Indian Ocean Drive

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Vor sechs Tagen verließen wir Perth und fuhren in Richtung Norden davon, immer den Indian Ocean Drive entlang.
Anders als in Neuseeland, hatten wir in Perth ein fast fabrikneues Auto erhalten, gerade einmal 2.000 km gefahren und ganz ohne Schrammen. Welch Kontrast!
Unser erstes Ziel war ein Supermarkt etwa 50 km von Perth entfernt. Ich hatte ihn im Internet recherchiert und die Adresse in das Navi eingegeben. Als das Gerät die Anweisung gab, die Hauptstraße jetzt zu verlassen, da waren wir leicht verunsichert, denn eigentlich war weit und breit nichts als Bush zu sehen.20160102-Weg-nach-Shark-Bay-Nikon-02 Doch landeten wir tatsächlich vor einer Art Gewerbegebiet inmitten des Nichts -zumindest erschien es uns so. Wie sich das Reisen verändert hat! In Zeiten vor Erfindung von Smartphones, dem Internet und von Navis wären wir immer weiter gefahren und hätten darauf gebaut, dass da schon noch irgendwo was zum Einkaufen kommen wird. Verhungert wären wir sicher auch damals nicht, aber der Wandel ist schon unglaublich.
Das betrifft ja auch die Frage nach der Unterkunft. Fuhr man früher einfach ans Ziel und suchte vor Ort nach einem Bett, so schaffte man vielleicht zwei, drei Hostels. Heute sucht man sich im erschlagenden Angebot der Buchungs- und Bewertungsportale dumm und dämlich, denn nun hat man die Qual der Wahl und dazu noch hunderttausend Meinungen, unter denen eine ist, die etwas kritisches anmerkt und schon ist man selbst auf kritische Distanz gegangen. Es gibt so viel, dass es das Leben verkompliziert und die Erwartungen nach oben schraubt.
Ähm, zurück zur Tour.
20160105-Carnarvan-LumixJ-09Nachdem wir alles Nötige eingekauft hatten, machten wir uns auf den Weg nach Jurien Bay, wo wir für die Nacht ein Bed & Breakfast gebucht hatten. Tatsächlich gestaltet sich die Suche nach Unterkünften wegen der Großen Ferien in Australien momentan schwierig. Alle sind scheinbar auf Reisen, was bei der geringen Bevölkerungsdichte hier zwar nicht viele sind, aber die Anzahl der Unterkünfte ist eben auch entsprechend geringer, so dass die Verknappung in jedem Fall zu spüren ist.
So liegt das B&B auch etwas abgelegen vom eigentlichen Ort und als wir in die Straße abbogen, die aus dem Ort führte, da war man dann auch schleunigst wieder alleine auf der Straße unterwegs und fuhr durch das Nichts.
Plötzlich spürte ich an meinem linken Fuß einen heftigen Schmerz und ich vermutete irgendeines dieser todbringenden Tiere im Pedalbereich des Autos. Doch als ich meine Hand auf meinen leichten Sportschuh legte merkte ich, dass es eine heiße Flüssigkeit war, die mir auf den Fuß getropft war. Ich fuhr die letzten 15 Minuten weiter und musste dann feststellen, dass mein kleiner Zeh verbrüht war und sich eine Blase bildete.
Julia checkte uns ein und die Betreiberin des B&B schickte gleich ihren Gatten heraus, um sich, nein, nicht meinen Fuß, sondern das Auto anzusehen.
20160103-Shark-Bay-Nikon-72Er war ein Bilderbuchaussi und machte sich mit lustigen Sprüchen auf der Lippe sofort auf die Ursachensuche. Und das tat er nachgerade detektivisch und ermittelte in fünf Minuten die Ursache. Das Kondenswasser der Klimaanlage wurde durch einen Defekt nicht auf die Straße entlassen, sondern muss sich an einem Ort angestaut haben, an dem es durch die Motorhitze zum Kochen gebracht wurde. Dann schwappte es in den Fahrerraum. Er konnte dies sogar demonstrieren, denn als er die Aircon ausschaltete, da stoppte auch der kleine Wasserstrom.
Na toll. Immer Ärger mit den Neuwagen…
Julia kontaktierte die Mietwagenfirma und arrangierte einen Fahrzeugtausch. Dies bedeutete jedoch, dass wir am Tag darauf ein erheblich längeres Stück fahren mussten, denn die nächste Verleihstation befindet sich am Flughafen von Geraldton.
Dennoch hatten wir einen sehr entspannten Abend mit unseren sehr lustigen Herbergsleuten und einem ihnen befreundeten Paar.
20160102-Weg-nach-Shark-Bay-Nikon-45Dabei erfuhren wir so allerhand über den Spaß der Menschen hier draußen, der für Männer ganz offenbar in erster Linie im Angeln liegt. Geschichten von Thunfischen, die ein Wahnsinnstempo haben und denen, legt man es darauf an, die Leine den Kiefer aus dem Maul zieht, über besonders rabiate Haie, die auf der Hochsee einem schon mal ins Boot springen können und einem dieses dann zerbeißen und, und, und.
Wir erfuhren aber auch, wie hier die Feuergefahr stets präsent ist und wie beim Grundstückskauf auf die Anzahl natürlicher Fluchtwege weg vom Gelände geachtet wird, wie man Feuerbarrieren einzieht und einen Notfallplan erarbeitet hat, der die Flutung der Hütten und des ganzen Geländes vorsieht. Alles Gedanken, die uns komplett fremd sind.

