Auf den Hund gekommen

Seit Weihnachten bin ich stolze Besitzerin zweier Hunde. Nellie und Mandela sind zwei ganz besonders nette Exemplare, die allerdings unterschiedlicher nicht sein könnten. Nellie ist winzig und äußerst charmant, ein kleiner wuseliger Hund, während Mandela eher groß und recht massiv ist, unglaublich dankbar für jede Art von Aufmerksamkeit und mit einem sehr weisen Hundeblick. Ich kenn mich ja mit Hunderassen so gar nicht aus, aber da scheint auf der einen Seite ein Shih Tzu und auf der anderen ein Labrador beteiligt zu sein. Beide wohnen in einem schönen tropischen Haus mit großer Terrasse und einem himmlischen Pool und für zwei Wochen ist das auch mein Zuhause. Die Eigentümer sind nach Perth geflogen, zuvor haben wir aber noch Heiligabend zusammen verbracht und bei Freunden von ihnen ganz hervorragend gegessen – Garnelen, Austern und „Moreton Bay Bugs“ – ganz herrliche kleine Hummer – als Vorspeise und dem britische Erbe folgend Truthahn und glasierter Schinken als Hauptgang. „When in Rome do as the romans do“ denkt sich mein vegetarisches Herz und ich greife zu. Wir sind zu sechst, alle sind Kollegen aus dem Schulbereich und klagen über ihre anstrengenden Jobs mit 12-Stunden-Tagen. Och, ich wüsste da was 🙂 Wir sitzen auf einer riesigen überdachten Terrasse, es ist selbst am späten Abend noch warm und guter australischer Rotwein fließt in Strömen. Der gibt morgens keinen Kopf und so starte ich einigermaßen gut den ersten Weihnachtsfeiertag, der auch mein erster Dogsitting-Tag ist. Mittags verabschieden sich meine Gastgeber und dann gehören mir Haus, Pool und Hunde. Schon ziemlich unglaublich, wie viel Vertrauen die in mich haben, sie kennen noch nicht mal meinen Nachnamen und überlassen mir ihr Zuhause samt gut gefülltem Kühlschrank. In den folgenden Tagen treffe ich mich noch ein paar Mal mit den netten Menschen vom Heiligabend-Dinner und erkunde mit den Hunden die Umgebung. Wenn es das Wetter zulässt, denn das heiße, trockene Weihnachten war eher eine Ausnahme – hier ist eigentlich Regenzeit. Und deswegen pladdert es mindestens einmal am Tag tropisch vom Himmel. Ich lasse täglich Wasser aus dem Pool, nachdem ich das ein oder andere Palmwedel rausgefischt habe, werde pitschnass beim Hundespaziergang, es ist egal, ob es regnet oder nicht, die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt auch ohne Niederschlag dafür, dass ich vollkommen durchnässt zurück komme. Das Meer ist gar nicht weit weg von mir, 15 Minuten und schon bin ich an der Promenade von Fannie Bay. Ein schöner, sehr ursprünglicher Strand und fast menschenleer. Ja, sagt mal, das ist doch ein perfekter Ort für eine rasche Abkühlung. Nein, ist er nicht, erzählt mir Rebecca, eine der Weihnachtsgäste. Krokodile und Würfelquallen machen das Baden hier unmöglich und sie sei in 18 Jahren Darwin nur zwei mal an bewachten Stellen im Meer gewesen. Gut, dann lass ich das lieber. Aber die Küste ist auch so beeindruckend, es ist Zyklon-Saison und über dem Meer brauen sich dunkle Wolken zusammen. Aber keine Sorge, sagt man mir, die Häuser seien alle Zyklon-sicher gebaut, nachdem die Stadt Weihnachten 1974 fast vollständig durch einen tropischen Wirbelsturm zerstört wurde. Na, ob mich das jetzt beruhigt?

Jedenfalls windet es immer wieder heftig, aber durchaus angenehm. Die stechende Hitze von Heiligabend hätte ich jetzt wirklich nicht mehrere Tage lang gebraucht und auch wenn das Haus nachts dann immer mal wieder scheppert und ächzt, finde ich es recht komfortabel. Natürlich bleiben die vielen Ventilatoren im Haus trotzdem im Dauerbetrieb, es gibt zwar auch Klimaanlagen, aber bei der offenen Bauweise wäre das wirklich zum Fenster raus gekühlt. Tolle Häuser haben sie hier, alles aufs Draußenleben angelegt. Beim Spazieren mit den Hunden fliegen Kakadus über meinen Kopf, riesige allradgetriebene Autos, an denen der rote Staub des Outback haftet, fahren durch die Straßen und jeder hat ein Boot vor dem Haus. Aber: so sehr ich die Wärme liebe, ich könnte das nicht, neun Monate im Jahr diese Wahnsinnshitze. Und diese Abgelegenheit, die nächste größere Menschenansammlung findet man auf Bali, aus Darwin führt genau eine Straße hinaus und wenn die überflutet ist, was durchaus mal passiert, kommt man nur noch mit dem Flugzeug weg. Es ist eine schöne, eine sehr multikulturelle Atmosphäre hier, die drei kleinen Supermärkte in meiner Nähe werden von Indern, Griechen und Nordafrikanern betrieben und auf dem kleinen Samstagsmarkt von „meinem“ Stadtteil Parap ist das Angebot an indonesischen Gerichten fast größer als in Ubud. Ein Viertel der Einwohner sollen Aborigines oder Torres-Strait-Insulaner sein, man sieht sie auch durchaus im Stadtbild, aber so wie ich es bisher wahrgenommen habe, scheinen sie eher am Rande der Gesellschaft zu leben.

Und jetzt ist der 31.12. und es geht langsam auf 24:00 Uhr zu. Eigentlich wollte ich zum Ufer laufen und schauen, ob es ein Feuerwerk gibt, geböllert wird bereits, aber unten in meinem Schlafzimmer zittert ein vollkommen verängstigter großer Hund und ich bringe es nicht übers Herz, ihn hier alleine zu lassen. Also werde ich mir um Mitternacht ein Gläschen Weißwein einschenken, in den Pool gleiten und mit der kleinen, äußerst tapferen Nellie auf euch alle anstoßen! Ich wünsche Euch ein wunderbares 2017!!!

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