So viele Tiere!

Windhoek, deutsches Erbe und die netten Zeltplätze – aber jetzt muss es endlich mal um das gehen, was Namibia eigentlich ausmacht – die Natur. Ganz besonders die Tierwelt. Und ganz besonders viele schöne Tiere sollen im Etosha-Nationalpark wohnen. Also machen wir uns auf Richtung Norden. 

Der Etosha-Nationalpark umfasst 23.000 Quadratkilometer, das ist so in etwa die Größe von Mecklenburg-Vorpommern. Mittendrin befindet sich die Etosha-Pfanne, fast 5000 Quadratkilometer groß, schneeweiß und wegen des hohen Salzgehalts des Bodens fast unbewachsen. Ansonsten viel Savanne und weil es gerade so ausgiebig regnet auch viel Steppengras.

Und viele Springböcke!

Um einen Eindruck von der Vielfalt des Parks zu bekommen, sind mehrere Tage notwendig. Wir haben ihn von Osten nach Westen durchquert, von drei der vier Eingänge aus, haben in und außerhalb des Parks übernachtet und eigentlich war alles toll. Der Campingplatz Olifantsrus im Park war doppelt so teuer und halb so komfortabel wie alle anderen außerhalb, aber dafür konnten wir stundenlang im bequemen Beobachtungsturm am Wasserloch sitzen um – na ja, ein paar Springböcke zu sehen. Aber es war ultraentspannt, so gemütlich in die Wildnis zu schauen und Springböcke sind ja einfach wunderschön.

Aber jetzt mal von Anfang an. Schon auf der Straße zum Park bekommen wir einen ersten Eindruck, was uns so alles erwarten könnte. Wie in einer ausgeklügelten Dramaturgie warnen die Schilder spannungssteigernd vor Warzenschweinen, Springböcken, Zebras, Giraffen und Elefanten. Letztere werden ein Mythos bleiben.

Unser erster Campingplatz hat ein gutes Restaurant, Oryx-Steaks wandern in unsere Mägen und leider schmeckt die edle Antilope ganz hervorragend. In den folgenden Wochen essen wir dann fast alles, was wir auch gesehen haben, von Impala über Eland bis hin zu Kudu und Springbock. Verzeiht mir, ihr wunderschönen Tiere, aber als Vegetarierin hätte ich in Namibia, eine der Grill-Hochburgen der Welt mit einer bei uns nicht ansatzweise zu erreichenden Fleischqualität, wirklich nichts zu suchen.

Oryx-Antilopen

Am nächsten Tag startet dann unser Abenteuer Etosha. Am Eingangstor wird genauestens vermerkt, wer mit welchem Auto und für wie lange in den Park fährt, ein prüfender Blick ins Wageninnere, Plastiktüten sind hier verboten und ich zittere kurz, sind doch all unsere Lebensmittel und unser Geschirr in eben solchen verpackt. Aber auch unter die Sitze gestopft, da müssten sie schon unter selbige schauen und großes Ehrenwort: wir haben nicht vor, sie während unserer Fahrt durch den Park aus ihrem Versteck zu befreien und in die schöne Natur fliegen zu lassen.

Eine Riesentrappe

Die ersten 15km geht es über eine locker zu befahrende geteerte Straße, dann ist das Besucherzentrum Namutoni erreicht. Noch mal registrieren, zahlen, tanken, Reifendruck kontrollieren. Jetzt also los! Nachdem wir die Station verlassen haben, geht es auf Schotterpisten weiter, häufig keine große Herausforderung, manchmal schon. Der viele Regen hat aus manchen Straßenabschnitten kleine Teiche gemacht, wie tief und wie schlammig, das erfährt man erst beim Durchfahren. Im Park darf maximal 60 gefahren werden, an vielen Stellen muss man froh um 40, manchmal 20 sein. Aussteigen ist hier strengstens verboten – die Löwen….

Also fahren wir, biegen an den Wegen zu den Wasserlöchern ab – vergebens. In der Trockenzeit sammeln sich die Tiere hier und unfassbare Beobachtungen und Photos sind möglich. Jetzt in der Regenzeit gibt es genügend Wasser, der Anmarsch zum Wasserloch ist für die Tiere nicht nötig. Also verlassen wir uns auf die Sichtungen von der Straße aus. Und die gibt es dann reichlich. Hunderte der eleganten Springböcke mit ihrer grazilen Zeichnung und dem reizenden kleinen Geweih. Kudus mit geschwungenen Hörnern und dem gestreiften Hinterteil. 

Ein edler Kudu

Ich wollte vor allem nach Afrika, um Giraffen in freier Wildbahn zu sehen. Die ließen sich Zeit, fast hatte ich es schon aufgegeben. Auf der traumhaften Jansen-Farm in der Kalahari lebte ein reizendes Pärchen, das uns abends beim Dinner zuschaute und auch mal an unserem Bungalow besuchte – supertoll, aber auf einer Farm, einer großen zwar, aber das ist eben doch keine freie Wildbahn. Und dann versuchten wir es ein zweites Mal mit Etosha – und wurden belohnt. Kleine Giraffen, große Giraffen, gemütlich kauend oder über die Straße trottend, allein oder zu sechst – mein Giraffenhunger ist für kurze Zeit ein wenig gestillt. 

Und Zebras! Große Herden in der weiten Landschaft, die selteneren Bergzebras in kleineren Gruppen am Rande der Berge.

Gnus und alle schon erwähnten, die unserem Appetit zum Opfer fielen.

Gnu: den haben wir leben lassen.

Die schönsten davon sind wahrscheinlich die Oryxe, mit ihren langen kerzengeraden Hörnern und ihren schwarzen Masken könnten sie auch geradewegs einem Märchenbuch entsprungen sein. Julia und die Rache des friedlichen Oryx.

Oryx ganz nah

Zwei Nashörner – ein Breitmaulnashorn in der Ferne, ein Spitzmaul am Wegesrand. Aber: da hat uns Nepal einfach schon die weltbesten Nashornerlebnisse geliefert und wir merken, dass es beeindruckender einfach nie wieder sein kann. War trotzdem toll!

Elefanten – auch da leider Fehlanzeige. Schade, aber erwähnte ich Nepal schon? 🙂

Und dann die Löwen. Das wäre natürlich was gewesen. Doch die meisten Löwenbegegnungen finden an Wasserlöchern statt – und die sind für die Großkatzen gerade einfach nicht attraktiv. Gibt’s überall Wasser, mag der Löwe offensichtlich nicht wandern. Und ganz ehrlich: ich las so häufig von Löwen, die gesichtet wurden, als sie gerade ein Zebra verspeisten. So wenig Hemmungen ich beim Oryx-Steak hatte – das will ich nicht sehen. Dann doch lieber Zebras, die das Leben genießen 🙂

Habe ich schon die kleinen Erdhörnchen erwähnt, die den Erdmännchen in Sachen Putzigkeit Konkurrenz machen? Die aufgeregten Helm-Perlhühner, die über die Straße spritzen? Die sehr hübschen, aber auch sehr scheuen Steinböckchen mit riesigen Ohren, die schnell im Buschland verschwinden? Die vielen Strauße, die ihre Jungen spazieren führen? Paviane? Etosha ist eine Wunderwelt, die wir unbedingt auch in der Trockenzeit noch mal erleben müssen. Das mit den verpassten Löwen kann ich bis dahin verschmerzen.

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