Schweben über Theben

Die Schätze von Luxor scheinen unendlich zu sein. Die Pracht der Tempel von Luxor, Karnak und Habu, die Gräber der Pharaonen und Noblen und es gäbe noch so viel mehr zu entdecken. Geht’s noch besser? Ja!

Um vier Uhr morgens quälen wir uns aus den Betten, frieren gähnend im Auto, das uns zu einem großen Feld am Rande der Wüste bringt. In der Kühle des frühen Morgens empfängt uns keine Einsamkeit. Wagen an Wagen reiht sich am Straßenrand, aus jedem blicken verschlafene Gesichter neugierig in die Dunkelheit. Auf einem großen Feld liegen riesige Stoffbahnen, umringt von Männern in roten Westen. Generatoren werden angeworfen und pumpen dröhnend Luft, hauchen den schlaffen Stoffbeuteln am Boden Leben ein, bis sie sich in den dämmrigen Himmel recken. Jetzt übernehmen feurige Gasbrenner die Pumparbeit und lassen prächtige Ballone in bunten Farben erglühen. 

 

Eine Gruppe gegenüber fängt an, ein seltsames Morgenballett aufzuführen, angefeuert von einem Kameramann. Den magischen Morgen kann man für 25 Dollar pro Nase dokumentieren lassen und sollte dabei möglichst frisch wirken. Eine müde Amerikanerin neben uns hat das Paket ebenfalls gebucht und folgt den Regieanweisungen. Eben noch herzhaft gegähnt, springt sie jetzt grinsend in die Luft und winkt Richtung Objektiv.

Die Gruppen um uns herum klettern eine nach der anderen in große Körbe, die unter den Ballonen angebracht sind. Alle drin, ein letzter Check, dann lassen die Helfer am Boden los und die bemannten Körbe werden hinaufgezogen in den dämmrigen Morgenhimmel. Jetzt sind auch wir dran und teilen uns ein Abteil mit dem amerikanischen Filmsternchen. Ganz sanft steigen wir höher und höher, treiben hinüber in Richtung des Tempels der Hatschepsut und auf das Tal der Könige zu. In der Ferne geht die Sonne über dem Nil auf und taucht den Sandstein in ein warmes Gelb. Was für ein grandioser Blick!

Der langsam blau werdende Himmel ist jetzt gesprenkelt mit Ballonen in allen Farben des Regenbogens. Majestätisch gleitet die bunte Flotte über die Wüstenlandschaft und ist fast schon eine Attraktion für sich.

Der Käptn steuert souverän, ein perfekter 360 Grad Schwenk, ein paar gar nicht so unlustige Späßle am frühen Morgen. Wir überqueren die Gräber der Noblen, bis ins Tal der Könige reicht der Wind nicht, aber dort liegt die Schönheit ja eh in der Tiefe verborgen. Fast fünfhundert Meter über der Erde schweben wir in der Stille des Morgens, ab und an unterbrochen vom Feuern des Brenners, das uns noch ein wenig höher treibt. Die Sonne ist aufgegangen, die Kühle des Morgens weicht und die ersten Ballone steuern das Startfeld an. Irgendwann schweben auch wir über genau der Stelle, von der wir vor einer Dreiviertelstunde abgehoben haben, und setzen sanft auf dem Boden auf. Schweben über dem alten Theben – was für ein Erlebnis!

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