BILDER FOLGEN WENN WIEDER WLAN ZUR VERFÜGUNG STEHT

Don’t give up

Nicht abspringen, Ihr Lieben! Westaustralien ist abgelegen – sehr abgelegen. Ein bisschen Handyempfang gönnen sie uns und hier, an der Shark Bay, sogar etwas Wifi. Bald legen wir also wieder los! Und ich sag Euch: es ist phantastisch hier! Traumhafte Küsten, wilde Landschaft, exotische Tiere und alles ultraentspannt. Endlich kommt unser Kiwi-Zelt zum Einsatz! Die Temperaturen sind nach langem abendlichen Bibbern in Neuseeland genau das, was man sich so von der Südhalbkugel um diese Jahreszeit erwartet: über 30 Grad, aber durch angenehmen Wind sehr angenehm. Also, der nächste bebilderte Beitrag folgt in Kürze!

Vielen Dank übrigens für die vielen lieben Weihnachts- und Neujahrswünsche! Hoffentlich hattet Ihr Alle ein wunderbares Fest und einen guten Rutsch. Wir jedenfalls schliefen Silvester um halb 12 ein… So ist das halt, wenn man über 50 ist 🙂

Perth

20151227-Perth-Nikon-11Es ist heiß. 37 Grad waren vorhergesagt, das haben sie dann auf 42 Grad korrigiert. Aber es ist sooo angenehm, nach der neuseeländischen Kälte. Es ist eine trockene Hitze und immer wieder weht ein freundlicher Wind, gut auszuhalten. Und was für ein freundlicher Ort, diese abgelegenste Großstadt der Welt.

