Angekommen im Paradies

Das hätte ich nie gedacht, dass ich auf dieser Reise irgendwann auf Mauritius lande. Ich hatte keinerlei Vorstellung von dieser Insel, außer dass ich sie mit dem ultimativen Luxusurlaub verbunden habe. Als ich sah, das AirAsia billige Flüge anbietet, machte ich mich ein bisschen schlau und siehe da – das Paradies scheint erschwinglich zu sein. Und so stand ich vor drei Tagen am Einreiseschalter, sah dieses unfassbar schöne Meer durch die großen Scheiben, kam ein bisschen ins Plaudern mit den sehr netten Grenzbeamten, die mir dann gleich eine Aufenthaltsbewilligung für drei Monate in den Pass stempelten, und konnte es alles nicht fassen. Diese ganz leichte Fassungslosigkeit hält immer noch an, an dem Meer kann man sich nicht sattsehen und überall sind kleine Wunder zu entdecken. Ich nahm den Bus vom Flughafen in Richtung meiner Unterkunft, einmal umsteigen und alles klappte hervorragend. Am wahrscheinlich schönstgelegenem Busbahnhof der Welt musste die Weiterfahrt aber erst mal warten – 10 Meter sind es bis zum türkisfarbenen Ozean, auf dem kleine Fischerboote schunkeln und in der Ferne der beeindruckende „Lions Head“ über die Bucht wacht, in der die Holländer vor fast 500 Jahren erstmals ankerten. Irgendwann kam ich dann in Riviére des Creoles an, müde und vollkommen verschwitzt, aber noch nicht fertig genug, um nicht mit meiner Wirtin eine Fahrt über Land zu machen. Eigentlich wollte ich ja nur ein wenig Milch für den Kaffee am nächsten Morgen, sie machte daraus gleich eine kleine Inselrundfahrt. Durch Zuckerplantagen ging es zuerst zum Milchbauern, die Reinkarnation von Bob Marley, der mit seiner Familie inmitten von einigen Kühen, Kälbern und jungen Hunden ein sehr entspanntes Dasein führt. Die Milch des Tages war leider schon aus, also weiter zum Supermarkt. Meine Wirtin kannte jeden, wir hielten mal da, um einen Freund für ein paar hundert Meter mitzunehmen, mal dort, um ein Schwätzchen zu halten, so gut gelaunte Menschen und ich fühlte mich wie adoptiert. Ich wäre liebend gerne noch länger dort geblieben, wenn der Verkehr auf der Durchgangsstraße direkt vor meinem Fenster nicht ab fünf Uhr morgens losgedonnert wäre. Also zog ich um nach Mahébourg, gesprochen Maibur, und wohne jetzt bei nicht minder herzlichen und fröhlichen Menschen. Touristische Attraktionen bietet der Ort kaum, erst ein paar Kilometer entfernt fangen die Traumstrände an, aber hier bekommt man einen phantastischen Einblick ins mauritianische Leben. Menschen und Kultur sind ein wunderbarer Mix aus Indien, Frankreich und Afrika und seit ich heute im sehr sehenswerten Nationalmuseum war, kann ich das auch etwas besser einordnen. Mauritius war unbewohnt, als die Holländer 1598 hier landeten. Sie brachten Sklaven von der ostafrikanischen Küste und aus Indien ins Land, verloren dann aber das Interesse – zu heiß, zu viele Stürme und wahrscheinlich zu wenig Käse 🙂 Sie gaben die Insel auf und kurz darauf kamen die Franzosen, mehr Sklaven, später die Piraten und dann die Engländer. Die Holländer haben kaum Spuren hinterlassen, die Engländer sind für den Linksverkehr verantwortlich, aber die Franzosen haben der Kultur merklich ihren Stempel aufgedrückt. Die Hauptsprache Creole basiert auf dem französischen, viele sprechen auch reines französisch, fast alle aber auch englisch. Boulangerie und Patisserie sieht man an jeder Ecke, zum Frühstück gibt’s Baguette. Die Menschen wirken eher indisch, aber dann doch auch nicht so ganz, dunkler, breitere Nasen, die Kulturen haben sich vermischt zu einem tollen Mix. Was wirklich unglaublich ist, ist die Freundlichkeit und die extreme Fröhlichkeit. Jeder will einem helfen, auf eine ganz und gar unaufdringliche Art, man kommt schnell ins Gespräch, lacht zusammen und geht dann wieder seiner Wege. Kulinarisch scheint mir die Kombination indischer, afrikanischer und französischer Einflüsse geradezu ideal zu sein, zum Baguette wird eine grüne Chilipaste serviert, die zwar mörderscharf, aber trotzdem unglaublich aromatisch ist, kreolische Soßen aus fruchtigen Tomaten mit Curryblättern, exotischen Gewürzen und Schnittlauch sind der Hammer und zu allem frisch gefangener Fisch. Auf den Märkten finden sich Gemüse und Früchte, die ich noch nie gesehen habe, die Bananen haben hier einen ganz eigenen, sehr fruchtigen Geschmack und Rum ist das Nationalgetränk, gerne aromatisiert mit Früchten. Ich hatte bisher nur die Litschi-Variante, die ist jedenfalls köstlich…

Nach gerade mal drei Tagen auf der Insel fühle ich mich pudelwohl. Eine Gesellschaft, die einen mit offenen Armen empfängt, so dass ich gar nicht glauben kann, erst so kurz hier zu sein. Es gibt so viel zu tun, so viel zu erleben, dass ich anfange zu ahnen, warum sie mir diesen Dreimonatsstempel verpasst haben. Fortsetzung folgt…

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