Ciao Welt

Jetzt ist sie vorbei, die große Reise, aber wir haben ihr einen schönen, emotionalen und auch sehr leckeren Abschluss gegeben. Denn was eignet sich besser für Dolce Vita, Amore und Buona Cucina als die Toskana?

Schuld an der Wahl dieses letzten Reiseziels und der Globonauten-Reunion sind Petra und Ecki, die letztes Wochenende in einem alten Kloster in der Nähe von Pisa geheiratet haben. Ein wunderschöner Ort, eine wunderschöne Braut, eine wunderschöne Zeremonie – von der ersten Sekunde an flossen bei mir die Tränen….

Aber der Reihe nach. Erst kam Pisa mit einem der herzlichsten Vermieter unserer gesamten Reise und dem wahrscheinlich besten Frühstück. Und das in Italien, dem Land der So-gut-wie-gar-nicht-Frühstücker. Der Eigentümer fährt alles auf, was er an der toskanischen Küche liebt und dreht morgens eine große Runde durch die Stadt, um die besten Leckereien in den besten Läden zu ergattern. Und freut sich, wenn man seine Leidenschaft ein wenig teilt. Die Brigidini, süße Waffelchips mit Anisgeschmack, knusperte ich zu seiner Freude mit Begeisterung und am nächsten Morgen schenkte er mir einen ganzen Karton davon.

Pisa stand nie ganz oben auf meiner Liste der Orte, die ich unbedingt besuchen möchte. Den Schiefen Turm sah ich vor Jahren aus dem Zug auf der Durchfahrt und vom Bahnhof aus wirkte es als stünde er in einem Industriegebiet. Um so überraschter waren wir bei unserem Spaziergang am Abend der Ankunft – der Turm ist Teil einer großen sakralen Anlage, tagsüber brechend voll mit seltsam verrenkten Touristen, die für Photos posieren – seht, ich stütze den Turm. Ganz lustig zu beobachten. Rund um die Piazza dei Miracoli tobt das italienische Leben in den Straßenrestaurants. Unsere Befürchtungen, um halb zehn abends nichts mehr zu essen zu kriegen, zerstreuen sich schnell und bald sitzen wir bei toskanischem Wein und Pizza und sind in Italien!

Pisa ist eine Studentenstadt und auch abseits
des Schiefen Turms absolut sehenswert. Wir bummeln durch die Straßen der Altstadt bis zum Arno, machen einen Abstecher auf die andere Flussseite, ein Gläschen Wein hier, ein Gelato da und am Nachmittag dann die Bauten auf der Piazza dei Miracoli von innen. Der Dom, die riesige Taufkirche und die Friedhofsanlage Camposanto Monumentale, da wirkt der Schiefe Turm nur wie ein kleines Anhängsel. Die ganze Pracht der italienischen Baukunst, obwohl fast die selbe Epoche doch ein unglaublicher Gegensatz zu den mittelalterlichen Bauten Siebenbürgens.

     

Am nächsten Tag erobern wir einen schnittigen roten Lancia und starten Richtung Castelnuovo di Garfagnana, wo wir die nächsten zehn Tage in einer kleinen toskanischen Villa verbringen wollen. Mal wieder eine Buchung über AirBnB, aber wohl auch die letzte. Die Villa ist schön, liebevoll eingerichtet, ein toller Garten und sehr nette Vermieter – aber leider auch unmittelbar an der Dorf-Autostrada. Direkt vor dem Haus donnert unablässig der Verkehr, einen Bürgersteig gibt es nicht und nach zwei Tagen beschließen wir, dass wir hier nicht bleiben wollen. Die Vermieterin ist absolut kulant, erstattet uns den vollen Betrag für die noch ausstehenden Nächte, bietet uns sogar ihre Hilfe bei der Suche nach etwas Neuem an, eine sehr positive Erfahrung. Nur AirBnb besteht darauf, die Servicegebühr für alle Nächte zu behalten, nun denn. Kehre ich doch lieber wieder zu booking.com zurück und finde ein Häuschen in einem Bergdorf, keine große Straße in der Nähe und eine der Kritiken moniert, es sei zu ruhig. Da wollen wir hin!

Aber zuvor steht noch Lucca auf dem Programm, natürlich auch wegen seiner einzigartigen Altstadt, den vielen Kirchen, den schönen Plätzen. Aber vorallem wegen – hüstel – Robbie Williams! Das Summer Festival ist im Gange, Robbie eine der Attraktionen und ich wollte ihn schon immer mal live sehen. Oh, und es war toll! Mitten in der Altstadt auf einem kleinen Platz, zum Bühnengelände gehören auch die umliegenden kleinen Restaurants und Cafés. Italienisch entspannt wird schon um fünf geöffnet, damit ausreichend Zeit für Pizza, Pasta und ein Gläschen Wein bleibt. Eine Familienveranstaltung, alle Altersklassen vertreten, aber echtes Verständnis für die Vorgruppe Erasure bringt nur unsere Generation auf. In Glitzerleggings und mit tuntigem Gehabe lassen sie die Achtziger wieder auferstehen und auch wenn ich nie Fan war, es ist lustig. Und dann kommt er, Meister Robbie, im Herrenrock und etwas fülliger, aber ich las im Internet, er leide unter einer schrecklichen Krankheit: nächtliche Hungerattacken. Oh Robbie, I perfectly understand! Er ist einfach ein großartiger Entertainer, wir singen, swingen, hüpfen, reißen die Arme hoch und haben viel Spaß. 

