem Frühstück auf unserer Terrasse machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Viele Autos, viele Menschen, aber auch viele schöne Läden, tolle Restaurants. Und so streifen wir durch die Läden, fläzen uns auf Bastmatten in geschmackvollen Cafés und schlürfen köstliche Fruchtsäfte.P1070587

P107057224.01.2016: Den restlichen Tag gestern hat ja Eric schon beschrieben, der mir gestern mit seinem Blogeintrag zuvor kam. Also sag ich nix zum Friseurbesuch, sie wachsen ja wieder 🙂 Jedenfalls ein herrlich träger Tag in einer trotz des Verkehrschaos schönen Stadt. Mit immer noch freundlichen Menschen, von denen zwar fast jeder „Taxi?“ anbietet, aber sich auch zufrieden gibt, wenn man lächelnd mit „No, thank you.“ antwortet. Nur das Massageerlebnis fehlt noch, das kommt heute dran!

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Geburtstag in Ubud

20160124-Ubud-Nikon-23Heute habe ich Geburtstag. Und ich habe ihn in Ubud auf Bali verbracht
Die Null bin ich los und auf eine weitere Eins  vorgerückt und wie immer hat’s nicht weh getan.
Das Wetter war der Ansicht, dass es zum heulen ist und hat mir mittags einen zweistündigen Tropenguss spendiert.
Vielleicht hat es aber auch nur um meine Haare geweint, denn er setzte just in dem Moment ein, als ich nach fünf Minuten Rasur von der Frisörin (war sie eine?) vom Stuhl entlassen worden war. Ich hatte ihr als Maß für die gewünschte Länge meine Daumenbreite gezeigt. Eigentlich würde ich sie auf wenig mehr als einen Zentimeter schätzen. 20160123-Ubud-Nikon-09Sie setzte die Maschine an und begann von der Stirn nach hinten zu scheren und damit war es auch schon zu spät für eine Intervention irgendeiner Art…
Ich ergab mich also in mein Schicksal.
Das Ergebnis ist kürzer als mein Dreitagebart und misst etwa zwei Millimeter.
Ein Gefühl von Glatze, an das ich mich aber schnell gewöhnte.
Gut, vielleicht hätte ich nicht so sehr betonen sollen, dass ich es sehr kurz haben möchte. Und vielleicht waren die 3,30 Euro dann doch zu günstig?
Der Regen führte dazu, dass wir uns von Restaurant zu Restaurant hangelten und so viele der Köstlichkeiten der Insel genießen konnten, allen voran dem frischen Obst und den Säften aus selbigem.
20160124-Ubud-Nikon-20Der Tag blieb wolkenverhangen und stand damit im starken Kontrast zu den langen hellen Tagen des weiten, blauen australischen Himmels. So hatte er etwas bedrückendes, von dem ich mich weigere, es auf die Besonderheit des Tages zu schieben.
Abends gingen wir dann noch einmal schön Essen.
Und nun mache ich mir ein eigenes Geburtstagsgeschenk und sitze in einer Shishabar. Drinnen spielt eine Band gute Musik, die zu mir nach draußen schallt und ich rauche nach gut 175 Tagen meine zweite Pfeife. Dummerweise ist das auch noch gemütlich und mir geht es, einen Ananassaft schlürfend, recht gut.

Ich danke Euch für die ganzen Glückwünsche und freute mich besonders über einen wunderschönen Videoclip mit meinem vor gerade einmal zwei Wochen geborenen Neffen Aaron Moarefi als einzigem Darsteller, dessen Mimik herzerweichend ist.

Viel Glück in dieser Welt kleiner Aaron!

Schluempfe

Fast Halbzeit

20160102-Weg-nach-Shark-Bay-Nikon-35Morgen ist unser letzter Tag in Australien. Wir freuen uns auf einen Kurztrip nach Bali mit toller Kultur, gutem Essen und entspannenden Massagen, danach geht’s weiter nach Thailand, vielleicht Myanmar, mal sehen. In zwei Wochen ist außerdem Halbzeit – wir werden dann sechs Monate unterwegs gewesen sein. Zeit also, ein kleines Resümee zu ziehen.

20151231-Kalbarri-Nikon-01Außer unserem Philippinen-Abstecher waren wir bisher nur in westlich geprägten Ländern unterwegs. Der Standard war hoch, die Preise auch, wir hatten häufig ein Auto oder konnten uns in Japan auf ein hervorragendes Verkehrssystem verlassen. In den meisten Ländern fielen wir als Touristen nicht auf und hatten keinerlei Sprachprobleme. Wir trafen auf 20160106-Exmouth-Nikon-19verlässliche Strukturen und wenn uns Menschen ansprachen, konnten wir davon ausgehen, dass sie an uns und nicht an unserem Geld interessiert waren. Letzteres traf vor allem auch auf die Philippinen zu.

