Die Technik…

Kein Hahn mehr auf dem Frühstückstisch

Nach einer Woche in Savannaketh habe ich das Gefühl, alle zu kennen, die netten Cafés, die fröhlichen Kinder, die mir zuwinken und selbst
die grimmig wirkenden Hunde, die den Rückweg zu meinem Bungalow säumen. Es war schön hier, aber es wird auch Zeit, weiter Richtung Süden zu ziehen. Meine Rechnung in den wunderbaren Salathongyon-Bungalows beträgt für eine Woche ganze 84 Euro, inklusive morgendlicher Bananen, die ich mir direkt von der Staude pflücken konnte, vielen quietschsüßen Kaffees und dem ein oder anderen Bier. Da leiste ich mir doch den Flug nach Pakse, statt der mindestens sechs Stunden im Bus sind es gerade mal 20 Minuten in der Luft. Eine Nacht habe ich in Pakse geplant, der Reiseführer weiß nichts interessantes über die Stadt zu berichten und mein Ziel sind eigentlich die „4000 Islands“, die man von Pakse aus gut erreichen kann. Nach dem üblichen Taxifahrerbeschiss (diesmal erinnerte es mich doch sehr an „Das Leben des Brian“: „80.000 Kip? Für drei Kilometer? Hört hört! Da laufe ich doch zu Fuß! 60.000? Ihr beliebt zu scherzen! 50.000? Ihr wisst, das ist immer noch Wucher, aber nun denn…“) werde ich am Pakse Hotel abgesetzt, die Bewertungen für das Hotel waren durchwachsen, aber für eine Nacht…

Das schönste Haus in Pakse

Mal wieder lagen die Kritiker daneben oder ich bin nach der Woche in der Holzhütte entwöhnt: als ich die breiten luftigen Hotelflure und die blütenweißen Laken und Handtücher im Zimmer sehe ist mir klar: hier muss ich noch eine Nacht bleiben. Und so lerne ich eine weitere laotische Stadt ohne jegliche Attraktion kennen. Aber, ich habe ja ein bisschen was zu erledigen, meine Weiterreise organisieren, einkaufen und einen Schuster finden, der die sich langsam lösenden Sohlen an meinen treuen Birkenstocks wieder festklebt. Dazwischen noch eine wohltuende Massage und ein gutes Essen, der Tag könnte ein sehr schöner sein. Wenn da nicht diese verdammte Technik wäre…

Meine Bank teilte mir vor kurzem lapidar mit, dass man sich für ein neues supersicheres Kreditkartenverfahren entschieden hätte. Für viele Bezahlvorgänge im Internet bräuchte es jetzt eine Authentifizierung mittels Fingerabdruck, aber kein Problem, sie haben da diese tolle App. Mir schwant schon, dass das ein Problem gibt. Klar, mein Handy ist updatemäßig von vorgestern und dieses blöde neue Verfahren kommt ausgerechnet vor allem bei Flugbuchungen zur Anwendung. Aber: Pakse! Das Internet hier im Hotel ist hervorragend, wahrscheinlich das beste in ganz Laos. Also, dann mach ich doch mal schnell dieses Update.

Da klebt er sie, der gute Schuster

Passend zu meinen mittlerweile restaurierten Birkenstocks möchte ich kurz ein kleines Märchen einstreuen: Stellt Euch vor, Ihr kauft ein schönes Paar neue Schuhe. Sie sind so schön, dass Ihr sie jeden Tag anziehen möchtet. Das geht auch ein paar Tage lang gut, aber als Ihr eines Morgens wieder aus dem Haus gehen möchtet, steht da der Schuster und sagt freundlich – gebt mir eure Schuhe, nur eine halbe Stunde, ich muss noch eine neue Öse hineinschlagen. Nun denn, ihr lächelt, die Schuhe werden ja vielleicht auch noch ein bisschen schöner dadurch. Aber drei Tage später steht der wackere Schuster wieder da und dann wieder und immer müsst ihr warten und irgendwann wollt ihr keine neuen Ösen mehr. Da hat aber der schlaue Schuster schon den Bürgermeister überredet, nur noch Menschen mit 100 Ösen in den Schuhen auf die schöne breite Hauptstraße des Ortes zu lassen. Ihr meint, Ihr könnt ihn austricksen und weicht auf die Nebenstraßen aus, aber die hat der gewiefte Schuster auch irgendwann dichtmachen lassen. Da könnt ihr zehnmal fragen: Schuster, warum hast Du die Schuhe nicht gleich mit 100 Ösen produziert, er wird euch nur auslachen. Ihr Unwissenden! Keine Ahnung vom edlen Schusterhandwerk!

Genauso ist das mit diesen vermaledeiten Updates. Und natürlich hat es nicht geklappt. Halt wahrscheinlich doch nicht so doll, das Internet hier. Und Pech für Eric, dass er mich auf dem Höhepunkt des Synchronisierungswahnsinns freundlich anchattete. Ich hasse IT! Und ob jetzt Steve Jobs, Bill Gates oder Eric Moarefi – alles Schuster!

Ihr merkt, ich bin reif für die Insel. Und ab morgen habe ich 4000 davon.

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