Ja, ist denn heut schon Weihnachten?

Seit zwei Tagen ist Schluss mit Japan, nach dreieinhalb Wochen mussten wir uns von diesem sehr beeindruckenden Land verabschieden und machten uns auf zu unserem nächsten Ziel, das wir in Windeseile im Hinterzimmer eines hawaiianischen Flughafens ausgewählt hatten: die Philippinen. Ein Land, in das ich nie reisen wollte (da wird man entführt oder ausgeraubt oder gleich ermordet…). Noch leben wir in Freiheit und das eigentlich ganz gut.

Unser erstes Erlebnis in Manila war 20151031-Manila-Lumix-55die Strecke vom Flughafen zum Hotel, die wir ausgiebig studieren konnten: die Taxifahrt dauerte 50 Minuten für dreieinhalb Kilometer. Die Stadt erstickt im Verkehr und das im wahren Sinne des Wortes. Sobald es dunkel ist, sieht man die Abgasschwaden im Scheinwerferlicht der Autos besonders deutlich. Insbesondere die „Jeepneys“, eine Art phantasievoll dekorierter Kleinbus und in Massen zu finden, produzieren Wolken von verpesteter Luft.

Zum Glück haben wir eine Oase mitten im Chaos gefunden: unser Hotel „The Henry„. Ein wunderbares, extrem stilvolles Gebäude aus den 40er Jahren, meisterhaft renoviert. Und das Ganze in einem grünen Garten mit vielen Bäumen gelegen.
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Hinter unserem schönen Garten fängt das wahre Leben an: das wilde Manila. Jetzt haben wir ja doch schon einige Großstädte in Asien erlebt, das ebe20151031-Manila-Lumix-54nfalls vom Verkehr extrem gebeutelte Jakarta, Delhi und Kalkutta mit großen Gegensätzen zwischen Arm und Reich, Phnom Penh , wo wir uns in der Dunkelheit in zwielichtigen Vierteln verirrten, Kuala Lumpur im Schatten der indonesischen Brandrodung, aber Manila scheint noch verpesteter, noch dreckiger, noch zwielichtiger und noch gegensätzlicher zu sein. Der Gestank von Kloaken oder Urin nimmt einem an manchen Ecken den Atem, der sowieso schon äußerst flach ist, weil wir die Autoabgase nicht allzu tief in unsere seit über 90 Tagen rauchfreien Lungen hineinlassen wollen. An einer riesigen Straße, auf der der Verkehr vorbei donnert, haben sich Menschen auf Zeitungen ihr Nachtlager gebaut. Auch in Indien leben viele Menschen auf der Straße, aber man hat das Gefühl, sie suchen sich wenigstens einen Hauseingang in einer Nebenstraße.

Dagegen dann das glitzernde Manila, 20151030-Manila-Lumix-06die „Mall of Asia“, eine der größten in Asien. Sie verstehen es, Spaß zu haben und zu feiern, die Filipinos. Weihnachten wirft seine Schatten hier weit voraus, warum nicht schon im Oktober ausführlich dekorieren und Weihnachtslieder spielen? So laufen wir 20151030-Manila-Lumix-08durch die riesige Mall, um uns herum dudeln Jingle Bells und Rudolph the red nosed reindeer,
Plastik-weihnachtsmänner und Weihnachtsbäume, die den Filipinos als Kulisse für Familienphotos dienen. Eine Schlittschuhbahn darf natürlich nicht fehlen. 20151030-Manila-Lumix-13
Und weil das alles noch nicht reicht, gibt es immer wieder Showeinlagen, sei es die Belegschaft eines Ladens, die zu lauter Musik ein Tänzchen vor dem Shop hinlegt oder eine schmissige Blaskapelle, die durch das Einkaufszentrum marschiert. Man hat das Gefühl, kaum jemand ist zum Einkaufen dort (die Preise in den Läden, meist internationale Ketten, sind auch gepfeffert, teurer als in Japan), sondern zum Flanieren, Spaß haben, gut unterhalten werden.

Manila hat wenig touristische 20151031-Manila-Lumix-43Sehenswürdigkeiten, am ehesten vielleicht noch das historische Viertel Intramuros. Verkehrsberuhigt kann man hier durch die koloniale Vergangenheit schlendern, spanische Architektur entdecken und in glanzvollen 20151031-Manila-Lumix-36Hinterhöfen frisch gepressten Mangosaft trinken. Erstaunlich, dass hier kaum etwas „original“ ist, viele Gebäude wurden erstmals im 16. Jahrhundert errichtet, dann aber durch diverse Erdbeben, zuletzt vom Zweiten Weltkrieg zerstört und trotzdem immer wieder aufgebaut. Ein vergnüglicher Nachmittag, der mit einem leckeren gegrillten Fisch und traumhaften Sonnenuntergang am Hafen endet. Wir müssen heute früh ins Bett, morgen geht’s um 6 Uhr los Richtung Fähre, wir fahren nach Cebu, 22 Stunden, zum Glück in einer Kabine. Dort wartet dann hoffentlich das Strandparadies auf uns…

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Ein Kommentar

  1. Hallo Eric,
    Hallo Julia,
    Du tust/Ihr tut ganz bestimmt das Richtige, raus aus der sog. Endlosschleife und hoffentlich bald als Kolumnist/-en eines interessanten Magazins, um weiterhin an deine/eure „feine“ Feder teilzuhaben zu können, es geht anderen hier mittlerweile sicherlich genauso.

    Viele Grüße aus nah bei Stuttgart
    Janni, Jannis und Toulchen

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