Wir haben ein eigentlich ganz schickes Hotel, erstaunlich günstig und gut gelegen im Central Business District nahe der großen Fußgängerzone. P1070388Beim Einchecken teilte mir der sehr freundliche Rezeptionist mit, dass wir upgegradet werden und so finden wir uns auf dem VIP-Floor wieder. Alles sehr nett, aber mit ein paar kleinen Merkwürdigkeiten. Das Badezimmer inkl. Toilette ist recht freizügig mit dem Schlafraum verbunden, so ab und an ist man dann doch ganz gerne allein.  Und fällt euch bei dieser Duschkonstruktion was auf?
20151226-Perth-Nikon-01Na egal, die Klimaanlage tut und es ist ein angenehmer Ort, um den Jetlag wegzuschlafen, fünf Stunden Zeitunterschied zu Christchurch machen uns doch etwas zu schaffen. So gegen halb sechs sind wir hellwach, nutzen dann aber das superschnelle Internet, endlich mP1070385al wieder ein bisschen deutsches Fernsehen zu schauen und bis wir dann loskommen, ist es doch fast 10. Eine sehr hübsche Innenstadt, die alten Gebäude scheinen fast alle frisch renoviert zu sein und sind interessant in die modernen Hochhäuser integriert. Ordentlich Weihnachtsdekoration, das war in Neuseeland etwas mager, aber hier glitzert es heftig und bei den Temperaturen ist das schon sehr lustig. Auf dem großen Platz vor der Post toben Kinder pitschnass durch die Wasserspiele, dahinter ein Weihnachtsbaum. Jetzt nach IMG_0164Weihnachten ist Shopping angesagt, das Highlight, den Boxing Day, haben wir durch den Flug verpasst, aber es gibt noch genügend Sonderangebote und so bummeln wir durch die Innenstadt, kaufen Kopfbedeckungen, viiiel Wasser und Ersatz für das ein oder andere kaputt gegangene Teil. Die Menschen sind sehr entspannt und in Urlaubslaune, die Straßencafés sind voll, gute Stimmung hiFotoer. Eric ist es eigentlich zu warm, aber dann wird sein Tag gerettet: Telstra heißt der Erlöser, ein hiesiger Telekomanbieter. Nach intensiver Recherche soll’s der sein für unsere Handys. 30 Dollar für vier Wochen mit vielen Gigabyte scheint uns ganz in Ordnung, Eric ordert zwei für ihn und mich, zückt 60 Dollar, da sagt die Dame doch glatt „I give you two for one.“ Selig grinsend taumelt er aus dem Laden und liebt Australien jetzt auch.

20151227-Perth-Nikon-06Auch die Kulinarik kommt hier nicht zu kurz. Nach der Fish and Chips- und Burger-dominierten neuseeländischen Hausmannskost treffen wir hier endlich wieder auf die asiatische Leichtküche. Sushi an jeder Ecke, lecker und vergleichsweise günstig und gestern Abend fanden wir eher zufällig Chinatown und schlemmten Dim Sum. Gut, das wird außerhalb von Perth P1070387
sicherlich wieder anders, aber vorerst genießen wir es. Morgen holen wir den Mietwagen und dann geht’s los, vorerst wohl Richtung Norden, viele zieht es während der australischen Sommerferien in den Süden und die freundliche Dame in der Touristeninformation meinte, da sei es dann doch recht voll. Aber kühler, sage ich, da lacht sie und meint, „It’s summer, it’s hot everywhere.“ Na gut, dann erkunden wir mal den heißen Norden. Hauptsache, es brennt nicht und die Haie bleiben brav…

Christchurch

P1070362„Da braucht man nicht hin, das ist eine einzige große Baustelle.“ „Da gibt’s nur riesige Parkplätze.“ „I couldn’t find a place to eat.“ Das waren die Antworten von Mitreisenden, wenn wir sie nach Christchurch befragten. Na gut, die Städte in Neuseeland haben uns eh nicht vom Hocker gehauen und zum Ende werden uns die Tage knapp, also wollten wir eigentlich einen großen Bogen um die Stadt machen. Auf der Fahrt von 20151223-Twizel-Nikon-18den wunderbaren Seen bei Twizel Richtung Akaroa geht es erstaunlich schnell voran, es ist der erste Weihnachtsfeiertag und das ganze Land geschlossen, selbst McDonalds verweigert uns Einlass für einen Kaffee und so sind wir gegen Mittag kurz vor Christchurch. Na, dann schauen wir es uns halt doch an. Wir brauchen das Navi, um die Innenstadt zu finden und parken ist tatsächlich kein Problem, überall leere Flächen zwischen Hochhäusern, die merkwürdig unbelebt aussehen.