Der Umzug ins Bergdorf hat sich absolut gelohnt. Hoch oben in einer ehemaligen Maronenbrennerei verteilt sich unser Apartment auf vier Stockwerke, jede Etage gerade groß genug für ein Zimmer, toll renoviert und eingerichtet, ja! Der Nachbar scheint so begeistert von diesem gelungenen Restaurierungsprojekt, dass er es wohl nachmachen will – kaum haben wir es uns gemütlich gemacht, beginnt er nebenan zu hämmern und zu sägen. Wir gucken uns an – nein, wir bleiben jetzt hier, nachts ist es ja ruhig, eigentlich sogar so still, dass einem fast etwas fehlt. Und die Vermieter sind reizend, sie haben uns zur Begrüßung mit herrlichen Cantucci ausgestattet, nicht das bockelharte Zeugs, das man bei uns zu kaufen bekommt, und getunkt in Vin Santo ist es einfach perfekt. So schlemmen, spazieren und bummeln wir uns durch die nächsten Tage, ein Hoch auf die italienische Küche! In diesem Land könnte ich nie Vegetarierin bleiben, der köstliche Schinken und das weltbeste Carpaccio im Vecchio Olivo in Montecarlo, so gut, dass wir am nächsten Tag gleich noch mal hinfahren, um es zu genießen. Die Toskana wird ihrem Ruf absolut gerecht, ein Genießerparadies mit idyllischen Dörfern, freundlichen, entspannten Menschen, Bilderbuch-Olivenhainen und duftenden Nadelwäldern.

Und ein toller Platz für eine Hochzeit. Im „Il Convento“ haben Martina und Marcel ein kleines Paradies geschaffen, kein Hotel, sondern ein Tagungszentrum, aber weil sich Petra und Ecki hier kennen und lieben gelernt haben, dürfen sie auch hier feiern. Was für ein schöner Ort! Das alte Nonnenkloster ist ein sehr spezieller Platz, nicht nur traumhaft gelegen, sondern irgendwie auch mit guten Schwingungen ausgestattet. Wir sitzen an langen Holztischen auf der Terrasse, unterhalten uns mit interessanten Menschen und sind sehr gespannt, was der Hochzeitstag bringen wird. Und der startet mit einer Zeremonie, die perfekter kaum hätte sein können. Unter freiem blauen Himmel, in der Ruine der Klosterkapelle, kleiner Chor mit Gitarren- und Querflötenbegleitung, eine sehr persönliche Traurede und eine wunderschöne Braut. Und ich habe kein Taschentuch dabei…. Das Kaffeetrinken mit selbstimportierten Freiburger Käsekuchen findet auf einer duftigen Bergwiese mit grandiosem Blick statt, am Abend sitzen wir an langen Tischen auf der Klosterterrasse – alles wie im Bilderbuch. Danke, Petra und Ecki, und alles alles Gute für euch!

Was für ein Abschluss für die Reise! Und die ist am Montag dann wirklich zu Ende. Langes Warten in Pisa auf den Abflug nach Wien und beim Zwischenstopp dort sauge ich für ein vorerst letztes Mal die internationale Atmosphäre ein. Und was wäre, wenn wir jetzt einfach ein Stückchen weiter liefen und den Flug nach sagen wir mal Melbourne nehmen würden?

Am späten Abend schweben wir dann langsam gen Stuttgarter Boden. Gleich sind wir da, wir sehen schon das Neckartal unter uns, gleich bin ich zurück. Da heulen plötzlich die Motoren des Flugzeugs auf und wir steigen steil nach oben. Ich schaue auf Eric, der versucht, cool zu bleiben, mich packt die Furcht, aber irgendwie auch das Gefühl „wenn wir jetzt abstürzen, haben wir wenigstens unseren Lebenstraum verwirklicht.“ Der Pilot meldet sich und berichtet von einem Vogelschaden des Flugzeugs vor uns, die Landebahn müsse gereinigt werden, deswegen hätte er durchstarten müssen. Er klingt so entspannt, dass ich es auch wieder werde. Aber irgendwie doch wie ein allerletztes Aufbäumen gegen das Ende der Reise. In jedem Fall aber ein Ausklang mit Adrenalinschock.

Ja, das war sie, meine Weltreise. Es ist zu früh für ein Resümmee. Und ich will es jetzt auch gar nicht, weil ich noch gar nicht bereit bin, das Ende dieses Lebensabschnitts zu akzeptieren. Was schrieb mir mein Pfälzer Freund? „Die große Reise des Lebens beginnt mit jedem neuen Tag.“ Vielen Dank, lieber Andreas. Vielleicht ist das mein neues Ziel. Jeden Tag meines Lebens als Beginn einer wunderbaren Reise begreifen zu können. Also, meine Lieben, es geht weiter!

 

2 Kommentare

  1. Wie schade, dass es jetzt zu Ende ist. Ich habe euren Blog so gerne verfolgt, eure Neugier und eure Abenteuerlust aufgesaugt und mich inspirieren lassen. Alles Gute für die Rückkehr und danke für die tollen Berichte!

    C.

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