20160113-Denham-Nikon-31Südostasien kennen wir ziemlich gut und gerade Bali und Thailand sind extrem reisefreundliche Orte. Wir freuen uns auf Exotik und hervorragendes Essen. Wir werden dort aber ganz klar Ausländer sein und uns auf die vielen kleinen Beschissversuche einstellen müssen. Wenn ich da allein an die Taxifahrer in Bangkok denke… Es wird aber auch ganz andere Begegnungen geben, Erfahrungen und bestimmt auch Denkanstöße. Geplant war es nicht, aber der zweite Teil der Reise wird vollkommen anders geprägt sein als der erste. Und, der Kalender zählt dann gnadenlos runter. Mag noch gar nicht daran denken, dass diese Reise auch eine Ende haben wird.

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Den haben wir leider nie gesehen – ein Bilby

Aber jetzt vielleicht zu einem Australien-Neuseeland-Fazit. Für mich ganz klar: Australien! Für Eric: patt! Wir sind uns einig: die Australier sind toll, so freundlich, so entspannt. Die Landschaft ist absolut einmalig. Eric begeistert die Abwechslung in Neuseeland, eine faszinierende Szenerie löst an der nächsten Ecke die andere ab. Mich beeindruckt die Wildheit von Australien, die unfassbaren Dimensionen, die Lockerheit, mit der die Australier ihrer immer mal wieder lebensfeindlichen Umgebung begegnen. Bei den Städten gewinnt Australien sowieso, Perth macht P1070457gerade wieder so viel Spaß, wenn ich da ans grungige Auckland denke… Und auch die Tierwelt macht Australien so speziell, die farbenprächtigen Kakadus, die Emus, die vielen Känguruhs.

Gut, Neuseeland gewinnt eindeutig bei seinen Ureinwohnern, die Maori sind Teil der neuseeländischen Gesellschaft und haben diese beeindruckend geprägt. Der Umgang der Australier mit den Aborigines ist kein Ruhmesblatt, das wurde uns heute beim Besuch der Ausstellung über die Stolen Generations im Western Australia Museum sehr deutlich. Bis Anfang der 70er Jahre wurden Kinder ihren Eltern weggenommen, um sie „als Weiße“ zu erziehen. Unfassbar.

20160109-Exmouth-Nikon-55Also, alles in allem, Neuseeland lohnt sich natürlich auch, aber mein Herz hängt schon ein klein wenig an Australien…

Bali wird dann eine langsame Entwöhnung, zumindest der Hauptort Kuta kam uns vor vielen Jahren eher wie das Mallorca der Australier vor, deswegen haben wir gleich Ubud für unseren fünftägigen Stopover gewählt. Bin ja mal gespannt, was „Eat, Pray, Love“ da für Auswirkungen hatte…

20160102-Weg-nach-Shark-Bay-Nikon-11So, dies jetzt heute als etwas atypischer Beitrag, den ich einfach mal mit meinen Lieblingsbildern aus Australien dekoriere. Da kann Eric Argumente wie er will finden, Australien ist besser 🙂

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Cool Australia

20160114-Monkey_Mia-Nikon-170Dass wir so lange in Denham, dem kleinen Küstenort an der Shark Bay, bleiben würden, hätten wir gar nicht gedacht. Unser Häuschen war nett, aber bestimmt nicht spektakulär. Doch für uns kam es genau zum richtigen Zeitpunkt.

Wir waren einfach ein wenig herumreisemüde und eigene vier Wände in einem Wohngebiet oberhalb der Bucht waren das beste Rezept dagegen. Der ultraentspannte Garth, unser Vermieter, der im Haupthaus wohnt, schraubte tagsüber an seinem Boot herum und genoss das Leben. Eines Abends stand er vor der

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Unser small car und Garths Boot

Tür und beglückte uns mit frisch gefangenem Thunfisch und Red Snapper, einschließlich bereits eingelegtem Thunfischsashimi und gewürztem Mehl fürs Snapper-Anbraten. Das Leben der Australier hier, weit ab der großen Stadt, scheint im Angeln, Grillen, 4WD-Fahren und abendlichen Pubbesuchen zu bestehen. Zumindest sieht man sie bei nichts anderem und die seltenen Werbetafeln an den Straßen weisen in erster Linie auf „Petrol, Liqour, Bait“ hin, also Benzin, alkoholische Getränke und Köder. Unser Mittelklasseauto wird hier fast schon mitleidig als P1070411„small car“ bezeichnet, die sandigen Offroadstrecken müssen wir zu Fuß erkunden. Aber das Ganze ist eh eine Wissenschaft für sich, an bestimmten Stellen muss Luft aus den Reifen gelassen werden, die später mit elektrischen Pumpen, die zur Standardausstattung eines jeden Autos zu gehören scheinen, wieder aufgepumpt werden. Nö…

Im Supermarkt lernen wir Gisela kennen, die vor 60 Jahren als Kind von Papenburg nach Australien kam und die uns ein Stück in ihrem Auto mitnimmt. Wir staunen über das riesige Gefährt und sie fragt verwundert, wie sie denn sonst ihr Boot transportieren solle.
P1070555Die Tage sind heiß, meist hat es um die vierzig Grad, so dass wir uns vor 17 Uhr kaum aus unserem Häuschen getraut haben. Mit fast schon schlechtem Gewissen saßen wir in unserem klimaanlagengekühlten Wohnzimmer oder, noch besser, lagen im Schlafzimmer unter dem Ventilator und dösten vor uns hin. Zwei Mal schickten wir Garth eine SMS und verlängerten um eine weitere Nacht. Das Outback strichen wir von unserer Reiseliste, weil es einfach zu heiß war.