P1070366Am 22. Februar 2011, also vor fast fünf Jahren, wurde Christchurch um die Mittagszeit von einem starken Erdbeben getroffen, bei dem 185 Menschen starben. Das hatten wir auch in Deutschland gehört, aber so ein paar Häuser baut man in der langen Zeit seither doch wieder auf, oder? Hatten wir gedacht. Bei unserem Spaziergang durch die Innenstadt von P1070368Christchurch frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, das Zentrum einfach aufzugeben und woanders neu entstehen zu lassen. Die historischen Gebäude sind größtenteils abgesperrt und irgendwie abgestützt, viele Häuser fehlen ganz, die meisten Hochhäuser sind verlassen und würden eine vortreffliche Kulisse P1070371für einen Endzeitthriller darstellen. Es scheint mir ein Wunder, dass nicht viel mehr Menschen ums Leben kamen. Wie nach einem Krieg und dabei ist das Ganze schon fünf Jahre her. Ob sie das wieder hinbekommen? Die Parolen auf den Bauzäunen „Rebuilding our city“ klingen fast ein bisschen P1070377hilflos. Kunstprojekte an vielen Stellen, die Initiative „Gap Filler“ will an leeren Stellen vorübergehende Gemeinschaftsprojekte entstehen lassen. Platz dafür gibt es zuhauf… Wir 20151224-Christchurch-Nikon-02finden ein Café in einer wiederaufgebauten kleinen Fußgängerzone, durch die die historische Straßenbahn wieder fährt, trinken Cappuccino und „Flat White“, die neuseeländische Variante des Italo-Klassikers, und bleiben doch etwas ratlos, was wir von dieser Stadt halten sollen.

Weihnachten

Bei 23 Grad kommt keine P1070349Weihnachtsstimmung auf. Keine Chance. Und dann auch noch in einem Land, in dem Weihnachten am 25. gefeiert wird. Also beugen wir uns und freuen uns auf unseren letzten Abend in Neuseeland, den wir wieder im Half Moon Cottage in Akaroa verbringen werden. Geplant sei ein „Pot Luck Dinner“, schrieb uns Cor, der Besitzer, jeder solle was Schönes kochen und dann würden alle gemeinsam essen. Wir überlegen: vor 4 werden wir nicht in Akaroa sein P1070351und haben wir überhaupt Lust, nach langer Autofahrt gleich in die Küche zu stürmen und zu kochen? Hmm. Dann, die Lösung: Labskaus! Schmeckt sowieso aufgewärmt am besten und wir haben auch gleich was für Heiligabend. Kartoffeln, Rote Bete und Dosenfleisch gibt’s in bester neuseeländischer Qualität und sogar Matjes findet sich (wenn auch aus Weißrussland). Den Ort, an dem wir Heiligabend verbringen, haben wir willkürlich ausgewählt, wir suchten nur nach einem geschickten Stopp auf dem Weg nach Christchurch. Wir haben ein kleines Häuschen mit Küche und einem Kartoffelstampfer, das wichtigste Gerät für P1070353Labskaus neben dem Dosenöffner. Wir schälen, kochen und manschen und rasch ist es fertig: ein sehr leckeres Labskaus! Zwei Fläschchen Bier dazu, ein perfektes
Heiligabendessen. Noch ein weiteres Bier in der offenen Tür unserer Hütte mit Blick auf unser treues Auto, langsam wird’s kalt und wir sind müde, also früh ins Bett. Weihnachten mal ganz anders.

Am nächsten Morgen starten wir pünktlich und entscheiden uns, einen kurzen Abstecher nach Christchurch zu machen. Ein separater Bericht folgt. Gegen halb sechs sind wir dann in Akaroa und werden von Cor und Margo wie alte Freunde begrüßt. In der Küche wird schon eifrig gebrutzelt, auf der Terrasse steht ein Weihnachtsbaum, die vier sehr jungen Deutschen sorgen für die richtige WeihnachtenWeihnachtsmusik und irgendwann füllen die unterschiedlichsten Speisen das Buffet: thailändische Nudeln und ein Curry, leckeres Gemüse mit Zimtnote, taiwanesischer Reis, gegrillter Fisch und dazwischen unser Labskaus. Dem sehr netten älteren Taiwanesen, der seinen Sohn besucht, erkläre ich, es sei „a northgerman speciality“. Er staunt und freut sich drauf, zuerst 20151225-Akaroa-Nikon-04muss er aber etwas anderes Exotisches probieren: „So, this is cheese?“ fragt er und probiert einen Cracker mit Camembert. Es wird ein sehr lustiger Abend mit netten Menschen. Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuseeländischen Weihnachten! Und vielen lieben Dank für die vielen Weihnachtsmails. Genießt die Feiertage!

