Von Emus und Kängurus

2550 km sind wir in Westaustralien Richtung 20160110-Exmouth-Nikon-105Norden gefahren. Und haben das Ende des Bundesstaates damit noch lange nicht erreicht. Das reicht, schließlich müssen wir ja auch wieder zurück nach Perth. Also sollte Exmouth, auf einer Halbinsel nahe des Cape Range National Park und des Ningaloo Reef gelegen, unser nördlichstes Ziel sein. Nach den Nächten in Zelt und Hostel wollten wir es mal wieder etwas komfortabel und buchten uns in einem Hotel ein, von dem wir schon vorher wussten, dass es eine ehemalige Kaserne war.

Exmouth ist genauso abgelegen wie die Städtchen davor. Auf 370 km zwischen unserem letzten Aufenthaltsort Carnarvon und diesem Ort gibt es genau zwei Möglichkeiten, zu tanken oder überhaupt auf Menschen zu stoßen und nur eine davon 20160111-Exmouth-Nikon-110direkt an der Straße – ein kleines Roadhouse mit zwei Zapfsäulen und vergilbten Souvenirs. Das Handy hat selten Empfang und wir wollen es uns gar nicht ausmalen, was eigentlich passiert, wenn was passiert. Ab und an kommt uns ein Fahrzeug entgegen, so selten, dass man den Fahrer mit einem Handzeichen grüßt. Häufiger als auf Menschen trifft man auf Kängurukadaver, die am Straßenrand liegen und meist riecht man sie schon vorher. Mittlerweile wissen wir, dass uns tagsüber eher Kühe, Ziegen und Vögel gefährlich werden können und mittlerweile 20160105-Exmouth-Nikon-02geht eine Echse und ein kleiner Vogel auf unser Konto. Australien ist so unendlich groß, rechts und links von uns, vorne und hinten nur endloses Land, Busch, so weit man blicken kann. Die seltenen Abzweigungen, denen wir begegnen, weisen zu Stations, also Farmen, die noch mal 50 km entfernt und nur über staubige rote Pisten zu erreichen sind. Wenn die Menschen hier mal einkaufen wollen, ins Kino oder zum Arzt müssen sie hunderte von Kilometern fahren. Wenn das Wetter mitspielt, denn häufig passieren wir Schilder, die vor Überflutungen warnen. Abstrus kommt uns das vor, so mitten im ausgedörrten Busch. Aber Australien nimmt eine ganze Menge mit, was die Natur an unerfreulichem zu bieten hat, Cyclone sind recht häufig und die aktuellen Buschfeuer südlich von Perth haben ganze Dörfer ausradiert.

Wir passieren Exmouth und jetzt 20160110-Exmouth-Nikon-108sind es noch fünf Kilometer bis zu unserer Kaserne. Kurz vor dem Abbiegen müssen wir auf die Bremse treten – zwei Emus trotten an der Straße entlang. Dann haben wir unser Ziel erreicht. Unser Hotel wird von einer deutschen Familie geführt, die  die Kaserne vor vielen Jahren umgebaut haben. Das Gelände drumrum wird nach wie vor von 20160106-Exmouth-Nikon-19der Army genutzt und der Ausblick ist eher trist. Aber: wo die Army ist, da sind keine anderen Menschen und wo es menschenleer ist, da fühlen sich Tiere wohl. Von unserem Fenster aus sehe ich dann recht schnell in der Ferne etwas hüpfen – Kängurus! Und nicht nur eins. Ich rase hinunter und zum Zaun des Armygeländes, da sind sie!

20160107-Exmouth-Nikon-28Später dann kommen die Emus und holen sich ihren Abenddrink an einem kleinen Brunnen. Dort werden wir sie regelmäßig sehen und auch die Kängurus besuchen uns dort. Abends sitzen wir auf der Außentreppe hinunter ins Erdgeschoss  (nur dort haben wir leidlichen Internetempfang) und fühlen uns wie auf einem Hochsitz: Kängurus hoppeln heran und schauen zu uns herüber, bevor sie sich über den Brunnen her machen.

Am nächsten Tag erkunden wir den Nationalpark, der 10 Kilometer hinter unserem Hotel beginnt. Beim Informationszentrum dösen zwei Kängurus im Schatten der niedrigen Bäume. Ausgerüstet mit Schnorchel und Flossen machen 20160108-Exmouth-Rollei-1920160108-Exmouth-Rollei-44wir uns auf zum Riff, das prächtig und vom Strand aus zugänglich sein soll. Nach einer kleinen Wanderung durch die Dünen finden wir die Bucht, die uns ganz allein gehört. Und dann ab ins türkisblaue Meer. Das Wasser ist noch keinen Meter tief, da sichten wir schon die ersten 20160107-Exmouth-Rollei--93Fische und etwas weiter draußen treffen wir auf Korallen und tausende von bunten Fischen. Die Sicht ist nicht so gut und die Strömung stark, aber es ist ein tolles Schnorchelerlebnis. 20160109-Exmouth-Nikon-33Nach einer faulen Stunde am Strand versuchen wir es noch mal, die Sicht ist deutlich besser, die Fische scheinen noch größer und bunter und – wir waren gar nicht darauf vorbereitet – wir treffen auf Wasserschildkröten! In der Strömung stoßen wir fast mit einer zusammen, die sich auch nur schlecht halten kann, eine zeitlang driften wir unfreiwillig zu dritt, sie in unserer Mitte, aber es scheint sie gar nicht zu stören. Beim Ausstieg sichten wir im seichten Wasser noch einen Manta, umgeben von Fischen. Toller kann es heute nicht werden, 20160110-Exmouth-Nikon-88wir lassen uns in der Sonne trocknen und fahren zurück. Auch in den nächsten Tagen erkunden wir den Nationalpark, der zum Weltkulturerbe gehört, weiter, unter und über Wasser. Wir wandern durch Schluchten und am Meer entlang, sehen Pelikane und 20160109-Exmouth-Nikon-45Raubvögel. Am Abend kochen wir in unserem Apartment (wir sind sooo Pommes-satt…) und erfreuen uns an unserem Hochsitz. So werden aus drei geplanten Nächten vier und dann fünf und wir merken, wie gut es uns tut, mal etwas länger an einem Ort zu sein. Also recherchieren wir nach Ferienhäusern und finden eines in Denham, dem 20160110-Exmouth-Nikon-6920160110-Exmouth-Nikon-62Küstenstädtchen, an dem wir schon gezeltet haben. Und da sind wir nun vor ein paar Stunden angekommen, sind sehr zufrieden mit unserem Häuschen mit Terrasse und Meerblick. Jetzt machen wir erst mal gar nichts, kochen uns was feines und freuen uns über das endlich einigermaßen stabile und schnelle Internet!

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