Aber was ist das? Zu den coolen Australiern gesellt sich ein cooles Land: Am Morgen der Abreise, regnet es und das Thermometer zeigt gerade mal 20 Grad. Nun denn, wir haben 600 Kilometer bis Cervantes vor uns, da wird sich das Wetter ja wohl noch ändern. Kurz bevor wir starten noch eine SMS von Garth:

Hi guys, just be careful driving, there are a lot of roos out on the road drinking from the puddles of water 🙂

Und tatsächlich, auf der Fahrt sehen wir erstmals lebende Känguruhs am Straßenrand und mitten auf der Straße, zum Glück jedes Mal so frühzeitig, dass wir bremsen und sie davonhoppeln sehen können.

Don’t take the good weather with you – das hatte uns vor einigen Monaten ein älterer Mann bei der Abfahrt in Dublin zugerufen und ganz oft war es so, dass das Wetter bei unserer Ankunft plötzlich gut wurde. Für Australien ist Regen wahrscheinlich etwas sehr positives und so haben wir auch diesmal das gute Wetter über hunderte von Kilometern mitgeschleppt: vor Cervantes hängen dustere Wolken über dem Meer und es ist fast noch kühler. Wir wollten zelten, möglichst nah am Strand, noch mal in die Wellen hüpfen – aber nicht bei 19 Grad! Also entschließen wir uns, doch bis Perth durchzufahren und kommen nach 825 Kilometern am Abend an. Unterwegs konnten wir ein Appartment buchen und so werden wir unsere letzten vier australischen Tage in der Stadt verbringen.

Nach kurzer Pause machen wir uns zu einem kleinen Spaziergang auf. Nach kurzer Zeit treffen wir auf die ersten Bars und Restaurants. Scheint eine ziemlich hippe Gegend zu sein. Ein 24 Stunden geöffneter Supermarkt ist unsere erste Anlaufstelle und plötzlich kommen wir uns so vor, als wären wir Ewigkeiten in der Wildnis gewesen. Wir laufen genussvoll durch die vielen Regalreihen, bestaunen 20 verschiedene Sorten Joghurt, die Theke mit den fertig gekochten Leckereien und denken kurz an die Minisupermärkte der letzten Wochen zurück. Wir sind einfach zwei Stadtkinder, das merken wir jetzt ganz deutlich….

Und heute setzen wir dann noch eins drauf: das Wetter bleibt mäßig und vor allem kühl, beste Voraussetzungen für einen Shopping Center Besuch. Schon vor Tagen habe ich im Internet eins rausgesucht und wir streifen mit Wonne durch die Geschäfte. Brauchen tun wir ja eigentlich nichts, nach wie vor haben wir zu viel Gepäck. Aber so das ein oder andere wandert dann doch in den Rucksack. Und dann die Krönung des Tages: Kino! Mit 3D-Brillen und je einem Liter Eiskaffee bewaffnet geht’s um viertel vor vier in Star Wars. Kindervorstellung, dachte ich. Aber ne, hinter uns sitzt eine ganze Truppe grauhaariger Menschen in unserem Alter, die sich ebenfalls köstlich amüsieren. Um halb sieben dann, als wir zurück ins Einkaufszentrum laufen, sind auch in der Hauptstadt von Westaustralien alle Läden geschlossen, schon seit einer Stunde. Draußen wehen uns jetzt 17 Grad entgegen.

Cooles Australien halt.

P.S. Trotzdem werden wir am Morgen nicht enttäuscht, vor unserem Schlafzimmer kreischen regenbogenbunte Vögel in einer Palme.

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Monkey Mia

Es ist heiß. FullSizeRenderNach dem Wind der letzten zwei Tage regt sich heute kaum ein Lüftchen. Auf der Rückfahrt von Monkey Mia, einem Strand an der anderen Seite der Halbinsel, zeigt das Auto-FullSizeRenderThermometer 41 Grad. Wir haben die Fenster offen, aber wenn man die Hand raushält, fühlt es sich eher an als würde man in einen Umluftherd fassen. Schon von weitem sehen wir Tiere auf der Straße und als wir näher rankommen sehen wir eine Gruppe Emus, die ziemlich gemütlich über die Straße spazieren. Dieses Australien ist unglaublich.