Mare e Monti

20151221-Otago-Nikon-08Gestern morgen starten wir fast schweren Herzens von der Lazy Dolphin Lodge an der wunderschönen Porpoise Bay. Zum Glück ist es trüb, regnerisch und kühl, so fällt der Abschied dann doch nicht so schwer, obwohl uns beim Blick aus dem Küchenfenster morgens schon Delfine gegrüßt haben. Na gut, dann halt ab ins Landesinnere. Dreieinhalb Stunden, sagt das Navi, und die ersten zwei sind schön, aber noch nicht spektakulär. Dass es in die Berge geht, können wir aber bald sehe20151221-Otago-Nikon-23n, am Horizont leuchten uns
schneebedeckte Gipfel entgegen. Wir durchqueren einen kleinen Ort namens Athol. Wenn man hier kein „tie-eitsch“ sprechen kann, ist man ganz schnell am A… 🙂 Die Landschaft ist in Neuseeland sehr dramatisch inszeniert, und auch jetzt ist es wieder so: wir fahren über die Kuppe eines Hügels und plötzlich liegt ein wunderbarer See vor uns, der Lake Wakatipu, an dem auch Queenstown liegt, das Adventure Capital von Neuseeland. Wie schon mal berichtet, sind 20151221-Otago-Nikon-50wir nicht auf Bungy + Co aus und biegen daher kurz vor Queenstown in die Berge ab, Richtung Wanaka. Die Straße steigt steil an, unser altersschwacher Beulenmazda keucht, in Serpentinen und im Schleichtempo winden wir uns weiter hoch und genießen sensationelle Ausblicke. Alle paar hundert Meter gibt es eine Haltebucht und wir staunen, was die Natur hier wieder zu bieten hat. Am Morgen noch wildes Meer, jetzt spektakuläre Bergwelt.
Irgendwann 20151221-Otago-Nikon-31haben wir die Kuppe erreicht und es geht wieder bergab – zum Glück, denn jetzt meldet sich die Tankanzeige. Hm, das wird doch wohl reichen? Am Straßenrand wird es immer bunter, Lupinen säumen den Weg und bilden einen fliederfarbenen Teppich. Wunderbare Natur, denken wir, lesen dann aber, dass es sich die Siedlerfrauen etwas netter machen wollten und 20151221-Otago-Nikon-54die Blumen pflanzten, die jetzt zwar schön, aber wohl eine ökologische Plage sind. Noch zehn Kilometer bis Wanaka, die Tankuhr am untersten Anschlag und dann piepst es auch noch. Das war sicher das Navi, reden wir uns gut zu, und mit unserem excellent luck fahren wir mit dem letzten Tropfen in Wanakas Tankstelle ein, so erleichtert, dass es uns noch nicht mal ärgert, hier 10 Cent mehr pro 20151221-Otago-Nikon-63Liter zahlen zu müssen. 200 Meter daneben findet sich dann unser Hotel, wo wir unsere müden Häupter nach einem kühlen Feierabendbier und einem Abendspaziergang zum See gemütlichst betten können.

Schafe

Dass Neuseeland20151214-Akaroa-Nikon-15 ein Naturparadies ist, in dem sich viele wunderbare Tiere tummeln, konntet Ihr den bisherigen Beiträgen ja schon entnehmen. Aber dem hier am häufigsten vorkommenden
Lebewesen haben wir bisher kaum unsere 20151214-Akaroa-Nikon-47Aufmerksamkeit gewidmet. Man könnte zwar meinen, es sei die Sandfly, eine fiese kleine schwarze Mücke, an deren Stichen man viele Tage lang große Freude hat. Aber nein, es müssen die Schafe sein. 20151221-Otago-Nikon-04Obwohl die Zahlen rückläufig sind, gibt es hier immer noch etwa 30 Millionen davon. Bei circa 4,5 Millionen Einwohnern macht das eine Menge Schaf pro Mensch. Und wahrscheinlich gibt es kaum ein Land, in dem es Schafe so hübsch haben. Wahnsinnsausblicke auf einsame Buchten, wilde Küsten und hohe Berge 20151221-Otago-Nikon-05könnten die Wollknäuel genießen, würden sie nicht immer nur nach unten schauen und saftiges Gras mampfen. Jedenfalls erfreuen wir uns sehr am Anblick von schafgesprenkelten Hügeln. Derzeit regnet es zu wenig (was uns jetzt eigentlich nicht sonderlich stört), da werden sie in Laster verfrachtet und in den Süden P1070339der Südinsel gekarrt. Hoffentlich genießen sie dann wenigstens kurz die neuen Ausblicke. Dick und zottelig behängt, viele aber auch schon mit Kurzhaarfrisur, haben sie hoffentlich ein langes P1070341glückliches Schafleben, denn ich hoffe natürlich, dass man nur ihr Fell will. Jedenfalls trifft man auf deutlich mehr Läden mit Wollpullovern als Metzgereien 🙂

