Gemein!

Ja, das Leben ist ungerecht. Just heute, nachdem Eric mir sein Leid geklagt hatte, in einem Tourinest mit überteuertem, europäisierten Essen gelandet zu sein, komme ich in Lampang an und es ist Nachtmarkt.

P1070648Die Fahrt von Pai hierher lief reibungslos, der Minibus bis Chiang Mai schlängelte sich über die nordthailändischen Berge immer der siamesischen Überholregel folgend: Was ich nicht sehen kann, kann mir egal sein. Deswegen wird bevorzugt vor Kurven und Kuppen überholt und ich bin erstaunt, wie viele Autos nebeneinander auf die schmalen Gebirgsstraßen passen. Dass das auch mal schief gehen kann, sehen wir auf der Strecke: ein Auto ist den Hang hinabgestürzt, ein größeres Aufgebot von Krankenwagen und Helfern rettet, was zu retten ist. Wir kommen nach drei Stunden aber wohlbehalten am Busbahnhof von Chiang Mai an. Der nächste Bus nach Lampang geht in anderthalb Stunden, ideale Zeit für ein leckeres Mittagessen im Restaurant gegenüber. Nach weiteren zwei Stunden Fahrt kommen wir in Lampang an. Ich bin die einzige Westlerin, die hier aussteigt, guuut. Ich trete in Verhandlungen mit den Sammeltaxifahrern. Was sie denn für die Fahrt zu meinem Hotel wollen. „You want to go now?“ Ja, wann denn sonst. 120 Baht, etwa drei Euro. Das kommt mir jetzt sehr teuer für ein Sammeltaxi vor. So richtig viel Englisch sprechen sie nicht, aber nach und nach wird klar, dass sie mit „now“ jetzt sofort und ohne jede Verzögerung meinen, also ohne auf weitere Mitfahrer zu warten. Der normale Tarif, wenn das Auto voll ist, beträgt 20 Baht. Na, da warte ich doch. Nach etwa fünf Minuten sitzen wir zu siebt auf den beiden Rückbänken und die Fahrt geht los. Der Fahrer lässt mich direkt vor meinem Hotel aus dem Auto, ich gebe ihm den Zwanziger und er grinst.

Mein Zimmer ist ein Mädchentraum, fast wie persönlich von Laura Ashley eingerichtet. Weißes Bett, lila-weiß-geblümte Bettwäsche, viele Kissen, weiße Spitzengardine, Blumenbild überm Bett. Aber sehr nett, es gibt zudem kostenlose Fahrräder, einen schönen Garten und im Stadtzentrum bin ich auch. Heute sei Nachtmarkt, sagt mir die freundliche Dame an der P1070655Rezeption, nur ein paar Straßen weiter. Dann mal schauen. Nach einer ausgiebigen Dusche mache ich mich auf und entdecke ihn sehr schnell. Eigentlich ist die ganze Innenstadt ein einziger Markt. Ich habe richtig Hunger und gerate bald auf einen kleinen Platz mit P1070651Tischen, drumherum mehrere Essensstände und alles auf Thai. Ich schaue mir die Auslagen an, schnuppere hier und dort und lande dann bei einem Stand mit zwei riesigen Töpfen Suppe oder Soße. Jetzt wird einfach bestellt, vegetarisch hin oder her.

Der Zaubertrank
Der Zaubertrank

Ich bedeute dem freundlichen Thai, dass ich irgendwas hier essen will, indem ich eine ausladende Armbewegung mache, die sein komplettes Angebot umfasst. Er fragt „Fish?“ und ich nicke begeistert. Er nimmt eine vorbereitete Schüssel mit gekochten Reisnudeln, geht zu einem der großen Töpfe, gießt zwei Kellen – es ist wohl eher Soße – darüber und bedeutet mir, ich solle von dem vor ihm aufgebauten Gemüse noch dazu tun, was ich möchte. Ich wähle Kohlstreifen, Sojasprossen und irgendein Gekrümel, zahle 25 Baht (ca. 60 Cent) und setze mich an einen der Tische. Das Ganze ist so unfassbar lecker, ich P1070654genieße und grinse, der Verkäufer grinst zurück, am liebsten würde ich die Schüssel ausschlecken. Oh, was für ein Start. Ich bummele weiter über den Markt, es gibt alles mögliche, Kleidung, Antiquitäten, Schnick-Schnack, sogar noch Raubkopien (sind ja in Bangkok ausgestorben) und viel Essen. Ich probiere alles mögliche: Tintenfischspieße, die man sich roh aussucht und die dann frisch gegrillt werden, kleine Pfannkuchen mit grünem Tee und schwarzem Sesam, P1070657gefüllt mir junger Kokosnuss, Pandan-Saft, kleine knusprig gebratene Teilchen mit Meeresfrüchten. Oh, alles ist so gut. Ich sehe das ein oder andere europäische Gesicht, aber überwiegend Thai, die sehr freundlich sind. Ich glaube, hier kann man sich wohlfühlen. Mal schauen, wie morgen alles bei Tag aussieht. Und ob ich den Zauberer mit dem Fischcurry wiederfinde. Sorry, Eric…

2 Kommentare

  1. Hallo Frau Henke, hallo Herr Moarefi,

    ich bin gerade auf Ihre Seite gestoßen, habe gestaunt und mich gefreut – und ich wünsche Ihnen alles Gute für die weiteren Stationen Ihrer großen Reise!

    Viele Grüße
    Martin Luitjens

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