Kia Ora!

Jetzt sind wir anderthalb Wochen in Neuseeland und Liebe auf den ersten Blick war es ja nicht so ganz. Auckland war einfach ein bisschen merkwürdig und grungig – unser Reiseführer vergleicht die Stadt mit Seattle und das kann ich mir, ohne je in Seattle gewesen zu sein, durchaus vorstellen. Viele sehen aus wie Kurt Cobain mit Tattoos. 20151202-Paihia-Nikon-50Der erste Ausflug in den Norden Neuseelands in die Bay of Islands verbesserte dann schon unseren Eindruck. Erst sah es aus wie in Irland, dann wie im Urwald, dann wie in der Südsee. Paihia war unser Ziel und obwohl uns eine fiese Erkältung heimgesucht hat, die wir immer noch nicht los sind, machten wir einen langen Spaziergang an der Küste entlang, der uns beeindruckende Meerblicke, seltsam geformte Muscheln und Schnecken, mystische Mangrovenwälder und Farnwälder bescherte.

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Jetzt sind wir in Roturua, umgeben von Geysiren, bunten Seen und Schwefellöchern, aber davon wird Euch Eric berichten.

Was aber sehr interessant zu beobachten ist, sind die Neuseeländer selber. Irgendwie sind sie den Australiern nicht ganz unähnlich, sehr entspannt, wenn auch vielleicht nicht ganz so kontaktorientiert. Ihr Englisch ist etwas britischer als das der Australier, sie sind ebenso übergewichtig und sie teilen sich den Modegeschmack – sie haben beide keinen. Aber irgendwie haben sie ein anderes Verhältnis zu ihrem Land und der Geschichte des Landes. P1070188Die Maori empfinden wir hier als Teil der Gesellschaft und einen, auf den alle Neuseeländer stolz sind. In Australien haben wir die Aborigines primär als dem Alkohol sehr zugeneigt auf der Straße rumhängend erlebt, hier sind die Maori eine von vielen Volksgruppen, die alle Neuseeländer sind. Der größte Teil der Orts- und Straßennamen sind Maori-Namen, „Aotearoa“ steht auf T-Shirts und Plakaten gleichberechtigt neben „New Zealand“, Kia ora (Mögest Du gesund sein – versuchen wir gerade) wird als Gruß überall verwendet. In Australien irgendwie undenkbar, dort scheint man nur dann zu den Aborigines zu stehen, wenn damit Souvenirs zu verkaufen sind.

Was es uns ganz besonders angetan hat, ist der Haka, ein Kriegstanz der Maori. Als wir in Auckland 20151205-Rotorua-Nikon-135waren fand eine große Gedenkveranstaltung im Stadion für die nationale Rugby-Ikone Jonah Lomu statt. Wir hörten davon im Radio und sahen später auf Youtube einen Ausschnitt aus der Trauerfeier. Absolut beeindruckend tanzte das Rugby-Team einen Haka und wie wir dann erfuhren, wird jedes neuseeländische Rugby-Länderspiel von einem Haka eingeleitet. Und zwar seit 1884. Zum Beispiel so. Das ist fast so, als würde die deutsche Fußballnationalmannschaft ihre Spiele mit einem Sirtaki einleiten.

Wir empfinden das Nationalbewusstsein der Neuseeländer insgesamt als sehr angenehm. Sie mögen ihr Land in all seiner Vielfältigkeit. Sie entwickeln ihr Nationalbewusstsein weiter und stimmen in einem Referendum gerade über die Gestaltung einer neuen Nationalflagge ohne Union Jack ab. In der Autowerkstatt wurden wir gefragt, ob wir Neu-Neuseeländer seien. Als wir das verneinten, meinte der Mechaniker, wir sollten es doch werden, Neuseeland sei ein tolles Land. Ja gut, das Angebot werden sie einem flüchtenden Syrer wahrscheinlich nicht so leicht machen, aber die Gesellschaft scheint sehr offen zu sein für andere Kulturen. Jedenfalls ist es ein spannendes Land, es wirkt häufig so europäisch, ist dann aber wieder extrem pazifisch und irgendwie was ganz besonderes!

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