Jetzt waren wir gerade mal drei Wochen in Nepal und doch hat mich das Land auf eine andere Art berührt als unsere bisherigen Reiseziele. Wie mit einer Zeitmaschine hunderte von Jahren zurückversetzt liefen wir staunend durch die Straßen der mittelalterlichen Städte Patan und Bhaktapur und sahen Handwerkern zu, deren Werkzeug und Methoden uralt sind. Wir bewunderten die Tierwelt in Chitwan, in der Mensch und Tier verträglich miteinander zu leben scheinen, und radelten durch Dörfer, die auch vor tausend Jahren kaum anders aussahen als heute. Es waren aber insbesondere die Menschen,
die den besonderen Charme Nepals ausmachen, die vielen freundlichen Begegnungen und wenn es nur ein kurzes „Namaste“ beim Schlendern durch die Straßen war. Ganz auffällig ist der sehr sympathische Humor der Nepalesen, die sich gerne auch mal selber auf die Schippe nehmen. Da war die Frau, die mir in ihrem Lebensmittelladen Bustickets verkaufte, mich eindeutig übers Ohr gehauen hatte, aber wir verstanden uns so gut, dass es mir egal war. Auf 900 Rupien pro Ticket konnte ich sie herunter handeln, was immer noch viel zu viel war, und als ich meinte, ich würde noch zwei Flaschen Wasser nehmen, grinste sie und sagte, die würden dann auch 900 kosten. Sie fand ihren Spaß so grandios, dass sie mir immer wieder an den Oberarm boxte, laut lachte und als ich mitlachte bat sie mir einen Schemel in ihrem Laden an, setzte sich neben mich und hielt die ganze Zeit meine Hand bis ihr Mann die Tickets ausgefüllt hatte. Dem war die Geschäftstüchtigkeit seiner Gattin wohl durchaus peinlich, er lud mich zum Ende ein, später mal zum Teetrinken vorbei zu kommen. Da war die Schmuckverkäuferin auf einem der Plätze in Bhaktapur, die mir unbedingt eine Kette verkaufen wollte und immer wieder auf mich lauerte, sobald ich den Platz wieder betrat. Sie hatte sich schon früh damit abgefunden, dass mit mir kein Geschäft zu machen ist, machte sich aber einen großen Spaß daraus, immer wieder wie aus dem Nichts vor mir zu stehen und mal auf Englisch, mal Spanisch auf mich einzureden, immer mit einem freundlichen Lächeln und nie zu aufdringlich.
Da war der Straßenverkäufer, dem Eric einen Hut abkaufte und ihn fragte, ob er ihn fotografieren dürfte. Der Mann stimmte zu, wollte sich vorher aber noch schön machen. Während er sein Jacke zuknöpfte, schüttete sich seine Frau daneben vor Lachen aus über die Eitelkeit ihres Mannes.
Und natürlich die vielen Kinder, die sich so sehr freuten, wenn man ihnen zuwinkte, die ihr teilweise sehr gutes Englisch an uns ausprobierten, auch mal nach einer Rupie oder Schokolade fragten, aber auch hier nie zu aufdringlich waren. Die größten Spaß daran hatten, einen alten Fahrradreifen vor sich herzutreiben oder sich aus verknoteten Gummibändern einen Ballersatz gebastelt hatten und damit amüsierten. Die alten Männer, die diskutierend vor dem Teehaus saßen und die Frauen, die mit ihrem Strickzeug auf der Haustreppe hockten und Neuigkeiten austauschten. Da bekommt man sehr leicht den Eindruck, dass die Gesellschaft hier noch funktioniert, auf
Gemeinschaft und gute Nachbarschaft ausgelegt ist, die Familienstrukturen noch intakt sind. Als Westlerin verklärt man sicher vieles, die Leute haben ein äußerst hartes Leben ohne fließend Wasser, Strom, schlechter Luft und begrenzter Versorgung und wünschen sich sicherlich sehnlichst, aus dem Mittelalter in die Neuzeit katapultiert zu werden. Trotzdem war es sehr berührend, diese Lebensweise mitzubekommen und ich habe es sehr genossen.
Liebe Leute, solltet Ihr je Gelüste gehabt haben, Nepal zu besuchen, dann tut es bitte. Ich wünsche dem Land so sehr, dass es wieder auf die Beine kommt und der Tourismus ist in vielen Gegenden die Haupteinnahmequelle. Vieles liegt noch in Trümmern, aber die ursprüngliche Schönheit kann man trotzdem überall finden. Wir verabschieden uns mit Wehmut und ich bin mir sicher, noch einmal hierher zurückzukehren.
Ja, mich hat es bei meinen Reisen in Nepal jedesmal aufs neue beeindruckt wie lebensfroh, freundlich und hilfsbereit die Nepalesen sind ….. obwohl Sie nicht viel haben – sind sie bereit alles zu teilen….