Heute morgen klingelte der Wecker um sechs, nach zwei Kaffees waren wir dann bereit uns ins Auto zu setzen und die 25 km nach Monkey Mia zu fahren, dem berühmten Delfinstrand. 20160113-Monkey_Mia-Nikon-63
Wir waren auf eine sehr touristische Erfahrung eingestellt, schon bei unserem ersten Aufenthalt in Denham waren wir in den Nachmittagsstunden dort. Nachdem wir auf einer großen Tafel gelesen hatten, dass mit etwa 100 Zuschauern zu rechnen sei, hatten beschlossen, nicht an der morgendlichen Delfinfütterung teilzunehmen. Aber unser cooler Aussie-Vermieter Garth schwärmte sehr und so beschlossen wir, es diesmal doch zu versuchen.

20160113-Monkey_Mia-Nikon-126Um viertel vor acht standen wir also mit diversen Touristen im flachen Wasser und lauschten der Rangerin, die berichtete, dass die wilden Delfine vor vielen Jahren erst von Fischern in der Bucht regelmäßig gefüttert wurden und dann ein Zeltplatz dies als Attraktion angeboten hat. 20160113-Monkey_Mia-Nikon-123Irgendwann übernahm dann aber die Naturschutzbehörde das Ganze als man feststellte, dass der Delfinbestand merklich unter der Vollverpflegung litt. Die satten Delfine lungerten den ganzen Tag in Strandnähe und vergaßen ganz, ihre Jungen weiter draußen im Meer mit Fisch zu versorgen. Seither gibt es dreimal am Morgen kleine Mengen Fische, nur etwa ein Viertel des Tagesbedarfs, und den Rest muss sich Flipper selber fangen.
20160113-Monkey_Mia-Nikon-40Und dann kamen sie. Acht waren es wahrscheinlich und sie kamen so nah, dass man ihnen im flachen Wasser Aug in Aug begegnen konnte. An dem großen Strand verloren sich die 20160113-Monkey_Mia-Nikon-90Menschen und so war es doch eine tolle Delfinerfahrung! Wie ein großes wunderbares 20160113-Monkey_Mia-Nikon-111Aquarium, eine Meeresschildkröte paddelte vorbei, ein riesiger Pelikan kam angeflogen (für ihn gab es dann auch noch ein paar Extrafische), ein kleiner Rochen flitzte durchs seichte Wasser. Nach der zweiten Fütterung waren die Delfine verschwunden und 20160113-Monkey_Mia-Nikon-138so gingen wir zur Menschenfütterung über, frühstückten im Strandcafe und ließen uns dann im Schatten einer Palme nieder. Das Meer lädt gar nicht so sehr zum Schwimmen ein, der Sand macht es doch recht trüb, es ist sehr lange sehr flach und der Grund von Seegras bewachsen. Also beschlossen wir, noch einen kleinen Abstecher auf’s Pier zu machen und dann in die Kühle unseres Ferienhauses zu entfliehen. Doch mitten auf dem Pier sahen wir sie – sie kamen zurück. Und 20160113-Monkey_Mia-Nikon-17diesmal nicht nur in den markierten Bereich, in dem Baden verboten ist, um ihnen Ruhe zu gönnen, sondern auch in den frei zugänglichen Strandabschnitt. 20160113-Monkey_Mia-Nikon-15Also doch rein ins Wasser und still gewartet, die Delfine entscheiden, ob sie näher kommen wollen oder nicht. Und sie kamen. Im seichten Wasser, nicht mal ein Meter tief, flitzten sie an uns vorbei, jagten Fische und machten mich sehr glücklich!

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Von Emus und Kängurus

2550 km sind wir in Westaustralien Richtung 20160110-Exmouth-Nikon-105Norden gefahren. Und haben das Ende des Bundesstaates damit noch lange nicht erreicht. Das reicht, schließlich müssen wir ja auch wieder zurück nach Perth. Also sollte Exmouth, auf einer Halbinsel nahe des Cape Range National Park und des Ningaloo Reef gelegen, unser nördlichstes Ziel sein. Nach den Nächten in Zelt und Hostel wollten wir es mal wieder etwas komfortabel und buchten uns in einem Hotel ein, von dem wir schon vorher wussten, dass es eine ehemalige Kaserne war.

