Die Rache des kleinen Hundes

Mein Housesit neigt sich dem Ende zu. Übermorgen kommen die Eigentümer zurück und einen Tag später werde ich ein Auto in Empfang nehmen und mir die Gegend um Darwin anschauen. Und Darwin selber. Das Wetter wurde einfach nicht besser, es schüttete teilweise stundenlang, dazu kommt stürmischer Wind und nicht nur einmal stand ich mitten in der Nacht pitschnass auf der Terrasse und versuchte, die Jalousien einzurollen oder den großen Hund zu retten. Jetzt bleiben die Rollos oben und der Hund gleich bei mir im Schlafzimmer, dann reicht eine aus dem Bett gestreckte Hand, um ihn zu beruhigen.
So ein Housesit ist schon sehr interessant, man taucht kurz in das Leben anderer Menschen und wird sofort in den australischen Hausfrauenalltag geworfen. Morgens erst mal mit dem großen Hund raus, danach den Pool leeren (habe ich schon erwähnt, dass es hier viel regnet?), den kleinen Hund bespaßen, endlich mal wieder etwas kochen, viel Wäsche waschen (bei der Feuchtigkeit müffelt einfach alles sofort) und irgendwie finden mein Dogsitterqualitäten Anklang. jetzt gibt es auch noch zwei äußerst agile Königspudel einer Nachbarin, die ich abends mit um den Block nehme. Das alles gepaart mit der Wettersituation hat doch tatsächlich dazu geführt, dass ich über meinen Stadtteil Parap und das angrenzende Fannie Bay hinaus noch nichts von Darwin gesehen habe. Gut, dafür hab ich den ein oder anderen Abend im Pool verbracht und dort auch auf das neue Jahr angestoßen.

Warum hast Du mit das angetan?

Die neue Häuslichkeit stresst meine beiden Hunde… Die arme Mandela habe ich heute Morgen an den Rand eines Herzinfarktes gebracht, der Spaziergang war so nett, dass ich ihn weit ausdehnte, es wurde wärmer und wärmer, der Hund mit seinem dichten schwarzen Fell keuchte zunehmend, meine Abkühlversuche auf einem Spielplatz mit Wasserspender waren nicht sonderlich erfolgreich, ich sah mich schon mit dem großen schweren Hund auf dem Arm durch die heißen Straßen wanken, aber mit Müh und Not kam sie auf allen Vieren zuhause an. Die Arme schaffte es dann aber nicht mal mehr ins kühle Haus, sondern warf sich hechelnd unter den nächstbesten Busch im Vorgarten – ganz kurz befürchtete ich, ich hätte den Hund ermordet. Mittlerweile schnarcht sie aber glücklich neben meinem Bett, ist also noch mal gut gegangen.

Danach musste dann Nellie, der hinreißende kleine Hund, dran glauben. Ja, ich gebe es zu, sie darf bei mir im Bett schlafen. Der viele Regen hat aber auch bei ihr dazu geführt, dass sie trotz ihrer Kuscheltierqualitäten ein wenig nach nasser Hund riecht. Zu ihrem Pech fand ich im Waschraum dann ein Hundeshampoo… Der eigentlich so fröhliche kleine Hund ließ sich zwar gerne einseifen, nass sein mag sie aber gar nicht. In der Badewanne stehend waren ihre großen Augen ein einziger Vorwurf – bis die Rache kam. Ich hob sie heraus, wollte den nassen Hund in ein großes Handtuch wickeln, da schoss sie davon, rein in mein Schlafzimmer, rauf aufs Bett und so lange über die Bettdecke geschrubbert, bist diese nass und der Hund trocken war. Bätsch, schien ihr Blick zu sagen, das hast Du jetzt davon. Ok Nellie, Du hast gewonnen. Aber dafür duftest Du jetzt gut.

Ich werde den kleinen Hund sehr vermissen. So viel Persönlichkeit in so einem kleinen Tier, das ist schon erstaunlich. Auch wenn ich mich nachts immer mal wieder am äußersten Ende des Bettes wieder finde, weil sich so ein kleiner Hund ganz schön lang machen kann, vor allem wenn er quer liegt. Das war eine schöne Erfahrung, dieses Housesitting. Aber: mich hat es auch etwas träge gemacht. Man fühlt sich zwar zuhause, ist es aber doch nicht und bewegt sich wie eine Besucherin, die es besonders gut machen möchte. Und dabei fast zur Hundemörderin wird. Auch wenn mein Herz bluten wird, ich freue mich darauf, ab Sonntag wieder ganz unabhängig zu sein. Vielleicht springt der kleine Hund ja in meinen Rucksack und kommt einfach mit. Ich würde sie nicht daran hindern….

 

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