Mingalabar!

20161119-myanmar-inle-see-195Wir hatten uns drei Wochen Zeit für Myanmar genommen, viel mehr lässt die Visumsregelung auch nicht zu, und wollten eigentlich in touristisch wenig erschlossene Regionen vorstoßen. Letztendlich haben wir „nur“ die Touristenattraktionen in Yangon, Mandalay, Bagan und am Inle-See besucht und sind so froh, dass wir uns die Zeit genommen haben.

In Yangon unterhalten wir uns am Frühstückstisch mit einer Spanierin, sie kommt tatsächlich aus Mallorca und arbeitet ganz untouristisch als Sozialarbeiterin. Sie war vier Wochen in 20161123-myanmar-yangon-13Myanmar unterwegs und als wir sie fragen, wo sie überall war, zählt sie eine Batterie von Orten auf, deren Namen wir noch nie gehört haben. Toll, sie hat sicherlich viel erlebt und unvergessliche Eindrücke bekommen, aber wir sind trotzdem zufrieden mit 20161123-myanmar-yangon-18unserer Gemächlichkeit. Erst mal wird Eric seine Kräfte für den Jobbeginn am Donnerstag noch brauchen und außerdem wollten wir die Zeit haben, die Atmosphäre aufzusaugen, in Restaurants oder auf unserem Balkon zu sitzen, durch die Straßen zu schlendern und einfach die Leute zu beobachten. Und die sind in Myanmar eigentlich die Hauptattraktion – so freundlich, so ursprünglich, so eins mit ihren Traditionen. Die traditionelle Kleidung wird selbst von der Großstadtjugend noch getragen, die helle Thanaka-Paste schmückt die Gesichter der Frauen, bis auf die obligatorischen Taxifahrer ist kaum jemand auf p1010673Beschiss aus, die Leute wollen sich mit uns Ausländern unterhalten und vor den Tempeln musste ich das ein oder andere Mal für die Photoalben der Einheimischen posieren. Wo wir hinkamen, wir wurden mit einem herzlichen „Mingalabar“, – möge Segen über Dich kommen – gegrüßt. Myanmar ist nicht nur ein sehr freundliches, sondern auch ein sehr sicheres Land. Die tiefe Gläubigkeit der buddhistischen Bevölkerung ist sicherlich eine Ursache dafür.

Wäre es während unseres Aufenthaltes nicht zu massiven Übergriffen auf das Volk der Rohingya im Westen Myanmar gekommen, wir würden wahrscheinlich auch von der Toleranz und dem guten Funktionieren des Vielvölkerstaates schwärmen. Nur aus dem Fernsehen erfuhren wir, dass es an der Grenze zu Bangladesh zu Gewalttätigkeiten kam, die hunderte von Mitgliedern einer muslimischen Minderheit das Leben kostete und zu Massenvertreibungen führte. Da das Militär ausländischen Organisationen und der Presse den Zutritt zu dem Gebiet verweigert, gibt es lediglich Luftbilder von zerstörten Dörfern und Zeugenberichte. Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi äußert sich dazu nicht und wir hoffen, dass internationaler Druck etwas bewirken kann. Die Rolle des Militärs in Myanmar können wir nicht beurteilen, wir waren erstaunt, wie wenig Soldaten auf den Straßen zu sehen waren, aber das Militär hat eine Machtposition und die ist in diesem Konflikt nicht zu unterschätzen.

Myanmar ist eine Gesellschaft im Umbruch, das ist überall deutlich zu spüren. In Yangon wachsen die ersten Shopping Malls in den Himmel, auf den Straßen fahren deutsche Nobelkarossen und die neue Mittelschicht gibt sich selbstbewusst. Andererseits erzählt uns die nette Restaurantbesitzerin in Bagan, die uns nach dem Essen noch durch ihr Dorf führt, dass die Schulpflicht fünf Jahre beträgt. Die Lehrer sind so schlecht bezahlt, dass die Stellen in manchen Schulen über Jahre hinweg nicht besetzt werden können. In den Straßenrestaurants Yangons sehen wir Jungen, die nicht älter als 11 sein dürften, die bis in die Nacht unter dem Kommando eines rüden Chefs schuften.

„She is our biggest hope“ sagte der Taxifahrer in Yangon über Aung San Suu Kyi. Ich hoffe sehr, dass sie sich nicht nur auf den wirtschaftlichen Aufschwung Myanmars beschränkt, sondern das tut, wofür sie den Friedensnobelpreis bekommen hat, nämlich für den Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit. Diesem schönen Land und seinen herzlichen Menschen ist es sehr zu gönnen!

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