Exmouth ist genauso abgelegen wie die Städtchen davor. Auf 370 km zwischen unserem letzten Aufenthaltsort Carnarvon und diesem Ort gibt es genau zwei Möglichkeiten, zu tanken oder überhaupt auf Menschen zu stoßen und nur eine davon 20160111-Exmouth-Nikon-110direkt an der Straße – ein kleines Roadhouse mit zwei Zapfsäulen und vergilbten Souvenirs. Das Handy hat selten Empfang und wir wollen es uns gar nicht ausmalen, was eigentlich passiert, wenn was passiert. Ab und an kommt uns ein Fahrzeug entgegen, so selten, dass man den Fahrer mit einem Handzeichen grüßt. Häufiger als auf Menschen trifft man auf Kängurukadaver, die am Straßenrand liegen und meist riecht man sie schon vorher. Mittlerweile wissen wir, dass uns tagsüber eher Kühe, Ziegen und Vögel gefährlich werden können und mittlerweile 20160105-Exmouth-Nikon-02geht eine Echse und ein kleiner Vogel auf unser Konto. Australien ist so unendlich groß, rechts und links von uns, vorne und hinten nur endloses Land, Busch, so weit man blicken kann. Die seltenen Abzweigungen, denen wir begegnen, weisen zu Stations, also Farmen, die noch mal 50 km entfernt und nur über staubige rote Pisten zu erreichen sind. Wenn die Menschen hier mal einkaufen wollen, ins Kino oder zum Arzt müssen sie hunderte von Kilometern fahren. Wenn das Wetter mitspielt, denn häufig passieren wir Schilder, die vor Überflutungen warnen. Abstrus kommt uns das vor, so mitten im ausgedörrten Busch. Aber Australien nimmt eine ganze Menge mit, was die Natur an unerfreulichem zu bieten hat, Cyclone sind recht häufig und die aktuellen Buschfeuer südlich von Perth haben ganze Dörfer ausradiert.

Wir passieren Exmouth und jetzt 20160110-Exmouth-Nikon-108sind es noch fünf Kilometer bis zu unserer Kaserne. Kurz vor dem Abbiegen müssen wir auf die Bremse treten – zwei Emus trotten an der Straße entlang. Dann haben wir unser Ziel erreicht. Unser Hotel wird von einer deutschen Familie geführt, die  die Kaserne vor vielen Jahren umgebaut haben. Das Gelände drumrum wird nach wie vor von 20160106-Exmouth-Nikon-19der Army genutzt und der Ausblick ist eher trist. Aber: wo die Army ist, da sind keine anderen Menschen und wo es menschenleer ist, da fühlen sich Tiere wohl. Von unserem Fenster aus sehe ich dann recht schnell in der Ferne etwas hüpfen – Kängurus! Und nicht nur eins. Ich rase hinunter und zum Zaun des Armygeländes, da sind sie!

20160107-Exmouth-Nikon-28Später dann kommen die Emus und holen sich ihren Abenddrink an einem kleinen Brunnen. Dort werden wir sie regelmäßig sehen und auch die Kängurus besuchen uns dort. Abends sitzen wir auf der Außentreppe hinunter ins Erdgeschoss  (nur dort haben wir leidlichen Internetempfang) und fühlen uns wie auf einem Hochsitz: Kängurus hoppeln heran und schauen zu uns herüber, bevor sie sich über den Brunnen her machen.

Am nächsten Tag erkunden wir den Nationalpark, der 10 Kilometer hinter unserem Hotel beginnt. Beim Informationszentrum dösen zwei Kängurus im Schatten der niedrigen Bäume. Ausgerüstet mit Schnorchel und Flossen machen 20160108-Exmouth-Rollei-1920160108-Exmouth-Rollei-44wir uns auf zum Riff, das prächtig und vom Strand aus zugänglich sein soll. Nach einer kleinen Wanderung durch die Dünen finden wir die Bucht, die uns ganz allein gehört. Und dann ab ins türkisblaue Meer. Das Wasser ist noch keinen Meter tief, da sichten wir schon die ersten 20160107-Exmouth-Rollei--93Fische und etwas weiter draußen treffen wir auf Korallen und tausende von bunten Fischen. Die Sicht ist nicht so gut und die Strömung stark, aber es ist ein tolles Schnorchelerlebnis. 20160109-Exmouth-Nikon-33Nach einer faulen Stunde am Strand versuchen wir es noch mal, die Sicht ist deutlich besser, die Fische scheinen noch größer und bunter und – wir waren gar nicht darauf vorbereitet – wir treffen auf Wasserschildkröten! In der Strömung stoßen wir fast mit einer zusammen, die sich auch nur schlecht halten kann, eine zeitlang driften wir unfreiwillig zu dritt, sie in unserer Mitte, aber es scheint sie gar nicht zu stören. Beim Ausstieg sichten wir im seichten Wasser noch einen Manta, umgeben von Fischen. Toller kann es heute nicht werden, 20160110-Exmouth-Nikon-88wir lassen uns in der Sonne trocknen und fahren zurück. Auch in den nächsten Tagen erkunden wir den Nationalpark, der zum Weltkulturerbe gehört, weiter, unter und über Wasser. Wir wandern durch Schluchten und am Meer entlang, sehen Pelikane und 20160109-Exmouth-Nikon-45Raubvögel. Am Abend kochen wir in unserem Apartment (wir sind sooo Pommes-satt…) und erfreuen uns an unserem Hochsitz. So werden aus drei geplanten Nächten vier und dann fünf und wir merken, wie gut es uns tut, mal etwas länger an einem Ort zu sein. Also recherchieren wir nach Ferienhäusern und finden eines in Denham, dem 20160110-Exmouth-Nikon-6920160110-Exmouth-Nikon-62Küstenstädtchen, an dem wir schon gezeltet haben. Und da sind wir nun vor ein paar Stunden angekommen, sind sehr zufrieden mit unserem Häuschen mit Terrasse und Meerblick. Jetzt machen wir erst mal gar nichts, kochen uns was feines und freuen uns über das endlich einigermaßen stabile und schnelle Internet!