 

 

 

Ja ist denn heut scho Weihnachten?

20151220-Curio-Bay-Nikon-72Heute war ein echter Sommertag. Und das ging hier von jetzt auf nachher.
Gestern mussten wir noch bei 12 Grad in Fleece und Regenjacke gepackt durch kalten Wind und Regen wandern und heute, beim Aufwachen am frühen Morgen, da stürmte ein wahrer Föhn aus Richtung Australien und brachte Temperaturen um die 28 Grad.
Also rein in die kurzen Hosen und raus vor die Türe.
20151220-Curio-Bay-Nikon-154Und ‚raus vor die Türe‘ bedeutet in unserer Herberge, dass wir direkt am Strand der Curio Bay stehen. Strand -das ist eigentlich nicht das richtige Wort. Dieser Strand, das ist ein ewig langer und sehr breiter Sandstreifen -beinahe will ich es als kleine Wüste bezeichnen. Kaum ein Mensch ist in dieser traumhaften Landschaft zu sehen, man fühlt sich alleine am weiten Ufer -und das, obwohl hier in Neuseeland an diesem Wochenende die Großen Ferien begonnen haben.

Wir zogen also los und kämpften gegen den extrem stark blasenden Wind an, der uns den Sand immer wieder wie Nadelstiche gegen die Waden schleuderte. Aber belohnt wurden wir von der Natur heute im Überschwang.
Natürlich ist alleine schon die Landschaft sagenhaft mit ihrem Farbenspiel. Doch ist diese Bucht auch Heimat von verschiedenen Tieren. Bereits am Abend zuvor hatte Julia bei einem späten Erkundungsgang dort einen Pinguin gesichtet und war dieses Mal nicht 250 Meter entfernt, sondern so nah, dass sie ihn mit bloßen Auge beobachten konnte.

Ja und heute, da beglückten uns den ganzen Tag über Delphine, sogenannte Hector-Delphine. Die schwimmen in der Curio Bay, sind hier sogar ansässig und zeigen kaum Scheu vor Menschen. So durften wir vom Ufer aus immer wieder beobachten, wie sie sich zu Surfern gesellten, um sie herum schwammen und sogar gemeinsam mit ihnen die selben Wellen surften.
20151220-Curio-Bay-Nikon-4120151220-Curio-Bay-Nikon-63

Wir beneideten die dick in ihre Neoprenanzüge gehüllten Surfer, die so gegen das doch sehr kalte Wasser geschützt waren. Schon wenn unsere Füße vom Wasser umspült wurden, kroch die Kälte die Beine hoch. Also beobachteten wir ausführlich das fröhliche Treiben und ich schoss viele Fotos. Keine Angst, die baue ich jetzt nicht alle hier ein 😁.