Carnarvon

Carnarvon ist ein Städtchen mit 5.500 Einwohnern 20160105-Carnarvan-LumixJ-07und ein Zentrum des australischen Gemüse- und Obstanbaus. Es liegt landschaftlich absolut reizvoll an der Mündung des Gascoyne-River in den indischen Ozean und wir kommen zur Mango-Erntesaison, in der die exotische Frucht hier omnipräsent ist. „Woman-Go“ heißt die Damen-Toilette in unserem Hostel und entsprechend  „Man-Go“ für die Herren. Bei einer Fahrt durch die Obstplantagen halten wir an einem Hof, an dem Mangos frisch vom Feld verkauft werden, herrlich süß und saftig für einen guten Euro pro Stück und dazu noch ein selbstgemachtes Mango-Eis am Stiel.

Unser Hostel ist eine echte Erfahrung. Untergebracht in einem „Hotel“, wie die traditionellen Pubs hier heißen. Ein riesiges historisches Gebäude, unten der obligatorische Pub mit diversen Nebenräumen, die alle noch mal Platz für komplette Kneipen bieten würden. Im ersten Stock dann die Zimmer, Backpacker-Style halt, kleine Räume mit einem Bett und 20160106-Carnarvan-LumixJ-14zusammengewürfelten Restmöbeln, mal einem Schrank, mal einer Kommode, einem Tisch oder einem Sofa. Hier leben vor allem junge Rucksackreisende, die Work and Travel machen und zur Mangoernte nach Carnavon gekommen sind. So klein die Zimmer sind, so riesig die Gemeinschaftseinrichtungen: ein Esssaal mit Bar, eine große Küche, ein Zimmer mit Tischtennisplatte, eins mit einer Ansammlung wackliger Stühle. Alles abgewohnt, aber unerwartet sauber. Der Charme der 50er-80er wabert durch die Räume, eine geschmacklose Zusammenstellung von Möbeln und Dekoversuchen. In einer dusteren Ecke im Gang staubt ein künstlicher Weihnachtsbaum vor sich hin, ktischige asiatische Tänzerinnen zieren das Bücherregal. Ab und an begegnet man 20160106-Carnarvan-LumixJ-12jungen Männern unterschiedlicher Nationalität, der eine fast schon zum Aussie mutiert mit kurzen Hosen, Schlapphut und dicken Wollsocken in den knöchelhohen Arbeitsschuhen, der andere trotz langer Haare noch deutlich erkennbar japanisch. Ich scheine der einzige weibliche Gast zu sein, die historischen Damentoiletten und -duschen gehören also mir. Und immer wieder fast schon geisterhafte Geräusche – ein Knarzen hier, eine zuschlagende Tür, wo niemand ist, das Gurren von Tauben unter dem Dach – hier könnte man die Billigversion von „Shining“ drehen. Der Pub schließt um acht, die Eingangstür zum Hostel dann auch und man kommt nur noch über den Hinterhof ins Gebäude. Dieser ist mit Mauern und Stacheldraht gesichert, das Metalltor lässt sich aber unproblematisch öffnen. Das Schild mit dem Hinweis, dass das Grundstück von einem Hund bewacht wird, lässt mich grinsen. Noch nicht mal bei meinen Schmuseversuchen hat er sich großartig bewegt, ein äußerst phlegmatisches Tier, vollkommen ungeeignet für irgendwelche Wachaufgaben. Aber wer soll hier auch schon einbrechen, außer Mangos in der Gemeinschaftsküche lässt sich nicht viel holen.

So ab und an fühle ich mich zurückversetzt in meine Kibbutz-Zeit, unsere Zimmer damals sahen nur unwesentlich anders aus und wir kamen ähnlich verschmutzt von der Arbeit zurück, wie der freundliche Japaner in seiner total versifften Arbeitshose. Aber Eric und ich sind uns einig, dass es toll ist, auch mal das zu erleben. Nach fünf Tagen auf drei verschiedenen Campingplätzen noch dieses, da werden wir unser schon gebuchtes Hotel am Meer um so mehr genießen.

Unser Hostel passt zu Carnarvon: der Ort ist zumindest im Zentrum maximal lieblos gestaltet. Ziemlich erstaunlich, da es sich immerhin um das einzige Städtchen im Umkreis von 200, vielleicht sogar 300 Kilometern handelt. Hier kommen die Leute von den abgelegenen „Stations“ im Outback her, um mal einzukaufen, und was finden sie? Einen (zugegebenermaßen gut sortierten) Woolworth, einen zweiten Supermarkt, einen Baumarkt und ein paar kleine Geschäfte, die einen jetzt wirklich nicht vom Hocker reißen. Dazu vier Autohäuser und zwei Spielhöllen. Recht viele Aborigines scheinen hier zu leben, bisher haben wir sie nur als einigermaßen fertige Typen in Perth erlebt, hier sind es viele Familien, die freundlich grüßen.

Aber drumherum um Carnarvon-City gibt’s dann doch schöne 20160105-Carnarvan-Nikon-41Plätzchen, die zwar keine echten touristischen Highlights darstellen, aber uns einen sehr angenehmen Tag beschert haben: die Bäume hinter der Brücke über den ausgetrockneten Fluss, auf denen hunderte weißer Kakadus saßen und immer wieder in Schwärmen über uns hinwegzogen, der hunderte Meter lange historische Steg, der ins Meer hinausragt und auf dem wir über Mangrovensümpfe und Sandbänke hinaus zu den 20160105-Carnarvan-Nikon-43abendlichen Anglern liefen, die einsame Meeresbucht, in der Kite-Surfer dahinsausten und immer wieder bis zu fünf Meter in die Höhe flogen, das kleine Fischrestaurant im Hafen, in dem wir hervorragenden gegrillten Fisch und einen sensationellen Sonnenuntergang erlebten. Und irgendwie auch der freundliche Pub, in dem wir gerade sitzen, auf der Videoleinwand gibt es die Hits der frühen 80er, und wir kommen uns vor wie in einem gemütlichen australischen Wohnzimmer.

Also, alles in allem, nett hier in Carnarvon und ziemlich ideal für einen ganz entspannten Ausflug ins westaustralische Alltagsleben außerhalb der Großstadt und der Touriorte.

Die Camper

20151230-Geraldton-Nikon-10Hier sind die Camper!