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20151220-Curio-Bay-Nikon-88Wir setzten schließlich unseren Strandspaziergang fort und schreiben einen Gruß in den Sand.
Als wir umkehrten und an unserem Haus vorbeizogen, da wollten wir uns noch an das andere Ende der Bucht aufmachen. Dort liegt ein wunderschöner Campingplatz und auch eine Surfschule ist dort untergebracht. Also, wenn sich irgend jemand mit dem Gedanken trägt, Wellenreiten zu lernen -es kann keinen besseren Platz dafür geben als hier.
Kaum dort angekommen, da sahen wir, dass erneut Delphine durch die Bucht und nahe des Ufers kreuzten. Dieses Mal kannten wir kein Halten mehr und stürzten uns kurzentschlossen in die kalten Fluten. Wir mussten nicht weit ins Wasser gehen und man konnte dort sogar noch stehen, als sich uns die Tiere tatsächlich näherten und immer wieder in Zweier-, Dreier- oder Vierergruppen in ihrer typischen Bogenbewegung auf uns zu schwammen.
Sie näherten sich uns bis auf etwa drei Meter. Es war genial!
Kälte? keine Spur. Die war so schnell vergessen, wie auch das Wissen darum, wie ich anständig meine Actioncam bediene und so war am Ende nichts auf den Filmchen zu sehen.
Dafür aber ist es in unseren Köpfen verewigt.

Nachtrag:
Die Hector-Delphine sind offenbar bedroht. Wer mehr dazu erfahren möchte, bekommt beim NABU weitere Informationen.

Die Vögel (Achtung, viele Fotos…)

So viele Möwen wie in Neuseeland haben wir noch nirgends gesehen. Aber es gibt noch viele andere Vögel hier und darum eine kleine Sammlung von Bildern der gefiederten Freunde.

20151217-Dunedin-Nikon-4920151217-Dunedin-Nikon-48 20151217-Dunedin-Nikon-5220151217-Dunedin-Nikon-46 20151217-Dunedin-Nikon-8020151217-Oamaru-Pinguine-Nikon-23 20151217-Oamaru-Pinguine-Nikon-3120151217-Oamaru-Pinguine-Nikon-5020151217-Oamaru-Pinguine-Nikon-59 20151214-Akaroa-Nikon-29 20151214-Akaroa-Nikon-6520151217-Dunedin-Nikon-71 20151217-Dunedin-Nikon-7220151217-Dunedin-Nikon-67 20151218-Dunedin-Nikon-13320151218-Dunedin-Nikon-12120151219-Catlines-Nikon-6120151218-Dunedin-Nikon-12420151218-Dunedin-Nikon-120 20151218-Dunedin-Nikon-11620151218-Dunedin-Nikon-12620151219-Catlines-Nikon-4320151218-Dunedin-Nikon-11820151218-Dunedin-Nikon-119

Ach ja, und das ist Fred. Ein kleiner Freund, den ich am Strand kennen lernen durfte. Er war nicht sehr gesprächig, aber sehr anhänglich. Leider rüttelte unsere Begegnung ihn so auf, dass er sich buchstäblich zerriss. Er verlor nie den Kopf, aber irgendwie bröselte ihm der Unterleib weg und schließlich entschwand er für immer. Danke für den Moment, Fred!
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Pinguin und Dino-Eier

20151217-Dunedin-Nikon-03Nachdem wir bereits 2.500 km mit unserem unerwartet zuverlässigen, roten „Beuliden“ in Neuseeland zurückgelegt haben, sind wir nun recht weit in den Süden vorgedrungen. Die Südinsel gefällt uns sehr gut und es tun sich immer wieder wunderbare Blicke auf. Wir kommen immer mehr zu der Erkenntnis, dass es nicht so sehr die Einmaligkeit der neuseeländischen Natur, als vielmehr die unglaubliche Vielfalt auf relativ kleinem Raum ist, die den ganz besonderen Reiz dieses Landes ausmacht.20151217-Oamaru-Nikon-64
In einem Land, das nur wenig größer ist als Großbritannien, findet man Strände, die an tropische Gefilde, Geysire, Gletscher und Fjorde, die an den Norden Europas, Berge, die an Alpenriesen, Vulkane, die an Indonesien und weites Land, das an die USA erinnert. Es ist ein Miniaturwunderland.