Fünf Nächte in Folge konnten wir endlich das in Neuseeland gekaufte Zelt zum Einsatz bringen, das wir dort selbst kein einziges Mal aufgeschlagen hatten. Es war nachts einfach zu kalt dafür gewesen.
Nun aber sind wir doch ganz froh um den Kauf. Nicht nur dass er uns hilft Geld bei den Übernachtungen zu sparen, er ermöglicht uns auch an Plätzen zu schlafen, die recht ungewöhnlich sind.
Ungewöhnlich in verschiedener Hinsicht. Das erste Mal campten wir in Geraldton, nachdem wir dieses Ziel wegen des Mietwagentauschs schneller als geplant angesteuert hatten. Der Campingplatz liegt zwar unmittelbar am Meer, doch kann man dieses vom Zelt aus nicht sehen, da ein blickdichter Zaun, der wohl vor allem dafür sorgen soll, dass der Wind keinen Sand auf den Platz trägt, die Sicht versperrt. So mussten wir uns damit begnügen, das Rauschen der Brandung als das Zeichen für das Vorhandenseins des Wassers zu nehmen. Und so wurden wir nach einem kurzen Strandbesuch durch die Wogen ins Reich der Träume getragen. Als erster Versuch konnte der Platz durchaus gefallen.
Die Reise ging am Morgen dann weiter und führte uns nach Kalbarri. Wir hatten noch keine Unterkunft gebucht und so gingen wir einfach in die Touristeninformstion und fragten nach einem Platz, auf dem wir unser Zelt aufschlagen könnten. Die Dame schaute erst etwas erschrocken, da momentan ja Hauptsaison ist. Doch dann griff sie zum Telefon und schon hatte sie die Nachricht für uns, dass wir 20 Kilometer südlich Chancen hätten. Dann wieder 20151230-Geraldton-nach-Kalbarri-Nikon-04zurück von wo wir her kamen und tatsächlich wies ein Schild am Straßenrand auf eine rote Sandpiste. Also weg vom Asphalt und rein ins Vergnügen. Der Weg zieht sich etwa zwei Kilometer, doch dann tut sich einem so etwas wie eine Farm auf. Auf einem Kliff über dem Meer ist der Platz gelegen und bietet recht einfache Hütten zur Miete, aber eben auch Plätze für Zelte und Campervans an. Für gerade einmal 14 Euro die Nacht hatten wir einen Platz gefunden. Dumm nur, dass der seit langem ausgetrocknete Boden sich keinen Spaltbreit unseren Heringen öffnen wollte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen ging ich zu einer Gruppe von Zeltnachbarn hinüber und fragte nach einem Hammer, der mir dann auch sofort überreicht wurde. Doch auch der Hammer brachte keinen durchschlagenden Erfolg. Einer der freundlichen Aussies schaute nach unseren Fortschritten und kehrte, nachdem er unser Scheitern sah, mit einem Akkuschrauber und dickeren Heringen wieder. Doch selbst der Akkuschrauber versagte auf diesem Untergrund. Also machte ich mich auf, um die Betreiberin zu befragen, was sie für Tricks auf Lager habe. Sie machte mir die Grenzen meines Schulenglisch bewusst. Bereits beim Bezahlen hatte sie uns erklärt, wo wir Platz für das Zelt finden würden. Sie sprach dabei davon, dass wir jenseits der „trays“ unser Glück versuchen sollten. Mir war nicht klar gewesen, was sie damit meinte, vermutete aber die dort zu sehenden Windfänge. Als sie nun wieder davon sprach, dass wir es jenseits der „trays“ versuchen sollten, da dort der Bode viel sandiger und weicher sei, da fragte ich sie, was denn „trays“ seien. Bei ihrer Antwort gab sie sich Mühe, ihren Aussieakzent zu mäßigen und dann gelang es mir doch tatsächlich, ein mir bekanntes Wort herauszufiltern. Wir sollten jenseits der „trees“, der Bäume also, unser Glück versuchen. Unfassbar! Kaum war das geklärt und wir noch weiter nach unten auf dem Campingplatz gezogen, da flutschten die Heringe nur so in den Boden…
Aber die ganze Mühe hat sich gelohnt. Die Nacht war auf diesem verlassenen Stück Erde finster und so konnte die Milchstraße grell von oben herab  leuchten. Hier war nichts los und das war auch gut so an Silvester. Und so verschliefen wir auch Mitternacht ganz einfach.
Auch am Tag darauf wurden wir für die Abgeschiedenheit belohnt, als wir uns zum sehr wilden, weiten und fast menschenleeren Strand durch die großen Sanddünen vorgekämpft hatten. Zwar kann man dort bei der sehr starken Brandung nicht ins Wasser. Doch dafür zogen Schulen von Delfinen direkt an der Küste vor uns auf und ab und erfreuten sich des Lebens. Ein schöner Anblick.
20151229-Geraldton-Nikon-0620151229-Geraldton-Nikon-0220160103-Shark-Bay-Nikon-43
Die Straße entlang des Indischen Ozeans führt uns immer weiter nach Norden und bietet uns doch die eine oder andere faszinierende Attraktion und schöne Blicke.
Sie führt entlang des Meeres auf der einen Seite und auf der anderen erstreckt sich scheinbar unendliches Buschland, das sich nahezu eben vor einem auftut und einem in der Hitze mit seinem rot leuchtenden Erdfarben und den doch so knallig grünen Büschen entgegenstrahlt. Leider ist es uns noch nicht gelungen einem lebenden Känguru zu begegnen. Dass sie da sind, das kann man leider an den vielen Kadavern am Straßenrand erkennen -ich schätze, wir haben im Verlauf der einen Woche etwa einhundert davon gesehen. Die Gefahr der Kollision besteht vor allem in den Zeiten der Dämmerung und in der Nacht, weshalb wir auch tunlichst versuchen, diese auf den Straßen zu meiden. Aber das eine oder andere Tier konnten wir hier dennoch schon sichten. 20160101-Kalbarri-Nikon-3620160105-Carnarvan-Nikon-15So zum Beispiel grau-rosane (aber auch weiße) Kakadus, die krächzend in der Silvesternacht durch den Ort zogen, oder eine Gruppe Emus, der großen Straußenvögel Australiens, die nahe der Straße unterwegs waren. Und wenn wir großzügig sind, dann haben wir doch ein lebendes Känguru gesehen -zumindest den durch die dunkle Nacht hüpfenden Schatten auf etwa 200 Meter Entfernung.
20160102-Weg-nach-Shark-Bay-Nikon-18Wir durften aber auch eine extrem alte Lebensform bestaunen, die es seit etwa 3,5 Milliarden Jahren auf der Erde gibt. Zu sehen gibt es freilich eher Steine, Stromatolithen genannt, die durch diese Cyanobakterien gebildet werden. Von den Mikroorganismen selbst sieht man mit bloßem Auge nichts. Aber die Szenerie dort ist wieder einmal Atemberaubend.
Am meisten gestaunt haben wir unterwegs aber bislang über einen See, der uns knallrosa entgegenschien. Zunächst glaubten wir an eine Fata Morgana oder eine ähnliche Sinnestäuschung. Als wir das Auto am Straßenrand abstellten und uns dem See näherten, da behielt er aber diese Farbe bei. So etwas haben wir bislang noch nie gesehen und so schossen 20151231-Geraldton-nach-Kalbarri-Nikon-23wir entsprechend viele Fotos der Hutt Lagoon. Als wir uns dann wieder auf die Straße begaben, da schien uns das Rätsel als profane Umweltverschmutzung gelöst, denn plötzlich tauchte eine Fabrik der BASF auf. Wir recherchierten und stellten dann zu unserer Erleichterung fest, dass es doch ein natürliches Phänomen ist und BASF dort Beta-Karotin abbaut, das dort durch Algen produziert wird und für die Verfärbung verantwortlich ist.
Die nächste Station war dann ein Campingplatz tatsächlich direkt am Meer und dieses Mal auch mit Blick darauf. Denham ist ein für australische Verhältnisse sehr touristischer Ort, der für uns aber doch sehr verschlafen wirkte. Wir genossen die Ruhe und bestaunten aufs Neue die Arbeitshaltung der Australier, die ihre Läden konsequent gegen 17:00 Uhr schließen und die freie Zeit am Strand oder zuhause verbringen.