Und darum ist es auch nicht seltsam, dass wir hier nun auch auf Pinguinschau gehen konnten. Wir bekamen von unserer Herbergsdame in Oamaru die Informationen, dass es es zwei verschiedene Arten Pinguine in der Nähe gebe. Die einen sind Blue Penguins und sind unmittelbar in der Stadt zu beobachten, da sie dort auch ihre Wohnstätten haben. Die anderen sind am Strand etwas weiter weg zu sehen und werden Gelbaugenpinguine genannt. Da beide Arten immer nur am frühen Morgen oder am Nachmittag zu beobachten seien, entschieden wir uns für die Jagd auf die Gelbaugen. Also bezogen wir gegen 16:30 Uhr in einem Unterstand Posten.
20151216-Oamaru-Pinguine-Nikon-05Noch waren wir hier fast alleine unterwegs, doch kamen im Laufe des Abends dann noch weitere Beobachter hinzu, die sich oberhalb der Klippen in den dafür vorgesehenen Ausgucken sammelten. Auf Schildern wird auf die besondere Scheu dieser Tiere hingewiesen und zu Ruhe und Distanz aufgefordert. Den Strand selbst darf man zu dieser Jahreszeit gar nicht begehen, da die Vögel Nachwuchs haben, der tags alleine zurück bleibt, während die Eltern im Meer auf Nahrungssuche unterwegs sind. Wenn sie am Abend zurückkehren, versorgen sie die Kleinen dann mit Frutti di Mare.
20151217-Oamaru-Pinguine-Nikon-63Also standen wir möglichst regungslos in der Ecke des Ausgucks und richteten unsere Blicke starr auf den Strand, der sich auf einer Länge von etwa einem Kilometer unter uns hinzog. Wir warteten und starrten, und starrten und warteten bei Temperaturen, die gerade einmal knapp über 10 Grad lagen und so vergingen beinahe zweieinhalb Stunden, bis sich die ersten Vermutungen bestätigten: Es war etwas im Wasser, das sah aus, als würde eine kleine Ente in der Brandung treiben. Mit bloßen Auge war eigentlich nur ein kleiner schwarzer Strich auszumachen. Doch ein Foto mit dem 300mm Tele und anschließendem Zoom in das Foto hinein lies es zur Gewissheit werden: Ein Pinguin!
20151217-Oamaru-Pinguine-Nikon-59Als er dann zögernd an Land ging, da reckten sich viele Zeigefinger in seine Richtung, von denen er freilich nichts mitbekam. Kurz nach diesem wagemutigen Burschen war auch schon ein weiterer an Land gegangen und so standen sie beide zunächst einmal abwartend am Strand. Die Distanz war doch sehr groß und tatsächlich konnte nur die Vergrößerung aus einem ohnehin schon optisch näher gebrachten Abbild eine Idee des Tieres vermitteln. Aber egal: Wir haben sie gesehen, unsere ersten Pinguine in natürlicher Umgebung.
Es lebt hier scheinbar eine große Kolonie der Vögel und darum waren wir gespannt darauf, wer sonst noch alles den Fluten entsteigen würde.
20151217-Oamaru-Pinguine-Nikon-61Doch plötzlich geschah das Unfassbare: Zwei Touristen, ein Paar vielleicht in unserem Alter, tauchte unten am Strand auf, unbekümmert herumschlendernd und schnell noch ein Foto von den sich wieder zurück ins Meer flüchtenden Tieren schießend. Tja, das war es dann für den Nachwuchs: heute wird das Abendessen gestrichen und sie gehen hungrig in die Kojen…
Als adäquate Strafe für solche Deppen haben wir uns überlegt: Zwei Wochen lang stapft im Stundentakt eine Marschkapelle durch das Schlafzimmer der beiden Übeltäter und dazu bekommen ihre Kinder in dieser Zeit nur noch Wasser als Nahrung. Klingt doch plausibel, oder?

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Ein anderes Stranderlebnis hatten wir dann gestern auf unserer Fahrt weiter zu unserem nächsten Ziel Dunedin. Auch von der Herbergsmutter hatten wir den Tipp bekommen, uns Steine am Strand von Moeraki anzusehen.
Gesagt, getan. Diese Steine sind durchaus ungewöhnlich. Sie sind kugelrund und sehr groß und liegen am Strand wie nach einem Turnier zurückgelassene Tennisbälle der lokalen Strandriesen oder aber wie die Eier von Dinosauriern -obwohl sie dafür vielleicht doch ein wenig zu rund sind.20151217-Dunedin-Nikon-24
So oder so: Wir haben so etwas noch nie gesehen und staunen einmal mehr über das, was die Natur so alles hervorbringt.